Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
gewohnt, Kai jedes Wort aus der Nase ziehen zu müssen.
„ Das war das Beste am Abend, was nicht heißt, dass es gut war.“
Tornados Gesicht verfinsterte sich. Wenn Kai überhaupt mit anderen schlafen musste, dann sollte er wenigstens Spaß haben! Er selbst hatte seit über einem Jahr niemanden an seinen Arsch gelassen. Nicht nach all dem.
„Und bei dir? Ich habe gehört, du hast die Party mit einem Gast verlassen ...?“
„ Yeah. Aber es ist nichts gelaufen. Ich weiß nicht, er war einfach … nett.“
Sie saßen nebeneinander, ihre Arme um die Hüften des jeweils anderen geschlungen.
„Ich weiß es nicht ...“, wiederholte Tornado mehr zu sich selbst.
Kai legte seinen Kopf auf Tornados Schulter und murmelte: „Du riechst nach Rauch und Wodka … und nach dir selbst.“
Tornado überlegte zum tausendsten Mal, ob er ihn nicht einfach küssen sollte.
Nachdem er seit mehr als einem Jahr keinen Sex mehr gehabt hatte, war Tornado quasi dauergeil, was ihn dazu veranlasste sich mittlerweile heimlich selbst als „The Fucking King of Masturbation“ zu titulieren.
Er stand unter der Dusche und während das lauwarme Wasser auf seinen Kopf prasselte, umfasste er mit der Hand seinen Schwanz und fuhr mit geschmeidigen Bewegungen über den Schaft. Er fluchte, als er jäh durch seine an die Tür hämmernde Mutter unterbrochen wurde. „Mach auf, ich muss pinkeln“, drang ihre angepisste Stimme durch die Tür.
„Ich dusche gerade!“, schrie er gereizt zurück.
„ Beeil dich mal!“
Er versuchte das erneute Hämmern und Klinkengerüttel zu ignorieren, um seinen Orgasmus schnellstmöglich zu erreichen. Ohne sich zu bemühen, sein Sperma vom Duschvorhang zu waschen, drehte er das Wasser ab. Mit einem Handtuch um die Hüften schlüpfte er in seine Turnschuhe. Um nichts in der Welt würde er sich unentdeckte Krankheiten durch den Kontakt mit dem weltweit widerlichsten Teppichboden zuziehen! Er stieß die Tür schwungvoll auf, in der Hoffnung die Frau mit ihr zu treffen.
Binnie Makas zorniger und dennoch verschleierter Blick wünschte ihm wortlos den Tod, während er sich an ihr vorbei drückte, um sein Zimmer auf und von innen abzuschließen.
Genervt ließ er sich auf seine Matratze sinken und griff nach einem Buch.
Seine Gedanken schweiften immer wieder zum gestrigen Abend und er verdammte sich dafür, bereits bei einem kleinen bisschen unerwarteter Freundlichkeit auszuflippen, wie bei einem Lotto-Jackpot. Selbst hinter den nettesten Fassaden konnten die schlimmsten Freaks lauern. Die Bilder seiner persönlichen Hölle drängten sich in seinen Verstand und er presste die Fäuste gegen seine Augenhöhlen, als könne er sie auf diese Weise vertreiben. Naivität machte sich nicht bezahlt. Niemals.
Raus.
Er griff sich wahllos ein paar Kleidungsstücke, um aus der deprimierenden Enge der Wohnung und seines Kopfes zu flüchten.
Als Biscuit in seinem Büro einen Auftrag kalkulierte, musste er unwillkürlich lächeln, als er an den kleinen Kunstmissbraucher von gestern Abend dachte. Was sprach dagegen, den Jungen besser kennenzulernen? Nichts als seine beschränkten Vorstellungen. Gedankenverloren durchforstete er bereits seine Kontakte nach Jérôme Kateses Telefonnummer. Sie kannten sich schon Ewigkeiten, aber es hatte weder zu einer guten Bekanntschaft, noch einer Freundschaft zwischen ihnen ausgereicht. Entschlossen klappte er sein Handy auf und wählte die Nummer.
„ Hallo?“
„ Jérôme, ich bin es, Moody.“
„ Ach so was? Was kann ich für dich tun?“
„ Du bist doch gestern mit deinem Knaben und zwei weiteren Jungs bei Pacco eingetrudelt. Kannst du mir was über die beiden sagen?“
Jérôme schnaubte. „Das sind angeblich Freunde meines kleinen Sklaven. Aber ich denke, sie sind hauptsächlich Arbeitskollegen. Ich habe gehört, du warst so freundlich die blonde Pest rauszuschmeißen?“
„So ... ungefähr. Kollegen? Wo arbeitet denn deine Neuerwerbung?“
„ In der Schwarzen Rose.“
„ Tatsächlich?“ Biscuit klemmte sich seinen Kugelschreiber nachdenklich zwischen die Zähne. Tatsächlich war eine wunderbare, keinerlei Urteil verkündende Formel, die so gut wie jeden zum sofortigen Weitersprechen animierte.
„ Ich habe es auch kaum fassen können! So ein Drecksloch. Egal, über kurz oder lang lasse ich ihn kündigen, aber vorher verbiete ich ihm den Umgang mit diesen asozialen Freaks. Henk hat übrigens den Schwarzhaarigen angeblich gestern abgeschleppt ...“
Biscuit
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