The Old Republic - Betrogen
nicht", sagte sie. Eine Zeit lang sagte er nichts, dann: „Vielleicht tue ich das nicht. Aber ich bin da, wenn du reden möchtest. Ich bin dein Freund, Aryn. Das werde ich immer sein."
„Ich weiß."
Wieder schwieg er einen Moment, dann trat er vom Geländer seines Balkons zurück. „Gute Nacht, Aryn. Wir sehen uns morgen früh."
„Gute Nacht, Syo."
Er ließ sie allein mit ihren Gedanken, mit der Nacht.
Syo hatte von Opfern gesprochen. Aryn hatte in ihrem Leben bereits so viel geopfert, und Meister Zallow hatte alles geopfert. Sie lehnte das Opfer nicht ab, aber es musste einen Sinn haben. Und jetzt erkannte sie, dass alles umsonst gewesen war. Immer hatte sie ihre Bedürfnisse und Wünsche unter dem Druck des Opfers, der Nichtbindung und des Dienstes zum Schweigen gebracht. Aber jetzt war ihr Verlangen zu groß. Sie schuldete Meister Zallow zu viel, um seinen Tod ungesühnt zu lassen. Sollten Dar'Nala und Zym und Am-ris und der ganze Rest von ihnen doch den erdrückenden Sith-Bedingungen zustimmen. Sie hatten politische Gründe. Aryn hatte jedoch persönliche, und sie würde sich nicht vor ihnen drücken.
Sie kehrte in ihr Zimmer zurück und schaltete den Videoschirm an. Weitere Kommentare zu dem Angriff, ein cereanischer Experte, der seine Analysen präsentierte, wie dadurch der Kräfteausgleich bei den Friedensverhandlungen beeinflusst wurde. Aryn schaute hin, um sich abzulenken, sah aber eigentlich nichts. Videos.
„Videos", sagte sie und setzte sich auf.
Das Überwachungssystem des Tempels musste den Angriff der Sith aufgezeichnet haben. Wenn sie an die Aufnahmen käme, könnte sie Meister Zallows Mörder sehen.
Vorausgesetzt, dass der Tempel noch stand.
Vorausgesetzt, man hatte die Aufnahmen nicht entdeckt und zerstört.
Vorausgesetzt, die Jedi würden Coruscant nicht dem Imperium überlassen. So weit sollte es nicht kommen, hatte Meisterin Dar'Nala gesagt. Sollte.
Aryn wollte ihr Verlangen nicht dem Glück überlassen, dieses Mal nicht. Am Ende dachte sie doch darüber nach zu springen.
Nachdem sie den Entschluss gefasst hatte, wusste sie, dass sie ihm sofort folgen musste, sonst würde ihre Gewissheit vom Zweifel zerfressen werden. Sie erhob sich und fühlte sich zum ersten Mal seit Stunden wieder leichtfüßig. Dann packte sie ihre Sachen, zog ihre Robe straff und trat hinaus auf den Balkon. Der Wind hatte zugelegt. Die Blätter raschelten in der Brise. Einmal getan, wäre der nächste Schritt nicht mehr rückgängig zu machen. Das war ihr klar.
Sie warf einen Blick hinüber zu Syos Zimmer und sah, dass kein Licht brannte. Mit pochendem Herzen wandte sie sich um und sprang hinaus in die Tiefe, folgte der Bodenständigkeit ihrer Gedanken, abgenabelt vom Orden, von der Nichtbindung, von allem, außer von ihrem Verlangen, etwas Falsches zurechtzurücken.
Sie verlangsamte ihren Fall mit der Macht, landete in der Hocke und rannte los. Niemand hatte sie fortgehen sehen, und niemand würde ihre Abwesenheit vor dem Morgengrauen bemerken. Bis dahin hätte sie schon lange ihr Schiff erreicht und wäre weit weg. Sie musste eine Möglichkeit finden, nach Coruscant zu gelangen, und sie hatte bereits eine Vorstellung, wer ihr dabei behilflich sein könnte. Sie wollte diese Überwachungsvideos. Und dann wollte sie den Sith finden, der Meister Zallow ermordet hatte.
Der Orden mochte gezwungen sein, alles zu verraten, wofür er stand, aber Aryn würde das Andenken an ihren Meister niemals beflecken.
KAPITEL 4
DER REST DER SITH-TRUPPEN war bereits zur Flotte zurückgekehrt, doch Malgus verweilte noch auf Coruscant. Er stand allein zwischen den Ruinen des Jedi-Tempels und schaltete sein Comlink ab, um für die Imperialen Streitkräfte nicht erreichbar zu sein und in der Abgeschiedenheit mit der Macht zu kommunizieren. Der Sith-Lord durchschritt das Gelände der Ruinen und der Verwüstung. Er war zufrieden mit seinem Sieg, doch auch enttäuscht ob der Erkenntnis, dass er seinen Feind geschlagen hatte und noch kein klarer Ersatz in Sicht war.
Er gierte nach dem Kampf. Er kannte sich. Er brauchte den Kampf.
Selbstverständlich würde es noch mehr Schlachten mit den Jedi und der Republik geben, doch mit der Eroberung und Zerstörung Coruscants wurde der Untergang der Republik zur Gewissheit. Es war nur eine Frage der Zeit. Bald würde seine Machtvision Wirklichkeit werden und dann. Was?
Er musste darauf vertrauen, dass die Macht ihm einen neuen Gegner schenken würde, einen neuen Krieg, der es wert sein
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