The Walking Dead: Roman (German Edition)
dass die gewählte Nummer derzeit nicht verfügbar ist.
Am späten Vormittag verdüstert eine dicke Wolkendecke den Himmel.
Nachmittags legt sich ein trüber, eiskalter Nebel über die Siedlung. Alle flüchten ins Haus und versuchen nicht daran zu denken, dass nur ein schmaler Grat zwischen Sicherheit und Gefangensein liegt. Außer Nick will niemand mehr über Atlanta reden. Die Stadt scheint jetzt noch weiter weg zu sein – es ist, als ob sie sich immer weiter von ihnen entfernen würde, je mehr sie über die dreißig Kilometer zwischen den Wiltshire Estates und der Metropole sprechen.
Nachdem sich die anderen schlafen gelegt haben, hält Philip seine einsame Nachtwache im Wohnzimmer neben einer schlummernden Penny.
Der Nebel ist dichter geworden und hat sich zudem zu einem gewaltigen Sturm mit Blitz und Donner entwickelt.
Philip zieht die Latten des Rollos ein wenig auseinander und wagt einen Blick in die Finsternis hinaus. Durch die Lücke sieht er über die Barrikade hinweg die kurvige Straße und die riesigen Schatten der Eichen, deren Äste vom Wind gebeutelt werden.
Ein Blitz erhellt die Nacht.
Kaum zweihundert Meter entfernt bemerkt er ein Dutzend oder mehr menschliche Gestalten, die ziellos durch den peitschenden Regen wanken. Dann ist es wieder dunkel.
Es war zu kurz hell, um sicher zu sein. Aber Philip glaubt, dass die Kreaturen, die in ihrer bleiern langsamen Art an Schlaganfallpatienten erinnern, sich auf das Haus zubewegen. Können sie etwa Frischfleisch riechen? Oder hat sie der Lärm der letzten Tage neugierig gemacht? Oder irren sie nur ziellos wie Goldfische in einer Glaskugel umher?
Zum ersten Mal, seitdem sie in Wiltshire Estates angekommen sind, grübelt Philip Blake darüber nach, ob ihre Tage in diesem mit dickem Teppichboden ausgelegten Schloss mit seinen übergroßen Sofas nicht vielleicht doch gezählt sind.
Der Morgen des vierten Tages ist kalt und bewölkt. Der zinngraue Himmel hängt tief über dem nassen Rasen und den verlassenen Häusern. Obwohl niemand es explizit ausspricht, stellt der Tag doch eine Art Wegmarke dar: Es ist die zweite Woche seit Beginn der Katastrophe.
Philip steht mit einem Becher Kaffee im Wohnzimmer und späht durch das Rollo auf die Barrikade hinaus. Im fahlen Morgenlicht sieht er, wie die nordöstliche Ecke zu wackeln scheint. »Verdammt«, murmelt er.
»Was ist los?«, fragt Brian und reißt Philip aus seinem Trübsinn.
»Es kommen immer mehr.«
»Mist. Wie viele?«
»Schwer zu sagen.«
»Was schlägst du vor?«
»Bobby!«
Dieser schlendert in einer ausgebeulten Trainingshose barfuß ins Wohnzimmer, in einer Hand hat er eine Banane. »Zieh dich am besten an«, schlägt Philip seinem Kumpel vor.
Bobby schluckt einen Bissen Banane runter. »Wieso? Was ist los?«
Philip ignoriert die Frage und wendet sich an seinen Bruder. »Penny bleibt im Familienzimmer. Okay?«
»Alles klar«, erwidert Brian und eilt davon.
Philip ist bereits auf dem Weg zur Treppe, wobei er den anderen zuruft: »Wir brauchen die Nagelpistole und so viel Verlängerungskabel, wie wir finden können … Und Äxte!«
FFFFFFUUUUUMP ! Nummer fünf bricht wie eine riesige, in Fetzen gekleidete Stoffpuppe in sich zusammen. Die toten, milchigen Pupillen rollen nach oben und verschwinden im Kopf, als der Zombie auf der anderen Seite des Zauns zu Boden geht. Philip tritt einen Schritt zurück. Vor Anstrengung ist er ganz außer Atem. Sein Jeanshemd und seine Jeanshose sind feucht vor Schweiß.
Nummer eins bis Nummer vier waren einfach zu erledigen – wie Fische, die man aus einem Aquarium herausfischt. Eine Frau und drei Männer. Philip schlich sich einfach an sie heran, als sie unbeholfen gegen die Schwachstelle im Zaun stießen und an ihr zu kratzen begannen. Philip brauchte nur noch neben der Lücke zwischen den Brettern zu warten, bis er einen guten Zielwinkel auf ihre Stirn hatte. Dann ging es ganz schnell, einer nach dem anderen: FFFFFFUUUUUMP ! FFFFFFUUUUUMP ! FFFFFFUUUUUMP ! FFFFFFUUUUUMP !
Nummer fünf war schwieriger. Er torkelte zufälligerweise im richtigen Augenblick zur Seite und vollführte eine kleine Tanzeinlage wie ein Betrunkener, ehe er sich mit schnappendem Kiefer nach Philip reckte. Philip verschwendete zwei Nägel, die als Querschläger irgendwo auf dem Gehweg landeten, bevor er mit dem dritten endlich die Großhirnrinde des Anzugträgers durchbohrte.
Jetzt holt er tief Luft und krümmt sich einen Moment lang vor Anstrengung. In der rechten Hand hält
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