The Walking Dead: Roman (German Edition)
wissen alles, was wir wissen müssen«, erklärt Philip und sieht seinen Bruder auffordernd an. »Wir wissen zum Beispiel, dass es jeden Tag mehr von denen gibt und dass sie nichts anderes wollen, als uns zum Mittagessen zu verspeisen. Und genau deshalb verschanzen wir uns hier für ein Weilchen und warten ab, wie sich die Sache entwickelt.«
Brian seufzt erneut, diesmal lauter. Die anderen mischen sich nicht mehr ein.
In die nun herrschende Stille dringen jene Geräusche, die sie schon die ganze Nacht über gehört haben: das dumpfe Aufprallen von empfindungslosen Körpern, wenn sie gegen die behelfsmäßigen Barrikaden knallen.
Trotz Philips Bemühungen, den Zaun so rasch und leise wie möglich aufzustellen, wurden die Zombies dennoch auf sie aufmerksam. Vermutlich lag es an der erhöhten Aktivität.
»Was meinst du: Wie lange können wir hier noch bleiben?«, fragt Brian leise.
Philip setzt sich endlich an den Tisch, legt die Nagelmaschine ab und nimmt einen Schluck Bourbon. Er weist mit dem Kopf zum Familienzimmer, wo die skurril klingenden Stimmen des Kinderprogramms zu hören sind. »Sie braucht eine Pause«, sagt er. »Sie ist erschöpft.«
»Sie liebt diesen Spielplatz im Garten«, erklärt Brian und lächelt.
Philip nickt. »Hier kann sie zumindest ein einigermaßen normales Leben führen.«
Alle Augen richten sich auf ihn, während jeder für sich nachdenkt.
»Stoßen wir auf die reichen Protzer dieser Welt an«, unterbricht Philip die Stille und hebt sein Glas.
Die anderen stimmen ein, auch wenn sie sich nicht ganz sicher sind, was er damit meint … oder wie lange das alles noch gutgehen wird.
Vier
A m Tag darauf spielt Penny in der herbstlichen Sonne unter Brians Aufsicht im Garten. Sie spielt den ganzen Vormittag über, während die anderen eine Art Inventur machen und ihre zusammengetragenen Sachen ordnen. Nachmittags kümmern sich Philip und Nick um die Lichtschächte zum Keller, die sie mit Holz zunageln. Danach versuchen sie vergeblich, die Nagelmaschine auf Batteriebetrieb umzubauen, währen Bobby, Brian und Penny im Familienzimmer miteinander Karten spielen.
Die unmittelbare Nähe der Untoten ist ihnen stets bewusst. Wie ein Haifisch unter der Wasseroberfläche begleitet sie jede ihrer Entscheidungen, jede ihrer Handlungen. Für den Moment geht es jedoch lediglich um den einen oder anderen Streuner, der sich verlaufen hat und gegen die Barrikade stößt, ehe er wieder in eine andere Richtung taumelt. Der Großteil der Aktivitäten entlang der Green Briar Lane ist dank des zwei Meter hohen Zauns bisher unbemerkt geblieben.
An diesem Abend nach dem Essen – die Fenster sind bereits verdunkelt – glauben sie sich in Sicherheit, und eine gewisse Normalität kehrt ein. Sie haben sich an das Haus gewöhnt, und sie nehmen das vereinzelte dumpfe Aufprallen in der Dunkelheit kaum noch wahr. Brian hat den verschwundenen zwölfjährigen Jungen so gut wie vergessen, und nachdem Penny ins Bett gegangen ist, schmiedet die Gruppe Pläne für die nächste Zukunft.
Sie diskutieren über einen weiteren Verbleib in dem Kolonialhaus, bis die Vorräte aufgebraucht sind. Das kann noch Wochen dauern. Nick überlegt, ob sie nicht eine Art Späher aussenden sollten, um herauszufinden, wie sich die Lage auf den Straßen nach Atlanta entwickelt. Doch Philip besteht darauf, dass niemand das Haus und seine Umgebung verlässt.
»Lass das die machen, die noch da draußen sind«, rät er.
Nick verfolgt noch immer die Nachrichten im Radio, Fernsehen und Internet. So wie die Körperfunktionen eines Todkranken nach und nach aussetzen, so setzt auch bei den Medien ein Organ nach dem anderen aus. Mittlerweile senden die meisten Radiostationen entweder Wiederholungen oder unnütze Informationen für den Notfall. Im Fernsehen – zumindest auf jenen Sendern, die über Kabel zu empfangen sind und noch ausgestrahlt werden – sieht man lediglich entweder vierundzwanzig Stunden dauernde Zivilschutzsendungen oder denkbar unpassende Wiederholungen von Dauerwerbesendungen, die sonst nur spät nachts beziehungsweise in den frühen Morgenstunden gezeigt werden.
Am dritten Tag stellt Nick fest, dass das Radio so gut wie nichts mehr sendet, die Kabelsender nur noch Rauschen bringen und das WLAN völlig ausgefallen ist. Einwahlverbindungen funktionieren auch nicht mehr, und Nicks regelmäßige Anrufe bei den Notrufnummern – die bisher stets irgendeine Ansage abspielten –, liefern ihm jetzt nur noch die Information,
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