The Stand. Das letze Gefecht
Sekunden.
Der bärtige Mann hatte die Pistole auf Stu gerichtet. Als die blonde junge Frau Jetzt ! schrie, ruckte der Lauf leicht in ihre Richtung wie eine Wünschelrute, die auf Wasser reagiert. Die Waffe ging mit einem Laut los, als würde Stahl durch Pappkarton gestoßen werden. Stu fiel vom Motorrad, und Frannie kreischte seinen Namen. Dann stützte sich Stu auf beide Ellbogen (die vom Sturz aufgeschürft waren; die Honda lag auf seinem Bein) und feuerte. Der Bärtige schien rückwärts zu tanzen wie ein Vaudevillestar, der nach einer Zugabe die Bühne verläßt. Das verblichene karierte Hemd, das er trug, bauschte sich auf. Er riß die Pistole, eine Automatik, himmelwärts, und das Geräusch von Stahl durch Pappkarton wiederholte sich viermal. Er fiel auf den Rücken.
Beim Schrei der blonden Frau waren zwei der drei Männer hinter dem Bärtigen herumgefahren. Einer drückte beide Abzüge der Waffe, die er in der Hand hatte, eine altmodische Remington Kaliber 12. Er hatte das Schulterstück des Gewehrs nirgends angelegt - er hielt es neben der rechten Hüfte -, als es mit einem Laut wie Donner in einem kleinen Zimmer losging, flog es ihm nach hinten aus der Faust und riß dabei Haut von den Fingern. Es fiel polternd auf die Straße. Das Gesicht einer der Frauen, die nicht auf den Ruf der Blonden reagiert hatten, verschwand in einem unglaublichen Blutschwall; einen Augenblick konnte Frannie ihr Blut tatsächlich auf den Asphalt regnen hören, wie bei einem plötzlichen Wolkenbruch. Ein Auge starrte unverletzt durch die Maske aus Blut, die die Frau jetzt trug. Es war glasig und leer. Dann fiel die Frau vornüber auf die Straße. Der Kombi hinter ihr, ein Country Squire, war vom Schrot durchsiebt. Ein Fenster war ein Wasserfall milchiger Risse. Das blonde Mädchen rang mit dem zweiten Mann, der sich ihr zugewandt hatte. Das Gewehr des Mannes ging zwischen den beiden los. Ein Mädchen rannte auf die zu Boden gefallene Schrotflinte zu.
Der dritte Mann, der sich nicht zu den Frauen umgedreht hatte, feuerte auf Fran. Frannie saß breitbeinig auf dem Motorrad und blinzelte ihn dümmlich an. Er hatte olivfarbene Haut und sah wie ein Italiener aus. Sie spürte eine Kugel an der linken Schläfe vorbeisirren.
Harold hatte endlich eine Pistole aus dem Holster bekommen. Er hob sie und schoß auf den Mann mit der olivfarbenen Haut. Die Entfernung betrug etwa fünfzehn Schritte. Harold schoß fehl. Im Blech des rosa Wohnwagens, unmittelbar links vom Kopf des Mannes mit der olivfarbenen Haut, war ein Einschußloch zu sehen. Der Mann mit der olivfarbenen Haut sah Harold an und sagte: »Jetzt massakrier' ich dich, Hurensohn!«
» Nein, nicht !« schrie Harold. Er ließ die Pistole fallen und breitete die leeren Hände aus.
Der Mann mit der olivfarbenen Haut feuerte dreimal auf Harold. Alle drei Schüsse gingen daneben. Der dritte kam am nächsten; er heulte als Querschläger vom Auspuff von Harolds Yamaha ab. Die Maschine kippte um; Harold und Glen wurden abgeworfen. Inzwischen waren zwanzig Sekunden verstrichen. Harold und Stu lagen flach am Boden. Glen saß mit überkreuzten Beinen auf der Straße. Er machte immer noch den Eindruck, als wüßte er nicht genau, wo er war oder was vor sich ging. Frannie versuchte verzweifelt, den Mann mit der olivfarbenen Haut zu erschießen, bevor er Harold und Stu erschießen konnte, aber ihr Gewehr ging nicht los, es schoß nicht, weil sie vergessen hatte, den Sicherungsbolzen mit dem Daumen zurückzuschieben. Die blonde Frau kämpfte noch mit dem zweiten Mann, und die Frau, die zu der Schrotflinte auf dem Boden gerannt war, rang jetzt mit einer anderen Frau um die Waffe.
Der Mann mit der olivfarbenen Haut, der in einer Sprache fluchte, bei der es sich ganz zweifellos um Italienisch handelte, legte wieder auf Harold an, dann feuerte Stu; die Stirn des Mannes mit der olivfarbenen Haut wurde nach innen gedrückt, und er klappte zusammen wie ein Sack Kartoffeln.
Mittlerweile beteiligte sich noch eine dritte Frau am Gerangel um die Schrotflinte. Der Mann, der sie verloren hatte, bemühte sich, alle drei wegzudrängen. Die dritte Frau griff ihm zwischen die Beine, packte den Schritt seiner Jeans und drückte zu. Fran sah, wie ihre Sehnen bis hinauf zum Ellbogen hervortraten. Der Mann schrie. Der Mann verlor das Interesse an der Schrotflinte. Der Mann griff sich an die Genitalien und humpelte vornübergebeugt davon.
Harold kroch über die Straße zu seiner Pistole und warf sich darauf. Er hob
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