The Old Republic 01 - Eine unheilvolle Allianz
die Außentemperatur war eindeutig weit unter der Grenze. Jede ungeschützte Körperpartie würde in Sekundenschnelle steinhart gefrieren. Ein Grund mehr, sich zu beeilen.
Sie zog ihren Handschuh ab und benutzte die künstlichen Finger ihrer Prothese, um das Gehäuse der Schubdüse abzureißen. Es fiel ab - ob hoch oder runter konnte sie nicht sagen. Der Horizont wirbelte wild um sie herum. Allein vom Anblick wurde ihr schwindelig. Sie konzentrierte sich auf die Verkabelung im Inneren des Jet-Schirms. Dampf zischte in die eisige Luft. Zum Glück konnte auch Hitze ihren Fingern nichts anhaben. Der Jet-Schirm war eine simple Maschine, eher robust als vielseitig. Er besaß jede Menge Notüberbrückungen und Sicherheitsvorrichtungen, aber die brauchte sie nicht. Sie interessierte sich nur für den Hebel, der den Schub an- und ausschaltete.
Ein scharfer Ruck an einem bestimmten Teil hatte den gewünschten Effekt. Plötzlich herrschte Stille, und sie war schwerelos. Die Welt unter ihr drehte sich noch immer, aber wenigstens veränderte sich die Richtung nicht dreimal pro Sekunde. In dem Moment, da sie einen halbwegs klaren Blick hinunterwerfen konnte, erkannte sie auch wie nah sie dem Boden gekommen war. Wie überaus gefährlich nah.
Aber darauf kam es nicht an. Im Augenblick musste sie das Trudeln korrigieren. Sie zählte blindwütig vor sich hin und schätzte den richtigen Zündungspunkt mehr nach Gefühl als aufgrund bewusster Kalkulation ein. Ihre künstlichen Finger schoben sich in die heißen Eingeweide und schalteten den Schub nur für eine Sekunde wieder an.
Mit einem Ruck fegte sie wild schlingernd durch den Himmel. Viel zu lange. Sie musste präziser sein. Sie zählte wieder ab und versuchte es erneut, dieses Mal mit mehr Erfolg. Zwar trudelte sie danach immer noch, aber wenigstens nicht mehr so heftig, weshalb die dicker werdende Luft eine stabilisierende Wirkung auf ihren Körper hatte. Sie streckte Arme und Beine in Sternhaltung aus, bis sie gleichmäßig mit dem Gesicht nach unten fiel.
Der Komplex am Südpol des Planeten kam ihr mit erschreckender Geschwindigkeit entgegen. Sie aktivierte den Jet-Schirm und behielt ihn auf voller Leistung und kämpfte sich permanent damit ab, ihn gerade nach unten zu richten. Es war, als würde sie auf einem umgekehrten Kegel balancieren. Schon das geringste Schwanken drohte sie umzukippen, sodass sie wieder von vorn hätte beginnen müssen.
Langsam und gleichmäßig fing ihre Fallgeschwindigkeit an nachzulassen.
Sie nahm sich sogar Zeit zu prüfen, wo sie landete. Es war eine weite, flache Ebene, durchkreuzt von tiefen Rissen, die zu gerade aussahen, als dass sie einen natürlichen Ursprung haben konnten. Eine Tür, war ihr erster Gedanke, die nach unten führt. Um sie herum standen mehrere Geschützstellungen, die zum Glück alle auf andere Ziele ausgerichtet waren. Es gestaltete sich schon schwierig genug, in gerader Linie hinunterzukommen, von Ausweichmanövern ganz zu schweigen. Sie wollte über die Schulter blicken, um zu sehen, wo die anderen waren, aber schon der leiseste Versuch drohte sie aus ihrem empfindlichen Gleichgewicht zu reißen.
Immer langsamer fiel sie hinunter, bis sie sich etwa in Laufgeschwindigkeit dem Boden näherte, der nur noch einige Dutzend Meter unter ihr lag. Erste Erleichterung überkam sie. Allen Widrigkeiten zum Trotz würde sie es schaffen!
Mit einem rauen Stottern ging dem Jet-Schirm der Treibstoff aus. »Nein!«, schrie sie.
Aber Worte konnten nichts ausrichten. Wieder stürzte sie mit rapide ansteigender Geschwindigkeit hinab. Nur noch Sekunden trennten sie davon, wie ein Insekt auf der harten Oberfläche Sebaddons zerschlagen zu werden. Nichts konnte sie mehr retten.
Kräftige Arme legten sich um ihre Brust. Mit einem Keuchen spürte sie, wie sie fest gedrückt und nach hinten gezogen wurde. Sie konnte nicht sehen, was passiert war, aber sie erkannte die Handschuhe, die vor ihrer Brust ineinandergriffen. Standardausgabe der Republik. Der JetSchirm des Besitzers der Handschuhe heulte beansprucht auf und verlangsamte ihren Fall so weit, dass sie mit einem Purzeln landeten, statt aufzuklatschen.
Larin konnte ihr Glück kaum fassen. Sie rappelte sich auf und half ihrem Retter, sich von seinem Jet-Schirm und dem Flügel-Geschirr zu befreien. Sein Visier klarte auf, und sie erkannte Hetchkee.
»So konnte ich dich nicht abtreten lassen«, sagte er sachlich. »Materialausfall ist unentschuldbar.«
»Ich danke dir«, sagte sie, und
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