The Penthouse (Fundament) (German Edition)
nochmal ja“, schrie Chris ihn an und sprang auf.
Der Uniformierte wich zurück und meinte verwirrt zu seinem Kollegen: „Was ist denn mit dem Typen los?“
„Keine Ahnung.“
Als die ersten entsetzten Polizisten wieder aus dem Haus hervor kamen und ihren Kameraden von der abscheulichen Mordtat im Inneren erzählten, war Chris schon längst wieder auf die Treppenstufe zurückgesunken. Uniformierte tuschelten untereinander und warfen immer wieder verstohlene Blicke in seine Richtung. Eine einsame Träne kullerte seine Wange hinunter.
Wie soll ich das Candace nur beibringen…Ihr Mann…verschwunden und ich konnte keinen Finger rühren.
Noch vor ein paar Stunden hatte er gedacht, schlimmer könnte es ihm nicht laufen. Seine Familie war ihm entglitten, er war ein psychisches Wrack und sein Leben glich eher einem Trümmerhaufen als einer Idylle. Jetzt musste er aber feststellen, dass alles noch viel schlimmer wurde. Er hatte sich getäuscht, denn rein theoretisch hatte er jetzt nichts mehr. Nur noch seinen Job. Und diesen hasste er nach dem Vorfall noch mehr, als er es zuvor ohnehin getan hatte.
Er hatte ihm alles genommen. Seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunftsperspektiven. Chris war am Ende. Und das Schlimmste war: Er wusste nicht mehr, wie er aus diesem Sumpf herauskommen konnte, wie er sein Leben wieder richten konnte.
Das Gebiet rund um das Haus war mittlerweile mit gelben Bänder weiträumig abgesperrt, gerade rechtzeitig, denn die ersten Pressegeier hatten von der Mordtat Wind bekommen und schlichen um die Absperrung herum, immer auf der Suche, einen Blick auf irgendetwas aussagekräftiges zu erhaschen. Dutzende große Sendewagen standen am Rande des Grundstücks, Kameras und Belichtungen waren aufgebaut, Journalisten sprangen aufgeregt von links nach rechts und versuchten einen Cop ausfindig zu machen, der Ihnen mehr über die mysteriösen Ereignisse hier im Kornfeld erzählen konnte. Blitzlicht erhellte die Umgebung und verstärkten den Eindruck, dass hier vor kurzem etwas wirklich Surreales geschehen war.
Hinter Chris kamen zwei Sanitäter aus dem Haus, beide eine Trage fest im Griff, auf der die so grauenhaft hingerichtete Dame unter einem Leichentuch nach draußen gebracht wurde.
Das Gelände war mittlerweile zu einem echten Bienenstock mutiert. An einer Stelle hielten Polizisten die Reporter zurück, an der anderen Stelle kamen Beamte von ihrer Suche aus dem Kornfeld wieder und dort untersuchten Kriminaltechniker nach verwertbaren Spuren für die Aufklärung des Verbrechens. Überall blitzten die Kameras und das Geschrei war zwischenzeitlich ohrenbetäubend. Chris widerte dieses ganze Mediengetue an.
Mit lautem Getöse ratterte ein Polizeihelikopter über die Menschensammlung hinweg, im Kornfeld auf der Suche nach dem verschwundenen Polizisten, und als die grellen Suchscheinwerfer über Chris hinweg glitten, zuckte dieser angsterfüllt zusammen.
Wie soll ich denn damit leben? Immer sich fürchten, wenn du ein helles Licht siehst? Was ist los mit dir Mann, reiß dich zusammen!
Aber Gedanken sind eine Sache, Gefühle eine ganz Andere. Und eben genau diese überwältigten Chris jetzt wieder. Sein ganzer Körper erzitterte und dem Weinanfall, der ihn jetzt mit voller Gewalt heimsuchte.
Ramon…wo bist du?
Ein Teil von ihm hoffte immer noch darauf, dass irgendein Beamter aus dem Kornfeld gerannt kam, laut schreiend er habe Ramon gefunden. Ein anderer Teil in seinem Kopf wusste ganz genau, dass dies nicht geschehen würde. Warum, das wusste er auch nicht. Irgendwie konnte er es fühlen. Diese bittere Gewissheit, dass er seinen Freund vielleicht nie wieder sehen würde. Erinnerungen aus der Vergangenheit huschten durch sein Gedächtnis: Die erste Kneipenschlägerei, der erste Streit wegen eines Mädchens, der erste Arbeitstag auf Streife, die gemeinsamen Familientreffen…
Ein Räuspern, versetzte Chris zurück in die Realität.
„Singer, richtig?“
Er hob erschöpft den Blick und erblickte einen Mann in Zivil, mit einem abgenutzten Hut auf dem Kopf und einem alten zerfledderten Mantel um den Oberkörper.
„Der bin ich.“
„Mein Name ist Blascyk. Detective Blascyk und bin hier, um wegen dieses Mordfalls zu ermitteln. Ich hätte da ein paar Fragen bezüglich ihres Einsatzes.“
„Wenn‘s sein muss“, erwiderte Chris matt und stand unter größten Anstrengungen auf. Sein Gesicht war verquollen, die Lippen schmeckten salzig und er musste einfach nur bemitleidenswert
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