Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Bedauerns und seiner Einsamkeit war, hatte ihn daran gehindert. Ihm schien, als wäre selbst der Feuertod nach Art eines buddhistischen Mönchs keine ausreichende Strafe für ihn. Er hatte geschlafen. Und als er erwacht war, hatte er festgestellt, daß sich im Schlaf ein neuer Gedanke in sein Gehirn geschlichen hatte, und dieser Gedanke war:
    WIEDERGUTMACHUNG
    War das möglich? Er wußte es nicht. Aber wenn er etwas fand... etwas GROSSES ... und es dem dunklen Mann in Las Vegas brachte, konnte es dann nicht möglich sein? Und selbst wenn WIEDERGUTMACHUNG unmöglich war, vielleicht war SÜHNE es nicht. Wenn es stimmte, bestand immer noch die Möglichkeit, daß er zufrieden sterben konnte.
    Aber was? Was war groß genug für WIEDERGUTMACHUNG oder SÜHNE? Keine Tretminen oder Flammenwerfer, keine Handgranaten oder automatische Waffen. Das alles war nicht gross genug. Er wußte, daß es für Versuchszwecke zwei große Jagdbomber gab, und er wußte auch, wo sie standen (sie waren ohne Wissen des Kongresses gebaut und aus einem geheimen Fonds bezahlt worden), aber er konnte sie nicht nach Vegas schaffen, und selbst wenn er es könnte, gab es niemanden, der sie fliegen könnte. Wie sie aussahen, brauchten sie eine Besatzung von mindestens zehn Mann, wenn nicht mehr.
    Er war wie ein Infrarot-Gerät, das in der Dunkelheit Hitze registrieren kann und die Hitzequellen als vage rote Teufelsgestalten wiedergibt. Auf seltsame Weise war er in der Lage, die Dinge aufzuspüren, die in dieser Öde lagerten, in der früher so viele militärische Projekte durchgeführt worden waren. Er hätte nach Westen fahren können, direkt zum Projekt Blau, wo das Ganze angefangen hatte. Aber die kalte Seuche war nicht nach seinem Geschmack, und auf seine wirre, wenn auch nicht ganz unlogische Weise glaubte er, daß sie auch nicht nach Flaggs Geschmack sein würde. Einer Seuche war es einerlei, wen sie umbrachte. Es wäre besser für die Menschen gewesen, wenn die Initiatoren von Projekt Blau diese Tatsache nicht vergessen hätten.
    Er war daher von Indian Springs nach Nordwesten gefahren, wo in der sandigen Einöde Nellis Airforce Range lag, und hatte sein Fahrzeug zum Stehen gebracht, als er auf einen hohen Stacheldrahtzaun mit folgenden Schildern stieß: US REGIERUNGSGELÄNDE KEIN ZUTRITT und BEWAFFNETE POSTEN und SCHARFE WACHHUNDE und DRAHT FÜHRT STARKSTROM. Aber der Strom war so tot wie die scharfen Wachhunde und die bewaffneten Posten, und der Mülleimermann fuhr weiter und korrigierte hin und wieder den Kurs. Etwas zog ihn an. Er wußte nicht, was es war, aber es mußte etwas Großes sein. Groß genug.
    Die Goodyear-Ballonreifen seines Geländewagens rollten und rollten und trugen Müll durch ausgetrocknete Flußbetten und über Hänge, die so felsig waren, daß sie aussahen wie der halb bloßgelegte Rücken eines Stegosaurus. Es war windstill und trocken. Die Temperatur mochte an die vierzig Grad betragen. Das einzige Geräusch war das Röhren des modifizierten Studebaker-Motors des Geländewagens.
    Er fuhr einen Hügel hinauf, sah, was unten vor ihm lag, und schaltete einen Moment auf Leerlauf, damit er besser sehen konnte. Unten sah er Gebäude, deren Metalldächer in der Hitze flimmerten und wie Quecksilber aussahen. Nissenhütten und Häuser aus Hohlziegeln. Hier und da standen Fahrzeuge auf den vom Staub zugewehten Straßen. Das ganze Areal war durch drei Stacheldrahtzäune gesichert, und er sah die Isolatoren aus Porzellan, die in Abständen an den Drähten angebracht waren. Es waren nicht die kleinen Isolatoren, die knöchelgroßen, die einen leichten Geh-wegStromschlag verteilten; es waren riesige, so gross wie eine geballte Faust.
    Von Osten führte eine zweispurige Asphaltstraße zum Wachlokal, das wie eine betonierte Tablettenschachtel aussah. Hier hingen keine netten kleinen Schilder mit Aufschriften wie LASSEN SIE IHRE KAMERA VOM WACHHABENDEN ÜBERPRÜFEN und WENN ES IHNEN BEI UNS GEFALLEN HAT, SAGEN SIE ES IHREM KONGRESSABGEORDNETEN. Das einzig sichtbare Schild war rot auf gelb, die Farben der Gefahr, kurz und bündig AUSWEISPAPIERE UNVERLANGT VORZEIGEN.
    »Danke«, flüsterte Mülleimer. Er hatte keine Ahnung, bei wem er sich bedankte. »Oh, danke... danke.« Sein sechster Sinn hatte ihn an diesen Ort geführt, aber er hatte schon immer gewußt, daß es ihn gab. Irgendwo.
    Er legte den Vorwärtsgang ein und fuhr den Hang hinab. Zehn Minuten später war er auf dem Zufahrtsweg zum Wachgebäude. Die Straße war durch eine

Weitere Kostenlose Bücher