Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
eigentlich für ein Brief?“, wollte er wissen, auf den schwarzen Briefumschlag zeigend, während er sich ein Stück Blätterteig mit Erdbeeren und Sahne in den Mund schob.
„ Gib her.“ Biscuit öffnete den Brief und überflog die Zeilen. „Eröffnungsfeier. Einer meiner ehemaligen Köche hat sich selbstständig gemacht und einen Privatclub eröffnet. Wir sind zur ersten Party eingeladen.“
„ Wieder so ne Arschloch-Party“, vermutete Tornado mit vollem Mund.
„ Wahrscheinlich“, stimmte Biscuit zu und sagte mehr zu sich selbst: „Innerhalb gewisser Kreise trifft man immer wieder auf dieselben Menschen. Selbst wenn sie andere Namen haben.“
„ Und?“, fragte Kai beiläufig, obwohl seine Augen glitzerten. „Gehen wir hin?“
Kai mochte Feste und die Vorstellung mit seinen beiden Männern ein solches zu besuchen, gefiel ihm außerordentlich gut.
„Nun, ich werde wahrscheinlich kurz vorbei schauen, um Schnallito Glück zu wünschen“, überlegte Biscuit.
„ Dann könnten wir doch auch zu dritt gehen …?“, schlug Kai zögerlich vor.
„ Nein!“, wehrte sich Tornado. „Ich bin doch kein schickes Auto, mit dem man angeben kann!“
„ Mofa trifft es eher ...“, murmelte Biscuit, woraufhin Tornado ihn in den Arm boxte. Biscuit gab den Schlag zurück und ohne weiter darauf einzugehen bemerkte er: „Ich kann auch alleine mit Kai gehen, wenn er es sich wünscht. Möchtest du?“
„ Also ich würde schon gerne ...“
„ Sag mal? Habt ihr sie noch alle? Entweder gehen wir zusammen, oder keiner!“
„ Du hasst so was aber!“ Kai fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, Tornado zu etwas zu nötigen, was er zutiefst ablehnte und Kai sich deshalb den ganzen Abend mit den Befindlichkeiten seines Freundes auseinandersetzen musste. Er würde nörgeln, sein unzufriedenes Gesicht aufsetzen, andere finster anstarren und Kai den Spaß versauen.
Biscuit steckte sich eine Zigarette an. „Mich amüsiert die Vorstellung, obwohl mir an Öffentlichkeit nicht viel liegt. Was stört dich am meisten bei der Vorstellung zu dieser Eröffnung zu gehen, Tornado?“
Tornado überlegte nicht lange: „Firlefanzklamotten aus dem Quatschuniversum. Leinen. Angeben mit seinen Bottoms. Dass ich nicht so bin wie die, die da hingehen ...“
„ In der Rose bist du doch den ganzen Abend unter solchen Leuten!“, widersprach Kai.
„ Ja, aber da bin ich frei und hinter der Theke. Das ist doch was ganz anderes. Was andere Menschen machen ist mir doch scheißegal, aber wenn ich jemals ne Cola unter der Theke trinken sollte, dann, weil ich zu besoffen zum Aufstehen bin und nicht weil mich jemand dazu zwingt oder ich das für meinen naturgegebenen Platz halte!“
„ Ich kann dich beruhigen, Tornado“, sagte Biscuit lakonisch. „Wenn wir dort auflaufen, wird mich niemand beneiden, weil ich dich im Schlepptau habe. Ich nehme dich auch ohne Firlefanzklamotten mit. Wegen der Leine werde ich eine Lösung finden und ich werde mein Regelwerk für diesen Partybesuch auf ein Minimum begrenzen. Sieh es als Bildungsausflug an.“
Kai war nicht einverstanden, er wollte das Gegenteil: „Ich nehme dich nicht mit in deinen dreckigen Jeans! Und ich will 'ne Leine!“ Sie maßen ihre Kräfte mit Blicken, bevor sie Biscuit, der ein wenig Zucker in seinen Kaffee rührte, auffordernd ansahen. Sollte er doch sagen, wer recht hatte.
„ Kai bekommt seine Leine und Tornado zieht sich etwas an, womit er sich nicht blöd vorkommt.“
„ Und was?“
„ Zegna hat bestimmt ein paar Anzüge für Idioten wie dich und Prinzessinnen wie Kai im Programm.“
„ Huhu, wie geil!“, klatschte Kai in die Hände, während Tornado schimpfte: „Fuck Zegna!“
Biscuit sah sie unbeteiligt an.
„Okay, Koch, dann beantworte mir drei Fragen: Wie soll ich das bezahlen? Für einen Abend einen Anzug zu kaufen ist total behindert. Und drittens tragen das auf derart noblen Partys nicht nur Tops?“
Biscuit seufzte. „Zu eins, ich zahle. Zu zwei, das war keine Frage. Zu drei, was andere machen ist mir gleichgültig.“
„ Aber ...“, setzte Tornado an und gelangweilt hob Biscuit seine immer müden Lider: „Wenn du mich weiter nervst, dann wiederholen wir das Ganze von vorhin.“
„ Na toll, herzlichen Glückwunsch, Kai“, zischte Tornado verdrossen.
Kai lächelte glücklich. Biscuits Entscheidung erschien ihm mehr als fair.
„Ich werde wahrscheinlich eh nicht mehr gefragt von euch Modetunten“, pampte er halbherzig und zog sein klingelndes Handy
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