The Walking Dead: Roman (German Edition)
Eine rasche Geste von Philip, und die vier Gestalten eilen – an Schaufensterfronten gedrückt – auf den Bus zu.
»Ich bin dafür, dass wir zurückgehen«, murrt Nick Parsons, als er sich auf den Boden des Busses kauert und seinen Rucksack durchwühlt. Der Regen prasselt wie gedämpfte Maschinengewehrsalven auf das Blech. Nick holt ein T-Shirt heraus und wischt sich damit den Regen aus dem Gesicht. »Das ist nur eine einzige Frau, mit der wir es zu tun haben. Wir können die Wohnung von ihr zurückerobern. Ich schlage vor, dass wir zurückschleichen und sie verdammt noch mal hinauswerfen.«
»Du glaubst, dass wir ihr die Wohnung einfach so abnehmen können?« Philip steht neben dem Fahrersitz und durchsucht die Ablagefächer in der Hoffnung, etwas Brauchbares zu finden. »Hast du deine kugelsichere Weste dabei?«
Der Bus – ein neun Meter langes Gefährt mit Plastiksitzen, die seitlich aufgereiht sind und nach innen blicken – riecht nach den gespenstischen Ausdünstungen seiner ehemaligen Passagiere. Der Geruch erinnert an einen nassen Hund. Hinten im Bus, auf dem vorletzten Sitz, hat Penny es sich bequem gemacht. Brian sitzt neben ihr und zittert in seinen durchnässter Jeans und dem Sweatshirt. Er hat ein schlechtes Gefühl, und es hat nichts mit dem Sturm oder der urbanen Wildnis Atlantas zu tun.
Seine Befürchtungen des bevorstehenden Untergangs stehen viel mehr mit den Geschehnissen der letzten Nacht in Zusammenhang. Er kann nicht anders als darüber nachzugrübeln. Was ist zwischen siebzehn Uhr, als sich Philip und April auf den Weg machten, und fünf Uhr am nächsten Morgen geschehen, als alles schon passiert war? Der rauen Anspannung in der Stimme seines Bruders und der kalten Entschlossenheit in seinem Gesicht nach zu schließen, wird es nicht einfach sein, das Rätsel zu lösen. Ihre erste Aufgabe lautet sowieso erst mal zu überleben. Aber die Sache will Brian nicht aus dem Kopf. Das Geheimnis spricht ihn auf einer tieferen Ebene an – einer Ebene, die er nicht mit Worten fassen kann.
Draußen blitzt es. Für einen Augenblick wird alles grell erhellt.
»Uns ist es dort gut gegangen«, fährt Nick mit jammernder Stimme fort. Er steht auf und findet an einer herunterhängenden Handschlaufe Halt. »Mann, das sind unsere Waffen. Soll die ganze Arbeit, die wir da reingesteckt haben, für die Katz gewesen sein? Die Wohnung gehört uns genauso wie den Chalmers!«
»Runter mit dir«, befiehlt Philip tonlos. »Ich will nicht, dass uns so ein Ekelbrocken da draußen sieht.«
Nick duckt sich.
Philip hat auf dem Fahrersitz Platz genommen. Die Federn quietschen unter seinem Gewicht. Er betrachtet eine Karte auf dem Armaturenbrett, findet aber nichts, was ihnen nützlich sein könnte. Der Schlüssel steckt im Zündschloss. Philip dreht ihn um. Aber es passiert nichts, außer dass sich der Starter vergebens bemüht. »Ich will mich eigentlich nicht noch mal wiederholen, aber die Bude können wir abschreiben. Das Thema ist abgeschlossen. Aus, vorbei.«
»Aber warum? Warum können wir sie uns nicht einfach zurückholen, Philly? Die Schlampe machen wir doch locker fertig. Zu dritt.«
»Nick, lass es gut sein«, ermahnt ihn Philip, und selbst Brian hinten im Bus hört den warnenden Tonfall, der in der Stimme seines Bruders mitschwingt.
»Ich verstehe es einfach nicht«, beschwert sich Nick leise. »Wie kann so etwas geschehen …«
»Bingo!« Endlich hat sich Philips Suche gelohnt. Ein hundertzwanzig Zentimeter langer Stahlstab, in etwa so breit und so schwer wie Bewehrungsstahl, hängt unterhalb des Fahrerfensters. Er hat einen Haken an einer Seite, sodass der Fahrer die Tür schließen kann, ohne aufstehen zu müssen. Jetzt, da ihn Philip in der Dämmerung hin und her schwingt, scheint er eine formidable Waffe zu sein. »Das ist doch gar nicht so schlecht für den Anfang«, murmelt er.
»Wie ist es passiert, Philly?«, hakt Nick erneut nach und kauert sich inmitten der Blitze auf den Boden.
» VERDAMMT NOCH MAL !«
Philip schlägt den Stahlstab mit voller Wucht auf das Armaturenbrett, und Plastikfetzen sprühen durch den vorderen Teil des Busses. Alle zucken zusammen. Dann schlägt er erneut zu und zerbricht das Funkgerät. Er holt zum dritten Mal aus und vergräbt den Stab mit voller Wucht im Tacho, wobei auch der Geldhalter zerbricht und Münzen durch die Gegend fliegen. Philip will nicht mehr aufhören. Er drischt so lange auf das Armaturenbrett ein, bis er es zerstört hat.
Endlich, als
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