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The Walking Dead 2: Roman

The Walking Dead 2: Roman

Titel: The Walking Dead 2: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga , Wally Anker
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ruhig bedienen«, bietet er an. »Obendrein habe ich auch ein paar gut ausgestattete Bereitschaftstaschen, Extraverbände und so weiter und so fort. Nehmen Sie, was Sie brauchen.«
    »Das ist wirklich sehr hilfreich, Bob. Von wo stammen Sie?«
    »Aus Vicksburg, hab aber in Smyrna gewohnt, als das mit der Plage angefangen hat. Und Sie?«
    »Atlanta«, erwidert Stevens. »Hatte eine kleine Praxis in Brookhaven, ehe alles den Bach runtergegangen ist.«
    »Auch Atlanta«, meldet sich die junge Frau. »Habe an der Georgia State studiert.«
    Stevens schaut Bob gutmütig an. »Heute schon genippt, Bob?«
    »Hä?«
    Stevens deutet auf den silbernen Flachmann, der aus Bobs Hüfttasche herauslugt. »Ob Sie heute schon etwas getrunken haben.«
    Bob senkt niedergeschlagen und beschämt den Kopf. »Ja, das habe ich.«
    »Trinken Sie jeden Tag, Bob?«
    »Ja.«
    »Hartes Zeug?«
    »Ja.«
    »Bob, ich will Sie nicht in Verlegenheit bringen.« Der Arzt klopft ihm auf die Schulter. »Es geht mich ja eigentlich nichts an. Ich beurteile Sie auch nicht, aber darf ich fragen, wie viel Sie von dem Zeug täglich zu sich nehmen?«
    Bobs Brust verkrampft sich vor Schmach. Alice wendet respektvoll den Blick ab, und er schluckt seine Scham hinunter. »Das weiß ich selber nicht so genau. Manchmal eine halbe Flasche, manchmal eine ganze, wenn ich sie kriegen kann.« Bob wagt einen Blick auf den dünnen Arzt. »Ich verstehe schon, wenn Sie nicht wollen, dass ich mich auch nur in der Nähe Ihrer Patienten …«
    »Bob, entspannen Sie sich. Sie verstehen nicht. Ich finde es fantastisch.«
    »Hä?«
    »Trinken Sie nur weiter. Trinken Sie so viel, wie Sie wollen.«
    »Wie bitte?«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, etwas davon zu teilen?«
    Bob holt langsam seinen Flachmann hervor und starrt Stevens staunend an.
    »Vielen Dank.« Er nimmt den Flachmann, nickt Bob dankend zu und nippt daran, ehe er sich mit dem Ärmel über den Mund fährt und den Flachmann Alice reicht.
    Die Schwester winkt ab. »Nein, danke. Das ist noch ein bisschen früh für mich.«
    Stevens nimmt einen weiteren Schluck, ehe er Bob den Flachmann zurückreicht. »Wenn man länger hierbleibt, ist es absolut notwendig, sich jeden Tag die Birne vollzuknallen.«
    Bob steckt den Flachmann wieder ein und sagt kein Wort.
    Stevens lächelt ihn an, und es hat etwas Herzzerreißendes an sich. »Ich verordne Ihnen hiermit, stets so betrunken wie möglich zu sein, Bob.«
    Auf der anderen Seite der Rennstrecke, hinter der nördlichen Tribüne, erscheint eine drahtige, stark angespannte Gestalt aus einer nicht beschrifteten Metalltür und starrt gen Himmel. Der Regen hat kurzzeitig aufgehört, der Himmel hängt voller niedriger, dunkler Wolken. Der drahtige Gentleman trägt ein kleines Paket, eingewickelt in einer abgenutzten, grasfarbenen Wolldecke. Zusammengehalten wird das Päckchen von einem Lederriemen.
    Der drahtige Mann überquert die Straße und geht den Bürgersteig entlang. Sein rabenschwarzes Haar glänzt vor Nässe und ist zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
    Während er so vor sich hinspaziert, sucht er mit den Augen sein gesamtes Umfeld ab, ist stets auf der Hut. Ihm entgeht nichts, was um ihn herum passiert. Während der letzten Wochen sind die Emotionen wieder etwas abgeklungen, unter denen er so sehr gelitten hat, die Stimme in seinem Kopf verstummt. Jetzt fühlt er sich stark. Dieses Städtchen ist sein Lebensinhalt, sein Raison d’être , der eigentliche Grund dafür, dass er weiterhin scharfsinnig und in Form bleibt.
    Er will gerade um die Ecke der Kreuzung von der Canyon- und der Hauptstraße biegen, als er im Augenwinkel eine Gestalt wahrnimmt. Der ältere Mann – der Saufbruder, der vor ein paar Tagen mit dem Schwarzen und dem Mädchen hier aufgetaucht ist – kommt aus der Krankenstation im Südflügel der Rennstrecke. Der wettergegerbte, alte Mann hält für einen Moment inne, nimmt einen Schluck aus seinem Flachmann, und der drahtige Mann kann die Miene des alten Trinkers sehen, nachdem er die brennende Flüssigkeit die Gurgel hinuntergeschüttet hat.
    In der Ferne lächelt der Alte, als der Alkohol seine Kehle benetzt, und der drahtige Mann kennt den Gesichtsausdruck irgendwoher. Die Grimasse – voller Scham und Trostlosigkeit – lässt den drahtigen Mann ganz sentimental, beinahe mitfühlend werden. Der Alte steckt den Flachmann wieder ein und macht sich angetrunken halb gehend, halb stolpernd in Richtung Hauptstraße auf – ein Gang, wie viele

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