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The Walking Dead 2: Roman

The Walking Dead 2: Roman

Titel: The Walking Dead 2: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga , Wally Anker
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sich um und sieht den Governor in der Tür stehen. Drahtig, die Arme vor der Brust verschränkt, die langen Rockschöße seines Mantels im Wind flatternd, steht er mit rätselhaftem Gesichtsausdruck da, einer Mischung aus Verwirrung, Abscheu und unheilvoller Neugier. Gabe und Bruce befinden sich wie immer hinter ihm wie missmutige Totempfähle.
    Martinez versteht die Welt nicht mehr. » Was will er sein?«
    Die Miene des Governors verändert sich schlagartig – seine dunklen Augen leuchten mit einer Eingebung auf, sein Schnauzbart ist jetzt voll gewachsen und zuckt um seine Mundfalten. All das verrät Martinez, dass es besser sei, ihn nicht unnötig zu reizen. »Zuerst«, fährt der Governor unbeirrt mit teilnahmsloser Stimme fort, »musst du mir sagen, was genau passiert ist.«
    »Er hat nicht gelitten, Lilly … Das darfst du nicht vergessen … Keine Schmerzen … War einfach nur dahin, wie eine Lampe, die man ausschaltet.« Bob hockt auf dem Bordstein neben Lilly, die mit hängendem Kopf dasitzt, die Tränen kullern ihre Wangen hinab. Bobs Erste-Hilfe-Kasten steht geöffnet neben ihm auf dem Bürgersteig, und er tupft ihr malträtiertes Gesicht mit Desinfektionsmittel ab. »Das ist mehr, als wir alle uns in dieser verkackten Welt erhoffen können.«
    »Ich hätte eingreifen sollen«, murmelt Lilly mit tonloser, ausgelaugter Stimme, die klingt, als ob sie bereits auf dem Zahnfleisch gehe. Ihre Tränensäcke sind leer geweint. »Ich hätte es tun können, Bob. Ich hätte es verhindern können.«
    Es folgt ein langes Schweigen, der Wind zieht und zerrt an den Dachstühlen und Hochspannungsleitungen. So gut wie die gesamte Bevölkerung von Woodbury hat sich auf der Hauptstraße versammelt, um das Nachspiel der Tragödie zu erleben.
    Josh liegt auf dem Rücken neben Lilly. Man hat ihn mit einem Laken bedeckt. Ohne dass Lilly es bemerkte, wurde das behelfsmäßige Leichentuch kurzerhand über ihn geworfen und saugte sich schnell voller Blut von Joshs Kopfwunde. Lilly streichelt ihm zärtlich das Bein, zwickt es ab und zu, massiert es, als ob er von ihrer Berührung wieder aufwachen würde. Einige Strähnen haben sich von Lillys Pferdeschwanz gelöst und hängen jetzt über ihr gezeichnetes, niedergeschlagenes Gesicht.
    »Ruhig jetzt, meine Kleine«, versucht Bob sie zu beruhigen und steckt eine Flasche mit Jod zurück in den Erste-Hilfe-Kasten. »Es gibt nichts, was du hättest machen können. Rein gar nichts.« Bob wirft einen raschen, besorgten Blick auf die zerbrochene Glastür des Lebensmittellagers, in der noch Scherben stecken. Drinnen kann er gerade noch den Governor und sein Gefolge ausmachen, der sich mit Martinez unterhält. Der bewusstlose Metzger liegt im Schatten. Der Governor macht einige ausholende Gesten in Richtung des Metzgers, scheint Martinez etwas zu erklären. »Das ist eine gottverdammte Schande«, meint Bob und wendet sich ab. »Eine gottverdammte Schande.«
    »Er hat niemals einer Fliege etwas zuleide getan«, sagt Lilly und blickt auf das blutbefleckte Laken. »Ich würde gar nicht leben, wenn er nicht gewesen wäre … Er hat mir das Leben gerettet, Bob, und er wollte nur …«
    »Miss …?«
    Lilly schaut auf, als sie eine ihr unbekannte Stimme vernimmt und erblickt einen älteren Mann mit Brille. Er trägt einen weißen Kittel, steht hinter Bob. Dazu gesellt sich eine junge Frau, vielleicht um die zwanzig, mit blonden Zöpfen. Auch sie trägt einen abgewetzten Kittel. Um den Hals hängt ein Stethoskop, und sie hat ein Blutdruckmessgerät in der Hand.
    »Lilly, das ist Doc Stevens«, stellt Bob ihr den Mann vor und nickt in seine Richtung. »Und das hier ist Alice, unsere Krankenschwester.«
    Die Frau nickt Lilly zu und packt das Blutdruckmessgerät aus.
    »Lilly, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns Ihr Gesicht mal etwas genauer ansehen würden?«, fragt der Arzt, kniet sich neben sie hin, nimmt das Stethoskop von der Schwester und steckt es sich in die Ohren. Lilly antwortet nicht, blickt erneut zu Boden. Der Arzt tastet vorsichtig ihr Genick ab, arbeitet sich um den Hals in Richtung Brustbein und nimmt dann schließlich ihren Puls. Er untersucht ihre Wunden, checkt ihre Rippen. »Es tut mir wirklich sehr leid, dass Sie Ihren Partner verloren haben, Lilly«, murmelt der Arzt.
    Lilly sagt nichts.
    »Einige der Verletzungen sind schon alt«, erklärt Bob, steht auf und geht etwas zur Seite.
    »Sieht nach einer Haarfraktur an Nummer acht und neun sowie dem Schlüsselbein

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