The Old Republic - Betrogen
der Morgen hinzog, desto mehr Fahrzeuge waren am Himmel zu sehen. Sanitäts- und Rettungsschiffe jagten vorbei. Swoops und Gleiter, die jeweils ein, zwei Personen sonst wohin brachten, zischten über sie hinweg. Mit ihrem Empathievermögen konnte Aryn die Angst, die in der Luft lag, wie ein greifbares Ding spüren. Sie war wie ein Leichentuch, das den ganzen Planeten umspannte. Das Tuch zehrte an ihr, drückte sie nieder. Die Türme aus Durabeton und Transparistahl schienen kurz davor, auf sie hinabzustürzen. Sie fühlte sich gebeugt und angespannt in Erwartung eines neuen Schlages. Die Angst war allgegenwärtig, die Milliarden Einwohner eines ganzen Planet projizierten ihr nacktes Entsetzen in den Morgen. Sie konnte sie nicht ausblenden. Sie wollte sie nicht ausblenden. Die Jedi hatten sie im Stich gelassen. Sie verdiente es zu fühlen, was sie fühlten.
„Hörst du mich, Aryn? Aryn?" Sie kehrte mit ihren Gedanken zurück und sah Zeerid neben einem dachfreien Armin-Gleiter warten. Irgendjemand hatte ihn mitten auf der Straße stehen gelassen. Zeerids Gesicht verzog sich besorgt, als er ihren Blick sah. Mit seinen aufgerissenen Augen und dem struppigen Bart sah er aus wie ein religiöser Fanatiker. „Alles in Ordnung mit dir?", fragte er. „Stimmt was nicht?"
„Nein, mir geht's gut. Es ist nur. überall ist Angst. Die Luft ist voll davon." Zeerid nickte und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, der sein Mitgefühl zeigen sollte. „Es tut mir leid, dass du das empfinden musst, Aryn. Jeder auf Coruscant weiß, was das Imperium mit ein paar der Planeten, die es eroberte, angestellt hat. Aber ich denke, wenn sie das auch hier vorhätten, wäre es schon geschehen."
„Es ist erst ein Tag vergangen", entgegnete Aryn, obwohl sie natürlich hoffte, dass er recht behielt. Ein Geschwader Imperialer Jäger flog hoch oben über ihnen hinweg. Das unverkennbare Jaulen ihrer Triebwerke durchschnitt die morgendliche Stille.
Zeerid kletterte in den Gleiter und entnahm dem Ablagefach vier Proteinriegel, ein Makrofernglas und zwei Flaschen Wasser. Er warf Aryn einen Riegel und eine Flasche zu.
„Iss, trink", sagte er und beugte sich unter die Steuerkonsole.
„Was tust du da?", fragte Aryn. Sie trank gierig, um den Staub aus ihrer Kehle zu bekommen, pellte anschließend den Riegel aus seiner Folie und begann zu essen.
Der Repulsorantrieb des Gleiters erwachte summend zum Leben, und Zeerid kam wieder unter den Armaturen hervor. „Ich nehme diesen Gleiter Wir können nicht den ganzen Weg bis zum Jedi-Tempel zu Fuß zurücklegen. Spring rein." Er musste ihren Gesichtsausdruck richtig gedeutet haben, denn er fügte hi nzu: „Das ist kein Diebstahl, Aryn. Jemand hat ihn stehen gelassen. Komm schon." Sie kletterte auf den Sitz neben Zeerid und schnallte sich an. Zeerid startete, und der Armin schnellte in die Höhe.
Sie kamen schnell voran, denn es herrschte kaum Verkehr. Zeerid flog in einer Höhe von ungefähr einem halben Kilometer. Eine Zeit lang blickte Aryn hinaus und auf Coruscant hinab, aber die zertrümmerten Gebäude, schwelenden Feuer und schwarzen Löcher in der Stadtlandschaft machten sie mürbe, und bald sah für sie alles gleich aus. Als ihr klar wurde, dass sie sich an den Anblick der Zerstörung gewöhnt hatte, lehnte sie sich zurück und spähte durch die Windschutzscheibe zum raucherfüllten Himmel. „Der Tempel kommt da vorne", sagte Zeerid, als er eine Kurve zog. „Dort." Als sie ihn sah, sank ihr das Herz. In ihrem Bauch öffnete sich ein Loch, und es kam ihr so vor, als würde sie fallen. Sie streckte eine Hand aus und hielt sich am Sicherheitsbügel fest, um nicht ins Straucheln zu kommen. „Es tut mir leid, Aryn."
Aryn fehlten die Worte. Der Tempel, seit Jahrtausenden beständiges Heiligtum der Jedi, war nur noch ein Haufen rauchender Steine und Stahl. Die Vernichtung, die die Sith über Coruscant gebracht hatten, hatte sie generell schwer getroffen, aber die Zerstörung des Jedi-Tempels gab ihr den Rest. Sie musste sich daran erinnern zu atmen. Sie konnte ihren Blick nicht von den Trümmern abwenden. Zeerid streckte seinen Arm aus und nahm ihre Hand. Sie schloss ihre Finger um die seinen und hielt sich an ihm fest, als wäre sie eine Ertrinkende und er ein Rettungsring. „Ich finde nicht, dass wir landen sollten, Aryn. Das kann keine Datenkarte überlebt haben."
„Flieg dichter ran, Zeerid."
„Bist du sicher?"
Auf ihr Nicken hin brachte er den Gleiter näher heran, damit
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