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The Walking Dead 2: Roman

The Walking Dead 2: Roman

Titel: The Walking Dead 2: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga , Wally Anker
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weiß ich endlich, an wen du mich erinnerst.«
    In diesem Augenblick, in dem grauen Licht des bewölkten Tages, erfährt der drahtige Mann – der von nun an sich nur noch als »Governor« wahrnimmt – eine seismische Verlagerung in seinem Gehirn. Er steht einfach da und mustert diesen groben, tief gezeichneten, alkoholkranken Typen aus Smyrna, der ein Abziehbild von Ed Blake ist – dem Vater des Governors. Ed Blake besaß die gleiche dicke Nase, die gleiche hervortretende Stirn und die gleichen Lachfältchen um seine rot umrandeten Augen. Auch Ed Blake hat viel getrunken, genau wie dieser Typ hier, und besaß den gleichen Humor. Er hatte einen sarkastischen Einzeiler nach dem anderen losgelassen, mit den Worten stets den Punkt getroffen – wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, seine Familie mit seinen großen, schwieligen Händen windelweich zu prügeln.
    Auf einmal kommt ein anderer Governor zum Vorschein – ein Teil von ihm, den er tief in sich begraben hat. Ihn ergreift eine Welle sentimentalen Verlangens, die ihn beinahe schwindlig werden lässt. Er erinnert sich an Ed Blake zu glücklicheren Zeiten – ein einfaches Arbeiter-Landei, der lang genug gegen seine Dämonen ankämpfte, um auch ein liebender Vater zu sein. »Du erinnerst mich an jemanden, den ich vor langer, langer Zeit einmal gekannt habe«, sagt der Governor mit sanfter Stimme und blickt Bob Stookey in die Augen. »Los. Es wird Zeit, dass wir etwas trinken.«
    Den restlichen Weg durch die sichere Zone reden die beiden Männer ruhig, aber vertraut miteinander, ganz wie alte Freunde.
    Der Governor fragt Bob, was genau mit seiner Frau passiert ist.
    »Wir haben in diesem Wohnwagenpark gewohnt …«, beginnt Bob langsam mit düsterer Stimme, während er über die Straße humpelt und sich an die schweren Zeiten erinnert. »Die sind einfach gekommen, diese Biester, haben uns überrannt … als ich zurückkam, war es bereits zu spät. Sie haben es geschafft, die Tür zum Wohnwagen aufzubrechen.«
    Er hält inne, und der Governor sagt nichts, geht einfach still neben ihm weiter, wartet.
    »Die haben sich über sie hergemacht. Ich habe sie verteidigt, so gut ich konnte … Und … die haben gerade mal so viel von ihr übrig gelassen, dass sie selbst zum Zombie wurde.«
    Noch eine lange Pause. Bob fährt sich mit der Zunge über seine trockenen Lippen. Der Governor erkennt, dass der Mann schnell einen Drink, seine Medizin braucht, damit er die Erinnerungen im Zaum halten kann.
    »Ich konnte es nicht über mich bringen, sie zu erlösen.« Das keucht er kaum hörbar raus, seine roten Augen füllen sich mit Tränen. »Ich bin nicht stolz auf die Tatsache, dass ich sie am Leben gelassen habe. Bin mir recht sicher, dass sie danach noch den einen oder anderen gebissen hat. Ihren Arm und Unterleib hat es ganz schön erwischt, aber sie konnte immer noch gehen. Ich bin schuld daran, wenn sie andere Leute gebissen hat.«
    Eine Pause.
    »Es ist manchmal unmöglich, loszulassen«, gibt der Governor schließlich zu bedenken und blickt auf sein grässliches Bündel. Es tropft jetzt nicht mehr so viel, und das Blut wird dicker, dunkler, wie Molasse. Der Governor merkt plötzlich, wie Bob die Bluttropfen mit gerunzelter Stirn anstarrt. Er sieht beinahe nüchtern aus.
    Bob deutet auf das schauerliche Bündel. »Du hast auch jemanden, der zur anderen Seite gegangen ist, richtig?«
    »Du bist gar nicht so dumm … Oder, Bob?«
    Bob wischt sich nachdenklich den Mund. »Bin nie auf die Idee gekommen, Brenda zu füttern.«
    »Komm, Bob. Ich will dir etwas zeigen.«
    »Stell dich mal kurz hinter mich, Bob.« Der Governor fummelt mit einem Schlüssel, steckt ihn ins Schloss der Tür im ersten Stock. Die Tür klickt, und ein tiefes Knurren ertönt. »Bob, ich wäre dir dankbar, wenn du das, was du gleich sehen wirst, für dich behalten kannst.«
    »Kein Problem.«
    Bob folgt dem Governor in eine kleine, spärlich möblierte Dreizimmerwohnung, die nach verwesendem Fleisch und Desinfektionsmittel stinkt. Die Fenster sind mit Rostschutzfarbe bemalt, ein großer Spiegel im Eingangsbereich ist mit Zeitungspapier abgeklebt. Der Spiegel im Badezimmer fehlt. Er muss erst vor Kurzem abgehängt worden sein, denn der helle Fleck hinter ihm an der Wand über dem Waschbecken ist noch sichtbar. In der ganzen Wohnung gibt es keine Spiegel mehr, in denen man sich anschauen könnte.
    »Sie bedeutet mir alles in der Welt«, erklärt der Governor. Bob folgt dem Mann durch das

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