The Walking Dead 2: Roman
wehren.
»Okay, das reicht … Kümmer dich um ihn«, befiehlt der Governor Martinez.
» WEG MIT EUCH !«
Martinez drängt sich zur Mitte durch, die Knarre in beiden Händen.
Der dicke Johnny Pruitt lässt angesichts des Maschinengewehrlaufs in seinem Gesicht endlich los, und Gorman beginnt, nach Luft zu ringen. »Los, hol Stevens«, befiehlt Martinez einer seiner Wachen.
Die Menge, noch immer aufgewühlt von dem Spektakel, protestiert. Einige murren, hier und da ertönen sogar Buhrufe. Ein jeder scheint vom Abbruch des Spektakels enttäuscht.
Der Governor, etwas abseits vom Geschehen, saugt die Atmosphäre in sich auf. Als die Schaulustigen sich endlich zerstreuen – manche schütteln noch mit dem Kopf, beschweren sich –, gesellt er sich zu Martinez, der noch immer über dem sich windenden Gorman steht.
Martinez blickt den Governor an. »Mach dir keine Sorgen, er wird’s überleben.«
»Gut.« Dann senkt er den Blick auf den jungen Mann auf dem Boden vor ihm. »Ich glaube, ich weiß, wofür ich die Wachen einteile.«
Zur gleichen Zeit in den Gewölben unter der Rennstrecke flüstern vier Männer aufgeregt im Zwielicht ihrer Zelle.
»Das wird nie gut gehen«, gibt der erste zu bedenken. Er sitzt in seinen vor Urin triefenden Boxershorts in einer Ecke und starrt die anderen Häftlinge an, die sich um ihn gesellt haben.
»Halt doch deine Schnauze, Manning«, fährt der zweite Mann ihn an. Barker, ein schlanker Typ von fünfundzwanzig Jahren, starrt die Anwesenden durch lange Strähnen fettigen Haares düster an. Barker war einmal Major Gene Gavins Musterschüler im Camp Ellenwood, Georgia, gewesen. Er war drauf und dran, bei den Special Ops des 221st Military Intelligence Battalion stationiert zu werden. Jetzt aber, dank dem Psycho Philip Blake, gibt es Gavin nicht mehr, und Barker ist zu einem zerlumpten, halb nackten, kriecherischen Sack im Keller einer gottverdammten Katakombe geworden und muss sich von Haferbrei, mit Würmern verseuchtem, trockenem Brot und Wasser ernähren.
Die vier Wachen sind jetzt schon seit über drei Wochen hier unten unter »Hausarrest« – seit Philip Blake ihren Commanding Officer Gavin am helllichten Tage vor den Augen Dutzender Zuschauer kaltblütig ermordet hat. Das Einzige, was ihnen jetzt noch gehört, sind Hunger und Wut. Barker ist direkt links neben der verschlossenen Tür an die Wand gekettet. Eigentlich ein guter Platz, um jeden, der in die Zelle kommt, anzugreifen … wie zum Beispiel Blake, der in regelmäßigen Abständen vorbeischaut, um sich Gefangene abzuholen und sie ihrem fürchterlichen Schicksal auszuliefern.
»Der ist doch nicht von gestern, Barker«, meldet sich ein dritter Mann namens Stinson von der gegenüberliegenden Ecke zu Wort. Er ist alt und dick, ein typischer Südstaatler mit schlechten Zähnen, der einmal in einer National Guard Station gearbeitet hat.
»Stinson hat recht«, meint Tommy Zorn. Ihm ist nur die Unterwäsche geblieben, die den Blick auf seinen von Ausschlag bedeckten, unterernährten Körper freigibt. Zorn war ebenfalls bei der National Guard Station angestellt. »Der wird das sofort durchschauen.«
»Nicht, wenn wir vorsichtig vorgehen«, kontert Barker.
»Wer zum Teufel soll denn den Toten spielen?«
»Scheißegal. Hauptsache, ich kann ihm den Arsch aufreißen, sobald der die Tür aufmacht.«
»Barker, ich glaube, du bist nicht mehr ganz richtig im Kopf. Irgendetwas hier hat dich verändert. Ich meine es ernst. Willst du denn so wie Gavin enden? Wie Gavin und Greely und Johnson und …«
» DU SCHWANZ LUTSCHENDER FEIGLING ! WIR WERDEN ALLE SO ENDEN , WENN WIR NICHTS GEGEN SIE UNTERNEHMEN !«
Die Lautstärke von Barkers Stimme – auch wenn sie so dünn wie ein fein gesponnener Draht ist – lässt die Unterredung stocken. Dann sitzen die vier Wachen eine lange Zeit da, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
Endlich meldet sich Barker erneut: »Es ist nur nötig, dass sich einer von euch Schwuchteln tot stellt. Mehr will ich ja gar nicht. Ich knipse ihn dann aus, sobald er reinkommt.«
»Es ist gar nicht so leicht, das so hinzukriegen, dass er es glaubt«, meldet sich Manning.
»Schmier dich mit Scheiße ein.«
»Holla, holla, haben wir gelacht.«
»Verpass dir eine Wunde, schmier dir das Blut ins Gesicht und lass es trocknen. Keine Ahnung. Augen reiben, bis sie bluten … Wollt ihr hier raus oder nicht?«
Schweigen.
»Ihr seid verdammt noch mal Wachen! Wollt ihr hier drin wie Maden verrotten?«
Wieder
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