The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
helfen Sie uns!«
Der Polizist beugte sich jetzt vor, um Cora zu untersuchen, und sie verharrte völlig reglos. » Wahrscheinlich nur der Schreck«, meinte er und zog mit seinen Wurstfingern ihre Lider hoch. In diesem Moment richtete Cora sich unsicher auf.
» Was ist passiert?«, fragte sie und fächelte sich mit der Hand Luft zu. » Ich habe gehört, dass der Ripper hier sei, und ich habe einfach… oh, die Furcht muss mich überwältigt haben.« Cora blinzelte den Polizeibeamten mit großen Augen an.
» Ja, Sie sind ohnmächtig geworden«, erwiderte dieser ernst, während er ein Taschentuch hervorangelte und damit sein verschwitztes Mondgesicht abrieb. Er musste Ende vierzig sein und wirkte trotz seines keuchenden Atems so, als hätte er lieber Jagd auf den Ripper gemacht, als sich um eine hysterische junge Dame zu kümmern. » Sie sollten besser nicht hier sein, nicht einmal mit Ihrem Bruder. Ein Mörder ist auf freiem Fuß!«
» Oh, danke, dass Sie uns beschützt haben«, murmelte Cora. » Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen vergelten soll. Ich kann nur beten, dass Sie den Ripper bald schnappen, Herr Wachtmeister…«
» Wachtmeister Evans«, entgegnete er schroff und tippte an seinen schwarzen Helm. » Seien Sie vorsichtig, denn ich will Sie nicht noch einmal retten müssen!«, rief er über seine Schulter hinweg, während er sich erneut auf die Jagd nach dem vermeintlichen Ripper machte. Die anderen Polizisten waren längst zwischen den Bäumen verschwunden, aber ich ging davo n a us– ich hoffte es–, dass Damon ihnen entkommen war.
Cora drehte sich zu mir um; ihre hellblauen Augen waren weit aufgerissen, und die kokette Miene, die sie für den Polizisten aufgesetzt hatte, war verschwunden. Sie sah todernst aus. » Wir müssen zurück in den Tunnel und Ihren idiotischen Bruder finden.«
Ich nickte und presste die Lippen aufeinander. Wenn Damon auch nur einen Funken Verstand besaß, würde er sich dort verstecken, bis sich der Tumult gelegt hatte.
Ich nahm Coras Hand und tat so, als gingen wir lediglich spazieren. Cora drückte meine Finger und so setzten wir gemeinsam unseren quälend langsamen Weg durch den Park und Londons verwinkelte Straßen fort. Die Gassen stanken nach Abwasser und verfaulendem Gemüse und das Pflaster war feucht. Ich schärfte meine Vampirsinne und nahm das Rauschen von Blut wahr, das durch Millionen Leiber floss. Aber von Damon keine Spur.
Stattdessen bekam ich einige angsterfüllte Gesprächsfetzen der Passanten mit.
» Es hieß, er sei aus London geflohen, aber was nutzt das schon? Der Ripper terrorisiert unser Land trotzdem.«
» Und dass er wohlhabend sein soll? Das zeigt nur mal wieder, dass man sich mit Geld weder Moral noch Anstand kaufen kann.«
» Ich wette, er ist zurück in der Stadt und wird heute Nacht wieder Angst und Schrecken verbreiten.«
» Ich sage dir, jeder Mann, der seiner Frau erlaubt, nach Einbruch der Dunkelheit das Haus zu verlassen, fordert das Schicksal geradezu heraus.«
» Was ist los?«, fragte Cora neugierig.
» Entschuldigung.« Ich richtete mich auf und schüttelte beschämt den Kopf. Die Konzentration auf die fremden Gespräche hatte meinen Jagdinstinkt geweckt. Ich hatte den Kopf schräg gelegt, die Zähne aufeinandergebissen und meinen Blick über die Menge schweifen lassen. » Die Leute reden über den Ripper.«
» Natürlich tun sie das.« Cora verzog den Mund. » Ganz London will ihn tot sehen. Ich weiß, dass Damon denkt, er könne jeden überlisten, aber das war wirklich knapp. Hoffentlich hat er heute seine Lektion gelernt.«
» Darauf hoffe ich schon seit zwanzig Jahren«, murmelte ich leise.
Cora fuhr empört herum, und ich wusste, dass sie mich gehört hatte. » Stefan Salvatore, ich wette, es gibt auch einige Lektionen, die Sie noch lernen müssen.«
Ich nickte. » Das ist wahr.« Mir gefiel Coras Einstellung.
Als wir endlich die Baustelle erreichten, kletterte ich als Erster in den Tunnel hinunter. Schon von der fünften Sprosse aus konnte ich das Huschen der Ratten hören. Ein bereits so vertrauter Klang wie einst das Zirpen der Zikaden an einem Junitag in Virginia. Doch daneben hörte ich ein wütendes Seufzen, das ich überall erkannt hätte.
» Er ist hier«, rief ich Cora erleichtert zu und folgte diesem Seufzen durch den feuchten Tunnel.
Nach einigen Biegungen fand ich Damon schließlich in eine Ecke gekauert, beleuchtet vom Schein eines kümmerlichen Feuers. Das Haar fiel ihm über die Stirn, die dunklen
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