The Walking Dead: Roman (German Edition)
dürfen keine Lebenszeichen von sich geben. Alles muss so ruhig und leise wie möglich ablaufen. Bloß kein Aufsehen erregen. »Solange wir Strom haben und den Kopf nicht verlieren, wird das hier super laufen.«
»Mit einer einzigen Pistole?«, fragt Nick. »Mann, sobald wir das Ding benutzen, rennen sie uns die Bude ein.«
»Wir sehen uns einfach um. Vielleicht gibt es ja noch Waffen in den anderen Häusern. Diese reichen Typen gehen doch gern auf die Jagd. Vielleicht finden wir sogar einen Schalldämpfer für meine Ruger … Mann, den können wir sogar selbst basteln. Habt ihr schon die Werkstatt im Keller gesehen?«
»Geht’s noch, Philip? Was soll das? Sind wir jetzt Büchsenmacher geworden? Alles, was wir haben, um uns vor diesen Kreaturen zu schützen, sind …«
»Philip hat recht.«
Brians Stimme klingt zwar heiser und atemlos, aber er scheint sich auf einmal sicher zu sein. Er schiebt seine Schale mit Cornflakes von sich fort und blickt seinen Bruder an. »Du hast recht.«
Philip ist wohl am meisten über die klare Gewissheit überrascht, die in Brians Stimme anklingt.
Dieser steht auf, geht um den Tisch herum und stellt sich auf die Schwelle zu dem geräumigen, gut ausgestatteten Wohnzimmer. Es liegt im Dunkeln, die Vorhänge sind zugezogen. Brian zeigt auf die gegenüberliegende Wand. »Eigentlich ist nur die Vorderseite des Hauses ein Problem. Die Seiten und der hintere Teil sind durch den hohen Zaun geschützt. Die Untoten können offenbar keine Hindernisse überwinden … Und wie es aussieht, hat hier jedes Haus einen eingezäunten Garten.« Für einen Augenblick befürchten die anderen, Brian müsste ersticken, so heftig hustet er. Aber er beruhigt sich wieder und hält eine Hand vor den Mund. Schließlich fährt er fort: »Wenn wir uns das eine oder andere von den Nachbarhäusern borgen, können wir vielleicht sogar unseren Vorgarten sichern – und die der Nachbarhäuser.«
Bobby und Nick werfen sich vielsagende Blicke zu. Doch keiner von ihnen sagt ein Wort, bis Philip endlich schwach lächelt. »He, das muss man dem College-Boy lassen. Wenn er recht hat, dann hat er recht.«
Es ist schon ein Weilchen her, seitdem sich die beiden Blake-Brüder mit einem Lächeln bedacht haben. Doch jetzt merkt Philip zum ersten Mal, dass ihm dieser Taugenichts von Bruder offenbar helfen und auch seinen Mann stehen will. Brian hingegen genießt Philips Anerkennung sichtlich.
Nick ist noch immer nicht überzeugt. »Und für wie lange? Ich komme mir hier wie ein Lockvogel vor.«
»Wir wissen doch gar nicht, was hier vor sich geht«, sagt Brian. Seine Stimme klingt heiser und irgendwie manisch. »Wir haben noch immer keine keine Ahnung, was das hier ausgelöst hat und wie lange es dauern wird … Vielleicht wird ja bald herausgefunden, wie man es bekämpfen kann, oder man entdeckt ein Gegenmittel oder so … Die könnten Chemikalien aus Sprühflugzeugen spritzen, oder die Gesundheitsbehörde bekommt alles unter Kontrolle … Kann doch sein. Ich glaube, Philip hat recht. Wir sollten hier ein wenig entspannen und Kraft tanken.«
»Verdammt richtig«, stimmt Philip mit einem Lächeln ein, die muskulösen Arme noch immer verschränkt. Er zwinkert seinem Bruder zu.
Brian zwinkert zufrieden zurück und nickt Philip zu, während er sich eine Haarsträhne aus den Augen wischt. Er atmet tief ein und tritt dann triumphierend zu der Flasche Whiskey, die auf dem Tisch neben Philip steht. Rasch fasst er in einer fließenden Bewegung danach, die eine Körperbeherrschung verrät, welche er schon seit Jahren nicht mehr an den Tag gelegt hat. Er führt die Flasche zum Mund und nimmt einen großen Schluck mit der siegessicheren Geste eines Wikingers, der seine erste erfolgreiche Jagd feiert.
Kaum berührt der erste Tropfen Whiskey seine Kehle, krümmt sich Brian jedoch zusammen und schüttelt sich vor Husten. Der Whiskey in seinem Mund spritzt durch die Küche. Er hustet und hustet, bis er völlig außer Atem ist. Einen Augenblick lang schauen ihn die anderen hilflos an. Penny ist wie vom Blitz gerührt und starrt ihn mit ihren riesigen Augen an, während sie sich die Whiskeytropfen von der Wange reibt.
Philip betrachtet seinen erbärmlichen Bruder und wirft dann seinen Kumpels einen Blick zu. Vor der Speisekammer hat Bobby Marsh seine Schwierigkeiten, ein Lachen zu unterdrücken. Nick kann das Zucken um seine Mundwinkel kaum bändigen. Philip versucht etwas zu sagen, kann dann aber nicht anders und beginnt zu
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