The Stand. Das letze Gefecht
ab. Jetzt sahen sie Leute auf der Straße: Frauen, die sich die Kleider in den Schaufenstern ansahen; einen Mann, der eine Hacke bei sich hatte; einen Mann, der sich ein Angelgerät in einem Sportartikelgeschäft hinter einer zerbrochenen Schaufensterscheibe ansah. Larry sah Dick Vollman aus seiner Gruppe in eine andere Richtung radeln. Er winkte Larry und Leo zu. Die beiden winkten zurück.
»Was Heimliches«, dachte Larry laut, ohne daß er den Jungen weiter ausfragen wollte.
»Vielleicht betet er zu dem dunklen Mann«, sagte Leo nebenbei, und Larry fuhr zusammen, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen. Leo bemerkte es nicht. Er schlug den Ball jetzt auf das Pflaster und fing ihn, wenn er von der Wand abprallte, an der sie gerade vorbeigingen... Klack-plopp.
» Meinst du wirklich ?« fragte Larry und bemühte sich, gleichgültig zu klingen.
»Ich weiß nicht. Aber er ist nicht wie wir. Er lacht viel. Aber ich glaube, in ihm sind Würmer, die ihn zum Lachen bringen. Große weiße Würmer, die sein Gehirn fressen. Wie Maden.«
»Joe... ich meine, Leo...«
Leos Augen, dunkel, distanziert und chinesisch, strahlten plötzlich. Er lächelte. »Da ist Dayna. Die mag ich. He, Dayna!« rief er und winkte. »Hast du 'n Kaugummi?«
Dayna, die gerade das Kettenrad in ihrem spindeldürren Zehngangrad ölte, drehte sich um und lächelte. Sie griff in die Tasche ihrer Bluse und fächerte fünf Streifen Juicy Fruit wie Pokerkarten auf. Mit einem fröhlichen Lachen rannte Leo zu ihr hinüber, daß seine langen Haare flogen; er hielt den Tischtennisball fest in der Hand, und Larry sah ihm nach. Diese Vorstellung von weißen Maden hinter Harolds Lächeln... woher hatte Joe ( nein, Leo, er heißt Leo, glaube ich wenigstens ) nur diese komplizierte - und entsetzliche - Idee ? Der Junge war in einer Art Halbtrance gewesen. Und er war nicht der einzige; wie oft hatte Larry in den wenigen Tagen Leute plötzlich auf der Straße stehenbleiben, eine Weile ins Leere starren und dann weitergehen sehen? Alles hatte sich verändert. Die Bandbreite der Wahrnehmungsfähigkeit der Menschen schien größer geworden zu sein.
Es war beängstigend.
Larry setzte sich in Bewegung und ging zu Dayna und Leo hinüber, die damit beschäftigt waren, den Kaugummi untereinander aufzuteilen.
An diesem Nachmittag fand Stu Frannie auf dem kleinen Hof hinter dem Haus beim Wäschewaschen. Sie hatte eine flache Wanne mit Wasser gefüllt, fast ein halbes Paket Tide hinzugetan und mit einem Besenstiel so lange gerührt, bis eine trübe Brühe entstanden war. Sie wußte nicht, ob sie es richtig gemacht hatte, aber der Teufel sollte sie holen, wenn sie zu Mutter Abagail ging und ihre Unwissenheit eingestand. Sie warf die Wäsche in das Wasser, sprang wild entschlossen in die Wanne und fing an zu stampfen wie ein sizilianischer Traubentreter. Ihr neues Modell Maytag 5000 , dachte sie. Die neue zwei-Fuß-Umwälzmethode, ideal für Ihre Buntwäsche und Feinwäsche und...
Als sie sich umdrehte, sah sie ihren Mann in der Hintertür stehen und amüsiert zusehen. Ein wenig außer Atem hörte Frannie auf.
»Ha-ha, sehr komisch. Wie lange stehst du schon da, Klugscheißer?« »Ein paar Minuten. Wie nennst du das übrigens? Den Paarungstanz der wilden Waldente?«
»Noch mal: ha-ha.« Sie sah ihn kühl an. »Noch so ein dummer Witz, und du kannst heute nacht auf der Couch schlafen, oder mit deinem Freund Glen Bateman auf dem Flagstaff.« »Hör zu, ich wollte nicht...«
»Es ist auch Ihre Wäsche, Mr. Stuart Redman. Sie mögen einer der Gründerväter sein, aber Sie hinterlassen dennoch gelegentlich Bremsspuren in Ihren Unterhosen.«
Stu grinste, das Grinsen wurde breiter, schließlich fing er an zu lachen. »Das war deutlich, Liebling.«
»Im Moment ist mir auch nicht nach Höflichkeiten zumute.«
»Gut, komm einen Augenblick raus. Ich muß mit dir reden.«
Sie war froh, obwohl sie sich die Füße waschen mußte, bevor sie wieder in die Wanne stieg. Ihr Herz klopfte, aber nicht fröhlich, sondern überfordert wie eine getreue Maschine, die von jemand ohne gesunden Menschenverstand mißbraucht wird. Wenn es meine Ur-Ur-Großmutter so machen mußte, dachte sie, dann hatte sie vielleicht ein Anrecht auf das Zimmer, das schließlich der kostbare Salon ihrer Mutter wurde. Vielleicht hat sie es als Gefahrenzulage betrachtet oder so.
Sie betrachtete entmutigt Füße und Waden. Immer noch klebte ein grauer Film Seifenschaum daran. Sie wischte ihn mißfällig
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