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Thea und Nat

Thea und Nat

Titel: Thea und Nat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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noch so lange gelebt hat. Sie sollte schon letzten Sommer gestorben sein.«
    »Ich suche mir ein anderes Zimmer«, sagte Thea.
    »Nein«, sagte Levka, »ich nehme nur ein paar Möbel raus.«
    »Er weiß ja, wo ich bin«, sagte Thea, »er war hier.«
    »Wir reden darüber. Morgen, wenn der Sarg kommt.«
    Levka legte auf. Etwas an ihm war anders geworden.
    Nat stand unten im Treppenhaus, als der Sarg aus der Tür getragen wurde. Neben ihm die Nachbarn. Thea kam hinter den Trägern her und fand sich als Teilnehmerin eines Leichenzuges. Sie hatte nur dem Gespräch mit Levka ausweichen wollen.
    »Noch eine Leiche auf deinem Weg«, sagte Nat. Er sagte es nicht laut, doch die Köpfe drehten sich zu ihnen.
    »Ich habe Schlaftabletten und die Lexotanil.«
    »Die Lexotanil«, sagte Thea.
    »Ich nehme alle, wenn du morgen nicht da bist«, sagte Nat, »ich nehme sie morgen nacht.«
    »Nenn lieber keine Termine. Du hältst dich doch nicht daran.«
    Nat schien endlich getroffen zu sein. Er sah Thea an, als sehe er eine Erscheinung.
    Thea spürte einen Druck auf ihrem Arm. Levka stand neben ihr.
    »Du hast doch nichts mit diesem Schrat«, sagte Nat.
    Er hatte die Aufmerksamkeit aller Nachbarn.
    »Du machst dich lächerlich mit ihm.«
    Levka verstärkte den Druck.
    »Lassen Sie mich los«, sagte Thea.
    Nat hatte Triumph im Gesicht.
    »Vergiß nicht, die Tabletten zu nehmen«, sagte Thea.
    »Ich nehme sie«, sagte Nat, »und das wird dir ein Leben lang auf der Seele liegen.«
    Levka drehte sich um und ging auf den Leichenwagen zu.
    Thea sah erst jetzt, daß er eine Fliegerjacke trug.
    Sie drängte sich an den Leuten vorbei und lief ins Haus hinein und die Treppen hoch.
    Nat würde nicht wagen, ihr nachzukommen.
    Levka trat gegen die Löwenpranke. Der schwarze Schrank schwankte und mit ihm die geschnitzten Aufbauten und die Vögel, die hinter den Schnitzereien standen.
    »Das hat der Alte am liebsten gemacht«, sagte Levka, »ausstopfen.«
    »Aber warum Krähen?« fragte Thea.
    »Andere hat er nicht gekriegt.«
    Levka riß die Schranktüren auf und zerrte die Kleider heraus.
    »Hab' ich dreißig Jahre tragen müssen. Alles die Anzüge vom Alten.«
    »Aber jetzt haben Sie ja Ihre Lederjacke«, sagte Thea.
    »Und Ihr Typ nimmt die Tabletten«, sagte Levka und klang hoffnungsvoll.
    »Er hat ein paarmal zu oft mit seinem Selbstmord gedroht.«
    »Mein Alter auch«, sagte Levka, »und dann hat er's doch getan.«
    »Glauben Sie, daß Nat es tut?«
    »Was wollen Sie von ihm?« fragte Levka.
    »Daß er mir nichts vormacht.«
    »Er lügt Sie an?«
    »Ich denke, daß Nat ein guter Fußgänger ist.«
    Levka hielt sich eine alte Uniformjacke vor die Brust.
    »Soll ich die tragen?«
    »Nein«, sagte Thea.
    »Ihr Typ kann also laufen.«
    »Erzählen Sie mir doch endlich alles.«
    »Mein Alter hat sich mal ins Knie geschossen, als meine Mutter ihn verlassen wollte.«
    »Ihr Vater scheint ein ziemlicher Irrer gewesen zu sein.«
    »Sie haben sich von mir losgemacht, nur weil Ihr Typ da war.«
    »Ich hasse es, festgehalten zu werden«, sagte Thea ungeduldig.
    »Stellen Sie ihm doch eine Falle.«
    »Eine Falle«, sagte Thea.
    »Eine Sache, bei der er ganz schnell aufsteht.«
    »Ja«, sagte Thea, »helfen Sie mir dabei?«
    Levka nickte.
    »Aber erst mal bring' ich Sie woanders unter«, sagte er, »sonst bequatscht Ihr Typ Sie noch.«
    »Deine Dame ist nicht mehr da«, sagte der Junge, »steht noch'n Haufen Kram in der Bude, aber ihr Zeugs ist weg.«
    Nat nickte. Er sah sehr niedergeschlagen aus.
    »Was kriegst du für die Bemühung?« fragte er.
    »Drei Treppen steig' ich auch mal gratis rauf.«
    »Aber du bist doch auch in die Wohnung gekommen.«
    »Okay«, sagte der Junge, »dann gib mir mal 'nen Fuffi für die Bemühung.«
    »Der Stuhl«, sagte Levka, »der rollt doch schön.«
    »Ja«, sagte Thea.
    »Ich gebe ihm einen Stoß, und er liegt auf den Schienen.«
    »Ich will ihn nicht umbringen.«
    »So, daß der Fahrer ihn noch früh genug sieht. Die Züge fahren doch ganz langsam ein.«
    »Nein«, sagte Thea.
    »Er steht auf und ist schon auf der Kante.«
    »Er hat lang gesessen. Er ist schwach auf den Beinen.«
    »Dann finde ich einen Bahnsteig, bei dem es einfach ist«, sagte Valentin Levka.
    »Laß deine Kohle stecken. Du wickelst zuviel über Kohle ab.«
    »Ich dachte, daß dich sonst nichts an der Sache interessiert.«
    »Besessene interessieren mich immer.«
    »Hast du sie gefunden?« fragte Nat.
    »Nein«, sagte der Junge und drehte an dem

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