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The Walking Dead 2: Roman

The Walking Dead 2: Roman

Titel: The Walking Dead 2: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga , Wally Anker
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angeketteten Gestalt, kniet sich vor sie hin und streift ihr mit der Hand über die bleifarbene Wange.
    Bob erstarrt, macht den Mund auf: »Sei vorsichtig, du willst doch nicht …«
    »Das ist ein gutes Mädchen.« Der Governor streicht ihr über die Haare. Der winzige Zombie blinzelt erneut. Das blasse Gesicht verändert sich, die Augen werden schmäler, die schwarzen Lippen öffnen sich, um den Blick auf die verrottenden Milchzähne zu gewähren.
    Bob nimmt einen Schritt auf ihn zu. »Aufpassen …«
    Die Penny-Kreatur schnappt nach dem entblößten Fleisch vor ihrer Nase, aber der Governor zieht das Handgelenk gerade noch rechtzeitig fort. »Hoppla!«
    Der kleine Zombie zerrt an den Ketten, rafft sich auf die Beine und greift nach dem Governor, der sich aber schon längst in Sicherheit gebracht hat. Als ob er mit einem Baby spricht, fährt er fort: »Du freches, freches Ding … Hast Daddy beinahe erwischt!«
    Bob wird ganz schummrig. Er spürt, wie ihm die Galle hochkommt.
    »Bob, bitte tu mir einen Gefallen und greif mal in das Bündel, in dem der Kopf war.«
    »Hä?«
    »Tu mir den Gefallen und hol den letzten Leckerbissen aus dem Paket.«
    Bob schluckt die Kotze wieder runter, dreht sich um, beugt sich zu dem Bündel hinab und schaut hinein. In einer Lache trocknenden Blutes sieht er einen menschlichen Finger, wohl von einem Mann. Haare sprießen von den Knöcheln, und aus einem Ende lugt der Rest eines Knochens hervor.
    Irgendetwas passiert mit Bob – es ist, als ob etwas in ihm reißt. Er holt sein Taschentuch hervor, kniet sich hin und holt den Finger aus dem Päckchen.
    »Warum gibst du ihn ihr nicht, mein Freund?«, schlägt der Governor vor und stemmt stolz die Hände in die Hüften, während er sich über dem in der Luft schnappenden Zombie-Mädchen aufbaut.
    Bob kommt es so vor, als ob sein Körper sich von ganz alleine bewegt. »Yeah, klar.«
    »Dann mal los.«
    Bob steht nur wenige Zentimeter vor dem Zombie, der sich mit aller Kraft in die Ketten wirft und versucht, Bob zu beißen. »Yeah … warum nicht?«
    Dann streckt er den Arm mit dem Finger in der Hand aus und füttert die Kreatur.
    Der kleine Leichnam verschlingt den Leckerbissen, fällt auf die Knie, stopft sich den Finger mit beiden Händen in den Mund. Die fürchterlichen Fressgeräusche und das Knacken von Knochen füllen die Wäschekammer.
    Die beiden Männer stehen nebeneinander da und schauen zu. Der Governor legt den Arm um seinen neuen Freund.
    Am Ende der Woche haben die Männer die Mauer bis an die Ecke des dritten Häuserblocks entlang der Mill Road ausgeweitet, in dem sich das mit Brettern zugenagelte und mit Graffiti besprühte Postgebäude befindet. Auf der gegenüberliegenden Mauer hat irgendein Witzbold, der wohl irgendwann mal einen Literaturkurs am College besucht hat, die Worte UND SO GEHT DIE WELT ZUGRUND , NICHT MIT GEWALT : MIT EINEM BISS  – eine ständige Erinnerung daran, dass die Gesellschaft oder die Regierung, so wie es sie einmal gegeben hat, nicht mehr existiert.
    Am Samstag fängt Josh Lee Hamilton endlich bei einem Arbeitstrupp an und schafft Bauholz von einem Bürgersteig zum gegenüberliegenden. Damit verdient er sich genügend Essen, dass Lilly und er weiter etwas zwischen die Zähne kriegen. Mittlerweile hat er keine Wertsachen mehr zum Eintauschen. Die letzten Tage hat er damit verbracht, einfache Tätigkeiten zu verrichten, Toiletten sauber zu machen oder Tiere auszuschlachten. Nicht dass es ihm Spaß machen würde, aber für Lilly tut er es gerne.
    Josh hat sich so sehr in die Frau verliebt, dass er nachts in der trostlosen Einsamkeit ihrer Wohnung heimliche Tränen weint, nachdem Lilly in seinen Armen eingeschlafen ist. Er kann es kaum fassen, dass er inmitten dieser chaotischen Welt, dieses Armageddons die Liebe gefunden hat. Gefüllt mit einer waghalsigen Hoffnung zusammen mit den träumerischen Begleiterscheinungen seiner ersten wahren Beziehung in seinem Leben, bemerkt Josh kaum, dass die anderen Mitglieder ihrer Gruppe nicht mehr da sind.
    Die kleine Clique scheint sich in alle Himmelsrichtungen zerstreut zu haben. Ab und zu erhascht Josh einen Blick von Megan – normalerweise nachts, wenn sie halb nackt und stoned von einem Balkon zum anderen steigt. Josh weiß nicht, ob sie noch mit Scott zusammen ist, der im Übrigen wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Niemand hat ihn gehört oder gesehen, und die traurige Wahrheit ist, dass ihn auch niemand vermisst. Megan hingegen scheint

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