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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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seine Eingeweide bohrte. Der endgültige Einlauf. Dann verkrampften sich die Hüften von Kid, sein Penis zuckte in Mülls Hand. Seine Faust wurde glitschig wie ein Gummihandschuh. Einen Augenblick später wurde die Pistole herausgezogen. Stumme Tränen der Erleichterung flössen über Mülls Wangen. Er hatte keine Angst vor dem Sterben, jedenfalls nicht im Dienste des dunklen Mannes, aber er wollte nicht in diesem dunklen Motelzimmer von einem Psychopathen ermordet werden. Nicht bevor er Cibola gesehen hatte. Er hätte zu Gott gebetet, wußte aber instinktiv, dass Gott keinem Gehör schenken würde, der sich dem dunklen Mann verschworen hatte. Und was hatte Gott schon je für den Mülleimermann getan? Oder für Donald Merwin Elbert, was das anbetraf?
    Im keuchenden Schweigen ertönte die Stimme von Kid, der falsch und krächzend und verschlafen ein Lied anstimmte:
    »My buddies an me aregettin real well known... yeah, the badguys know us an they leave us alone...«
    Er fing an zu schnarchen.
    Jetzt gehe ich, dachte der Mülleimermann, aber er hatte Angst, er würde Kid aufwecken, wenn er sich bewegte. Ich gehe, sobald ich sicher bin, daß er wirklich schläft. Fünf Minuten. Länger sollte es nicht dauern.
    Aber niemand weiß, wie lange fünf Minuten in der Dunkelheit sind; man könnte zutreffend sagen, daß in der Dunkelheit fünf Minuten nicht existieren. Er wartete. Er döste ein und wurde wieder wach, ohne zu wissen, daß er gedöst hatte. Es dauerte nicht lange, da war er die Rutsche des Schlafs ganz hinuntergeschlittert. Er war auf einer dunklen Straße, die sehr hoch war. Die Sterne schienen zum Greifen nahe zu sein; es war, als könnte man sie einfach vom Himmel pflücken und wie Glühwürmchen in ein Glas sperren. Es war bitterkalt. Es war dunkel. Im frostigen Sternenlicht konnte er düster das Antlitz der Felswände sehen, durch die der Highway hindurchschnitt.
    Und in der Dunkelheit kam ihm etwas entgegen.
    Und dann seine Stimme, die von überall und nirgends kam: In den Bergen gebe ich dir ein Zeichen. Ich beweise dir meine Macht. Ich zeige dir, was mit denen geschieht, die sich gegen mich stellen. Sei wachsam.
    Rote Augen öffneten sich in der Dunkelheit, als hätte jemand drei Dutzend Warnleuchten mit Kapuzen aufgestellt und zog nun die Kapuzen paarweise ab. Es waren Augen, die den Mülleimermann umkreist hatten. Zuerst hielt er sie für die Augen von Wieseln, aber als der Ring enger wurde, sah er, daß es sich um graue Gebirgswölfe handelte, die die Ohren gestellt hatten und von deren dunklen Schnauzen Schaum troff.
    Er hatte Angst.
    Sie kommen nicht deinetwegen, mein guter und getreuer Diener. Siehst du?
    Dann waren sie fort. Die hechelnden grauen Wölfe waren einfach fort.
    Sei wachsam , sagte die Stimme.
    Warte , sagte die Stimme.
    Der Traum ging zu Ende. Er wachte auf und sah hellen Sonnenschein, der durch das Motelzimmer hereinfiel. Kid stand davor, sein Kampf mit der inzwischen aus dem Geschäft ausgestiegenen Firma Adolph Coors vom Vorabend war ihm nicht mehr anzusehen. Das Haar war zu den altbekannten glänzenden Schnörkeln und Tollen gekämmt, und er bewunderte sein Spiegelbild im Glas. Die Lederjacke hatte er über eine Stuhllehne gehängt. Die Hasenpfoten baumelten vom Gürtel wie winzige Leichen von einem Galgen.
    »He, Schleimbeutel, hab' schon gedacht, ich müßte dir noch mal die Hand einseifen, daßde wach wirst. Komm schon, wir ham 'n großen Tag vor uns. Heut wird 'ne Menge passieren, hab' ich recht?«
    »Unbedingt«, antwortete Mülleimer mit einem seltsamen Lächeln. 

    Als der Mülleimermann am Abend des 5. August aus dem Schlaf erwachte, lag er immer noch auf dem Blackjacktisch im Casino des MGM Grand Hotel. Vor ihm saß ein junger Mann mit strohblondem Haar und Spiegelbrille verkehrt herum auf einem Stuhl. Als erstes fiel Mülleimer der Stein auf, der ihm im V des offenen Freizeithemds um den Hals hing. Schwarz, mit einem roten Makel in der Mitte. Wie das Auge eines Wolfs in der Nacht.
    Er wollte sagen, daß er Durst hatte, brachte aber nur ein schwaches »Gah!« heraus.
    »Schätze, du hast einige Zeit in der heißen Sonne verbracht«, sagte Lloyd Henreid.
    »Bist du er?« flüsterte Müll. »Bist du...«
    »Der Große? Nein, der bin ich nicht. Flagg ist in L.A. Aber er weiß, daß du hier bist. Ich habe heute nachmittag per Funk mit ihm gesprochen.«
    »Kommt er?«
    »Was denn, nur um dich zu sehen? Herrje, nein! Er wird hier sein, wenn die Zeit gekommen ist.« Dann

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