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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Hund. Nat lehnte sich an das Geländer und guckte auf das Gleis hinunter. Es war die Brücke, auf der er stand. Nat sah zum anderen Ende des Bahnhofs und dachte daran, Thea abzufangen. Was sollte das Treffen unter der Brücke.
    Nat wollte keine Umwege mehr machen.
    Um zwanzig vor vier hatte Valentin Levka seine Gelassenheit so weit wieder, daß er ein Würstchen essen wollte. Er hatte gerade einen großen Bissen und zuviel Senf genommen, als er zur Brücke hochsah und Nat entdeckte.
    Er fing zu husten an, und der Senf stieg ihm in die Nase, und die Nase lief. Levka nahm die Papierserviette und verzog sich ein Stück weiter hinter den Kiosk.
    Er dachte, daß Nat immer noch verdammt selbstgefällig aussah.
    Es war vier Minuten vor vier, als Levka hinter dem Kiosk hervorkam und unter die Brücke ging. Er stellte sich neben einen Pfeiler, an den eine Leiter gekettet war. Levka streckte die Hand aus und hielt sich an einer Sprosse. Irgendwas würde er Nat erzählen, wenn nicht gleich ein Zug kam. Levka ließ die Leiter los und fing an, sich zu freuen. Er hatte es zu tun.
    Nat starrte in die Menge und hoffte, Thea zu entdecken, und hätte fast den Zeitpunkt verpaßt. Die Uhr auf dem Bahnsteig stand schon auf vier, als Nat den Aufzug hochholte. Der Aufzug stank, es war reichlich gepinkelt worden trotz der gläsernen Wände. Nat sank nach unten und konnte den Bahnsteig überblicken.
    Thea würde schon unter der Brücke stehen.
    Thea war immer pünktlich.
    Nat kam aus dem Aufzug und fühlte sich fast glücklich.
    Er hatte auf einmal das Gefühl, daß alles gut werden würde.
    Thea hatte Angst, und wenn sie Angst hatte, war Thea langsam. Thea hatte Angst um Nat. Die vier Schläge der Uhr schienen ihr schon eine Ewigkeit her, als das Taxi vor dem Bahnhof hielt.
    Thea ließ einen Schein fallen und die Tür offen und lief los und hatte Mühe, die Füße zu heben, aus Furcht, daß die Bilder vor ihren Augen schon wahr waren.
    Nat auf den Schienen, und Levka verschwunden in der Menge, die sich gesammelt hatte.
    Thea lief in ein Skateboard und stolperte und fiel fast die Treppe hinunter. Links neben dem Aufzug. Unter der Brücke. Sie sah Nat, und sie sah Levka, und dann hörte Thea das Donnern, und in der Sekunde kam sie an und gab ihm den Stoß.
    Nat verstand schneller als Thea. Er zog Thea mit sich, und sie waren schon auf der Straße, als die Menge sich noch sammelte. Erst als sie am Auto ankamen, begann Nat zu zittern, doch da war Thea wieder ruhiger, und es gelang ihr, auch ihn zu beruhigen. Sie strich ihm das Haar aus der Stirn und legte die Hände an sein Gesicht, und ihre Finger fingen an, ihn zu streicheln. Dann half sie ihm ins Auto und stieg zu ihm ein.
    Der Fahrer der S-Bahn sagte da gerade, eine blonde Frau habe noch versucht, den Selbstmord zu verhindern.
    Ein zweiter Zeuge sprach von einem Jungen mit sehr hellen Haaren und einem lila Schal, der bei den beiden Männern gewesen war.
    Die anderen erinnerten sich nur an einen Mann im Rollstuhl.

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