The Walking Dead: Roman (German Edition)
er bemerkt, dass Bobbys Schreie höher und schriller klingen. Das Zombie-Kind hat eine Hand wie einen Haken um Bobbys Fußknöchel gelegt, und ehe er das Bein erneut wegreißen kann, senkt es seine verfaulten Beißerchen in Bobbys fleischige Wade.
» MIST ! VERDAMMT !«, brüllt Philip, als er mit der Nagelpistole auf die beiden zusprintet.
Dreißig Meter hinter ihm schnellt ein Stecker aus der Steckdose.
Philip setzt die Nagelmaschine an den Nacken des kleinen Monsters, als es sich gerade über den Rest von Bobbys fettem Körperchen hermachen will.
Der Hahn der Maschine klickt, aber nichts passiert. Der Zombie gräbt sich wie ein Piranha in Bobbys dicken Oberschenkel, bis er die Schlagader durchbeißt und dabei den halben Hodensack auch gleich noch mitfrisst. Bobbys schreiende Stimme zittert und verwandelt sich in ein jammerndes Heulen, als Philip die nutzlose Maschine zu Boden wirft, um sich mit bloßen Händen auf die Kreatur zu werfen. Er reißt den untoten Jungen von seinem Freund, als wäre er ein riesiger Blutegel, und schleudert ihn kopfüber über den Rasen, ehe dieser ein weiteres Mal zubeißen kann.
Das kleine Monster schlägt auf dem Boden auf und rollt fünf Meter über das zertretene Gras.
Jetzt stürmen Nick und Brian aus dem Haus. Brian schnappt sich sofort das Verlängerungskabel, während Nick mit erhobener Axt über den Rasen rennt. Philip packt Bobby und versucht, ihn zu beruhigen, denn er verblutet noch schneller, wenn er sich bewegt. So viel ist klar. Aus der aufgerissenen Wunde sprühen Blutfontänen im Rhythmus von Bobbys Herzschlag empor. Philip presst seine Hand auf das Bein seines Freundes, um den Blutfluss zu stoppen, doch vergeblich. Aus den Augenwinkeln sieht er, was sich währenddessen zwischen den anderen abspielt. Das untote Wesen kriecht über den Rasen erneut auf Bobby und Philip zu. Nick zögert keinen Augenblick, ehe er mit voller Wucht und weit aufgerissenen Augen ausholt und wütend zuschlägt. Die Axt zischt durch die Luft, und die verrostete Schneide trifft auf den Hinterkopf des Zombie-Kindes. Sie versenkt sich tief in seinem Schädel. Das Monster sackt in sich zusammen. Plötzlich schreit Philip Nick etwas zu. Etwas von einem Gürtel, einem GÜRTEL . Hastig kniet Nick sich hin und tastet nach seiner Schnalle. Philip ist kein ausgebildeter Sanitäter, aber er weiß, dass man das Bluten zumindest mindern, wenn nicht sogar ganz zum Aufhören bringen kann, indem man das betroffene Körperglied abbindet. Er legt Nicks Gürtel um das Bein des zitternden Bobby, der versucht, etwas zu sagen. Es scheint ihm eiskalt zu sein. Seine Lippen zittern, ohne dass ihnen ein Laut entweicht.
In der Zwischenzeit steckt Brian dreißig Meter entfernt den Stecker wieder in die Steckdose. Das ist die einzige Art und Weise, wie er sich gerade nützlich machen kann. Die Nagelpistole liegt auf dem Rasen, gerade mal fünf Meter von Philip entfernt. Dieser ruft Nick zu: » JETZT HOL ENDLICH DEN VERBANDSKASTEN – UND ALKOHOL UND WAS AUCH IMMER !«
Nick macht sich auf den Weg, die Axt in der Hand, als Brian sich nähert. Er starrt auf das tote Wesen mit dem eingeschlagenen Schädel. Angewidert macht er einen großen Bogen darum herum und schnappt sich dann die Nagelmaschine – man weiß ja nie. Gewissenhaft sucht er die Anhöhe hinter dem Zaun mit den Augen ab. Philip hält den schluchzenden und kurzatmig keuchenden Bobby wie ein Baby in den Armen. Er tut sein Bestes, um den Freund zu beruhigen und flüstert ihm zu, dass alles wieder gut wird … Doch als sich Brian den beiden vorsichtig nähert, ist klar, dass dem nicht so sein wird.
Kurz darauf kehrt Nick mit einem Haufen steriler Bandagen, die er im Haus gefunden hat, zu den Freunden zurück. Aus einer Hintertasche ragt eine Plastikflasche mit reinem Alkohol heraus, aus der anderen Klebeband. Etwas hat sich inzwischen geändert. Aus dem Notfall ist etwas sehr Ernstes und Düstereres geworden: Jetzt ist es eine Totenwache.
»Wir müssen ihn reinbringen.« Philip, der mittlerweile völlig mit Blut besudelt ist, versucht erst gar nicht, den dicken Mann hochzuhieven. Bobby Marsh ist so gut wie tot. Dessen sind sie sich alle bewusst.
Auch Bobby weiß es. Er verfällt in einen Schockzustand und starrt regungslos in den grauen Himmel. Einen Moment lang versucht er, etwas zu sagen.
Brian steht nicht weit von dem Spektakel entfernt, die Nagelmaschine noch immer in der Hand, und starrt Bobby entsetzt an. Nick lässt die Bandagen auf das Gras
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