The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Schatten des Schicksals: Band 5 (German Edition)
Augen waren blutunterlaufen, Bartstoppeln bedeckten sein Gesicht– er sah aus wie ein Gesetzloser, und genau das war er jetzt auch. Er starrte in eine zerfledderte Zeitung in seiner Hand. Wahrscheinlich die gleiche, die auch ich gekauft hatte.
» Samuel bringt mich um«, sagte Damon und blickte auf. » Er hat dafür gesorgt, dass ich mich in London nirgendwo mehr sehen lassen kann. Trotz dieser Schaffneruniform. Hat ja wirklichprächtig funktioniert«, fügte Damon sarkastisch hinzu und warf die graue Mütze ins Feuer. Eine Rauchwolke stieg auf.
» Warum hast du den Tunnel überhaupt verlassen?«, explodierte ich. » Du weißt, dass du gesucht wirst. Dein Bild ist in allen Zeitungen!«
Damon zuckte die Achseln. » Ohne ein kleines Risiko erreicht man gar nichts. Zuerst haben mich die Leute auch kaum angesehen in meiner Schaffneruniform. Und ich habe mir schließlich keine Sehenswürdigkeiten angeschaut, sondern versucht, Samuel zu finden und die Drecksarbeit zu erledigen, damit du das nicht tun musst. Doch dann bin ich plötzlich gejagt worden wie ein gewöhnlicher Verbrecher.« Damon schüttelte ungläubig den Kopf. » Natürlich konnten diese Polizisten nicht mit mir mithalten. Sie taten mir fast schon leid, wie sie geschnauft und gekeucht haben.«
» Sie hätten dich fast geschnappt. Übrigens, gern geschehen!«, erwiderte ich wütend. Wenn wir die Polizisten nicht abgelenkt und Damon einen größeren Vorsprung ermöglicht hätten– wer weiß, wo er jetzt wäre?
» Das warst du? ›Meine Schwester ist ohnmächtig geworden!‹ « , lispelte er spottend. » Das war nicht nötig. Ich wäre auch gut allein zurechtgekommen.«
» Sie hätten getötet werden können«, sagte Cora ernst, während sie jetzt näher trat.
» In meiner Welt heißt es: Töten oder getötet werden«, entgegnete Damon kurz und bündig. » Und ich habe vor, Samuel zu töten. Schließlich habe ich ihm diesen ganzen Jack-the-Ripper -Unsinn zu verdanken.« Damon schäumte. » Samuel will sich mir nicht persönlich stellen, also beauftragt er Menschen, die seinen Willen ausführen. Und als sei das noch nicht genug, lese ich in der Zeitung, dass dieser Narr heute Abend eine Party veranstaltet, um seine politischen Ziele zu verkünden. Betrachten wir es also als Einladung. Das wird seine Beerdigungs-Party«, fügte Damon unheilvoll hinzu. Die feinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf. Wenn es eines gab, was ich von Damon sicher wusste, dann dies: Er hatte schon immer alles getan, wovon er überzeugt war.
» Denkst du, dass er die Polizei mit einem Bann belegt?«, fragte ich. » Oder haben sie dich aus der Zeitung erkannt?«
» Woher soll ich das wissen?«, fragte Damon und rang entnervt die Hände. » Ich bin schließlich nicht in seinen Masterplan eingeweiht. Ich dachte, er sei einfach ein Londoner Aristokrat, den ich ausnutzen kann, damit er mich den richtigen Leuten vorstellt. Ich hätte nie geglaubt, dass er ein wild gewordener Vampir ist. Wenn überhaupt, hätte er gefälligst Begeisterung zeigen sollen, in mir ein weiteres Mitglied seiner Art gefunden zu haben. Aber jetzt hetzt er mich durch die Stadt und das lasse ich mir nicht bieten.«
» Was ist mit Henry?«, fragte ich. » Welches Motiv mag er wohl haben?«
» Was immer Samuel sagt, ist sein Motiv«, zischte Damon. » Henry ist ein nutzloser Trottel, der Samuel wie ein Schoßhund folgt. Darin ähnelt er übrigens einem anderen Bruder, den ich kenne.«
Noch bevor ich ihm seine Beleidigung zurückzahlen konnte, meldete Cora sich zu Wort.
» Also, wer ist Samuel in Wirklichkeit? Ist er tatsächlich so wichtig?«, wollte sie wissen.
» Samuel kandidiert für das Amt des Londoner Regierungsrats. Ich habe ihm dabei geholfen, seinen Wahlkampf zu organisieren«, antwortete Damon mit angewidertem Blick.
» Also, dann brauchen wir jetzt einen Plan, wie wir ihn aufhalten können. Wir haben bereits einen Tag verschwendet.« Eine Lektion hatte ich während meines Vampirdaseins immerhin gelernt: Untätigkeit ging stets nach hinten los. Den rechten Augenblick abzuwarten, hatte bei mir nie funktioniert. Ich war immer zu spät gekommen, sei es eine Minute, eine Stunde oder ein Leben. Aber das würde sich jetzt ändern.
Damon grinste. » Stefan rettet die Lage. Eine brillante Idee. Nun, eine Sache habe ich schon umzusetzen versucht: Ich wollte ihn finden und aufhalten.«
» Aber du kannst nicht einfach durch London rennen und hoffen, dass du ihm über den Weg laufen wirst!«, tobte
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