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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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leicht eingestaubt war, aber nicht so sehr, daß man das goldgeprägte Wort nicht lesen konnte: HAUPTBUCH.
    Er schämte sich etwas, als hätte er absichtlich herumgeschnüffelt, und setzte rasch den Stein wieder ein, als Harolds Schritte wieder die Treppe heraufkamen. Diesmal saß er perfekt, und als Harold das Zimmer betrat, in jeder Hand ein Weinglas, saß Larry schon wieder in dem grünen Sessel.
    »Ich mußte sie unten im Spülbecken auswaschen«, sagte Harold.
    »Sie waren ein wenig staubig.«
    »Die sehen gut aus«, sagte Larry. »Hör mal, ich kann nicht beschwören, daß der Bordeaux nicht umgekippt ist. Vielleicht ist er schon Essig.«
    »Wer nicht wagt«, sagte Harold grinsend, »der nicht gewinnt.«
    Sein Grinsen machte Larry Unbehagen, er mußte an das Hauptbuch denken - gehörte es Harold, oder hatte es dem früheren Besitzer des Hauses gehört? Und wenn es Harolds Buch war, was in aller Welt könnte er hineingeschrieben haben?

    Sie köpften die Flasche Bordeaux und fanden zu ihrer gemeinsamen Freude heraus, daß der Wein hervorragend war. Nach einer halben Stunde waren sie beide angenehm beschwipst, Harold ein wenig mehr als Larry. Aber Harolds Grinsen war geblieben, sogar noch breiter als vorher.
    Der Wein hatte Larry ein wenig die Zunge gelöst, als er sagte:
    »Diese Plakate. Die große Versammlung am achtzehnten August. Wieso bist du nicht in diesem Komitee, Harold? Jemand wie du wäre doch die logische Wahl.«
    Harolds Lächeln wurde riesig, strahlend. »Nun, ich bin noch ziemlich jung. Wahrscheinlich halten sie mich für zu unerfahren.«
    »Ich finde, das ist eine Schande.« Fand er das wirklich? Das Grinsen. Der so plötzlich verschwundene finstere Ausdruck von Mißtrauen. Fand er das wirklich? Er war nicht sicher.
    »Nun, wer weiß, was die Zukunft bringt«, sagte Harold und grinste breit. »Jeder Hund hat seinen Tag.«

    Gegen fünf Uhr ging Larry. Der Abschied von Harold war freundlich; Harold schüttelte ihm die Hand, grinste und bat ihn, öfter zu kommen. Aber Larry wurde das Gefühl nicht los, daß es Harold scheißegal war, ob er je wiederkam.
    Langsam ging er den Betonpfad zur Straße hinunter, drehte sich um und wollte winken, aber Harold war schon wieder reingegangen. Die Tür war geschlossen. Im Haus war es kühl gewesen, weil die Jalousien heruntergelassen waren, und das hatte er als angenehm empfunden, aber als er jetzt wieder draußen stand, fiel ihm ein, dass er in Boulder noch nie in einem Haus gewesen war, bei dem die Jalousien heruntergelassen waren. Natürlich gab es viele Häuser mit heruntergelassenen Jalousien. Das waren die Häuser der Toten. Als sie krank wurden, hatten sie die Vorhänge vor der Welt zugezogen. Sie hatten sie zugezogen und waren im Verborgenen gestorben, wie ein Tier, wenn seine Stunde gekommen ist. Die Lebenden - vielleicht in der unbewußten Erkenntnis, daß es einen Tod gibt -, machten Jalousien und Vorhänge weit auf.
    Er hatte leichte Kopfschmerzen von dem Wein und versuchte sich einzureden, daß die Kopfschmerzen daher kamen, daß sie Teil eines kleineren Katers waren, die gerechte Strafe dafür, daß er guten Wein gekippt hatte wie billigen Muskateller. Aber das traf es nicht genau - nein, ganz und gar nicht. Er sah die Straße hinauf und hinunter und dachte: Gott sei Dank für unsere Scheuklappen. Gott sei Dank für die selektive Wahrnehmung. Denn ohne sie könnten wir alle Figuren in einer Geschichte von Lovecraft sein.
    Seine Gedanken wurden wirr. Er war plötzlich überzeugt davon, dass Harold ihn hinter den heruntergelassenen Rollos beobachtete, seine Hände sich zum Griff eines Würgers schlössen und öffneten, sein Grinsen in eine Grimasse des Hasses verwandelt worden war... jeder Hund hat seinen Tag . Gleichzeitig erinnerte er sich an die Nacht in Bennington, wo er im Musikpavillon geschlafen hatte und mit dem schrecklichen Gefühl aufgewacht war, es war jemand da... und wie er dann gehört (oder nur geträumt?) hatte, wie staubige Absätze nach Westen stapften.
    Hör auf. Hör auf, dich verrückt zu machen.
    Hügel der blutigen Stiefel, assoziierte sein Verstand frei. Herrgott, hör doch auf, wenn ich nur nie über die Toten nachgedacht hätte, die Toten hinter den heruntergelassenen Jalousien und zugezogenen Vorhängen und undurchsichtigen Rollos, im Dunkeln, so wie im Tunnel, im Lincoln Tunnel, Himmel, wenn sie alle anfingen, sich zu bewegen, sich zu regen, lieber Gott, laß das doch...  
    Und plötzlich fiel ihm ein Ausflug mit seiner

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