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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Shirley Hammett. Den Namen der anderen Frau, die Mitte Dreißig zu sein schien, kannt en sie nicht; sie war im Trancezustand durch die Straßen geschlendert, als AI, Garvey, Virge und Ronnie sie vor zwei Tagen in der Stadt Archbold aufgelesen hatten.
    Die neun verließen den Highway und lagerten in einem Farmhaus westlich von Columbia, jenseits der Staatsgrenze lowas. Sie alle standen unter Schock, und Fran dachte später oft, der Fußmarsch der Gruppe vom umgestürzten rosa Wohnwagen auf der Mautstraße durch die Felder müßte einem zufälligen Beobachter wie der Ausflug der Insassen des nächstgelegenen Irrenhauses vorgekommen sein. Das Gras, das hoch war und noch naß vom nächtlichen Regen, hatte ihre Hosen bald durchweicht. Weiße Schmetterlinge, noch träge mit ihren feuchten Flügeln, flatterten in trunkenen Kreisen und Achten auf sie zu und wieder weg. Die Sonne bemühte sich durchzukommen, hatte es aber noch nicht geschafft; sie war ein heller, wäßriger Fleck, der schwach eine eintönige weiße Wolkendecke erhellte, die sich von einem Horizont zum nächsten spannte. Aber mit oder ohne Wolkendecke, der Tag war jetzt schon heiß und schwül; kreisende Krähenschwärme mit ihren krächzenden, häßlichen Schreien zogen am Himmel dahin. Es gibt jetzt mehr Krähen als Menschen, dachte Fran benommen. Wenn wir nicht aufpassen, picken sie uns buchstäblich vom Antlitz der Erde. Rache der schwarzen Vögel. Waren Krähen Fleischfresser? Sie hatte die starke Befürchtung.
    Hinter diesem unablässigen, sinnlosen Strom, kaum sichtbar wie die Sonne hinter der schmelzenden Wolkendecke (aber kräftig wie die Sonne an diesem schrecklichen, schwülen Morgen des 30. Juli 1990), rasten immer wieder die Bilder Schießerei durch ihr Hirn. Das Gesicht der Frau, das von der Schrotsalve zerfetzt wurde. Stu, wie er zu Boden stürzte. Der Augenblick des Entsetzens, als sie sicher gewesen war, daß es Stu erwischt hatte. Ein Mann, der Jaaa, ihr Flittchen! schrie und sich anhörte wie Roger Rabbit, als Harold ihn durchlöcherte. Das Stahl-durch-Pappkarton-Geräusch der Pistole des Bärtigen. Susan Sterns animalischer Siegesschrei, als sie breitbeinig über dem Leichnam ihres Feindes stand, während sein noch warmes Gehirn aus seinem zertrümmerten Schädel quoll. Glen ging neben ihr; sein schmales, sonst sardonisches Gesicht war jetzt beunruhigt, das graue Haar flatterte strähnig um seinen Kopf, als wollte es die Schmetterlinge nachahmen. Er hielt ihre Hand und tätschelte sie ständig wie zwanghaft.
    »Du darfst dich nicht davon beeinflussen lassen«, sagte er. »Solche Schrecken... mußten passieren. Der beste Schutz dagegen ist Vielzahl. Gesellschaft, weißt du. Gesellschaft ist das Fundament des Bauwerks, das wir Zivilisation nennen, der einzig wirksame Schutz gegen Gesetzlosigkeit. Du mußt solche... solche Vorkommnisse als Gang der Dinge sehen. Das vorhin war ein absoluter Einzelfall. Stell dir einfach vor, es waren Trolle. Ja! Trolle oder Gnome oder Bestien. Monster der übelsten Sorte. Kannst du das? Ich bin überzeugt, dass Wahrheit für sich sprechen muß. Eine sozio-konstitutionelle Ethik, könnte man sagen. Ha! Ha!«
    Sein Lachen war mehr ein Stöhnen. Sie kontrapunktierte jeden seiner unvollendeten Sätze mit einem »Ja, Glen«, aber er schien es nicht zu hören. Glen roch leicht nach Erbrochenem. Die Schmetterlinge prallten gegen sie und flatterten auf ihren unergründlichen Schmetterlingswegen weiter. Fran und die anderen waren nun fast beim Farmhaus angelangt. Der Kampf hatte weniger als eine Minute gedauert. Weniger als eine Minute, aber Frannie vermutete, daß sie die Bilder lange nicht aus dem Kopf bekommen würde. Glen tätschelte ihre Hand. Sie wollte ihm sagen, er möge das sein lassen, befürchtete aber, daß er dann zu weinen anfing. Das Tätscheln konnte sie ertragen. Sie war nicht sicher, ob sie es ertragen konnte, Glen Bateman weinen zu sehen.
    Stu wurde auf der einen Seite von Dayna Jürgens, dem blonden Mädchen, und auf der anderen von Harold flankiert. Susan Stern und Patty Kroger hatten die namenlose katatonische Frau zwischen sich, die in Archbold aufgelesen worden war. Shirley Hammett, die von dem Mann, der im Todeskampf Roger Rabbit gespielt hatte, auf kürzeste Distanz verfehlt worden war, ging ein Stück links, murmelte und schnappte ab und zu nach einem vorbeiflatternden Schmetterling. Die Gruppe kam langsam voran, aber Shirley Hammett konnte selbst dieses Tempo kaum mithalten. Das graue Haar

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