Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
drehte sich auf den Bauch und gähnte.
Rahmengenähte Welt
„Ich habe gehört, du hast wieder jemanden!“ Medea Pokkox freute sich aufrichtig. Der arme Junge. So lange alleine. Und dabei so ein attraktiver Mann, reich noch dazu. Vielleicht lag das an seinen sehr speziellen Vorlieben, überlegte sie.
„ Ja, besser gesagt zwei ...“.
„ Oh, gleich zwei?“, wiederholte Medea enthusiastisch, obwohl sie das insgeheim für ein wenig fragwürdig hielt. Ebenso wie dieses SM-Zeug. Schwul war ja ganz reizend, sie würde glatt behaupten, Homosexuelle seien die besseren Männer, wirklich, aber musste man gleich so weit gehen? Zum Glück war Biscuit so ein netter Mensch, höflich und unaufdringlich, stilvoll trotz seiner, nun, durfte man es Störung nennen? „Weißt du, ich wollte dich einladen, zu einer kleinen Soiree, mein Neffe, hat ein Stipendium für die Musikhochschule erhalten und wird uns Trunades Nachtwerben auf der Bratsche vortragen. Anschließend ein wenig essen, plaudern, alte Freunde treffen.“
„ Das klingt großartig, wann ist das denn?“
„ Am Siebzehnten um halb acht.“
Sie hörte Biscuit an seiner Zigarette ziehen und verkniff sich, ihn darauf aufmerksam zu machen, wie ungesund sein Laster war.
„Tut mir leid, Medea, ich fürchte da habe ich ein Geschäftsessen.“
Sie lächelte triumphierend und antwortete zuckersüß: „Entschuldige, Biscuit, ich habe mich vertan. Ich meinte den Sechzehnten. Hast du da etwa auch ein Geschäftsessen?“
„Nein. Ich komme liebend gerne“, gab er sich geschlagen.
„ Du kannst auch deine Lebenspartner mitbringen … Pergola, Vitus und Hagen würden sie bestimmt auch gerne kennenlernen“, deutete sie dezent an, dass er nicht der einzige Exot auf ihrer Veranstaltung war. Sie war eine außerordentlich tolerante und großzügige Person, jedenfalls in ihrer Vorstellung. Sie hatte sich sogar während einer Benefiz-Gala ihre Suite mit Vitus geteilt. Man konnte ihr also beim besten Willen nicht vorwerfen, verklemmt zu sein, im Gegenteil, sie fand sich selber an manchen Tagen fast schon herrlich verrückt.
„ Das freut mich. Wir haben uns nämlich Ewigkeiten nicht mehr gesehen! Ich glaube du hast die letzten zehn Einladungen ausgeschlagen.“
„ Hab ich?“
„ Du warst immer sehr beschäftigt. Aber das sehe ich als gutes Zeichen, Erfolg schmiedet sich nicht von alleine.“
„ Wird Quentin auch kommen?“, fragte Biscuit beiläufig.
„ Nein, natürlich nicht. Ich weiß, dass man nur einen von euch einladen kann und Quentin ist mit Gor verreist.“ Medea kannte ihren Trennungsgrund nicht, aber auch nach über fünf Jahren stand Quentin auf und verließ wortlos den Raum, wenn man den Koch erwähnte.
„ Ich habe nur eine kleine Bitte: Lasst vor den, nun ja, ein wenig engstirnigeren Gästen nicht eure Vorliebe für diese andere Art sich zu vergnügen unbedingt heraushängen ...“ Was sollte sie machen? Es kam nun einmal nicht jeder so gut mit diesem Fetischzeug klar, wie sie selber.
Biscuit erwiderte freundlich: „Selbstverständlich belästigen wir niemanden damit.“
Sie atmete auf. Schwule Freunde waren hübsche Farbtupfer, jedenfalls, wenn sie nicht zu extrem waren.
„ Medea, ich muss jetzt los. Wir sehen uns dann am Samstag. Danke für die Einladung.“
Mit rotgekifften Augen traf Tornado in der Schwarzen Rose ein. Zu früh. Nur Boss war schon da und hängte große, gerahmte Bilder an einer der Wände auf. Geschmacklos war kein Ausdruck für die Schwarz-Weiß-Drucke von Fetischgegenständen, die irgendwie romantisch mit Rosen arrangiert waren, um ihnen den Anschein von Noblesse zu verleihen. Aber ein Gagball bleib ein Gagball, ob mit Sepiafilter fotografiert und von Rosen eingerahmt oder nicht.
„ Hi Tornado, hilf mir mal.“ Boss stand auf einer Leiter und versenkte graue Dübel in den Bohrlöchern. Tornado reichte ihm die Befestigungshaken. „Saug mal den Staub da weg. Ich hab gehört, darin sollst du ziemlich gut sein“, zog Boss ihn auf.
„ Yeah, der Beste. Nur Schuhe putzen kann ich noch besser“, erwiderte Tornado sarkastisch.
Boss lachte. „Und wie häufig am Tag bringst du den Chef eures Trios auf die Palme?“
„Schätze so mindestens einmal täglich.“
„ Und er behält dich trotzdem.“ Keine Frage, eine Feststellung.
„ Komisch, was?“, erwiderte Tornado mit einem schiefen Lächeln und Boss klopfte ihm auf die Schulter. Er war froh, dass sein Thekenjunge endlich jemanden gefunden zu haben schien, der ihn
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