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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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holte eine kleine Handvoll von der Harzmischung, die ich Padmini nun durch den Wandschlitz übergab. „Kannst du mir etwas davon besorgen?“
    „Klar.“
    Ein Hauch von schlechtem Gewissen überzog meine Haut. Es war bestimmt frevelhaft, die Göttin als Vorwand zu nutzen, um an bewusstseinserweiternde Mittelchen zu kommen. Andererseits – war nicht genau das die Tradition?
    Nach und nach fanden sich immer mehr Bittstellerinnen ein. Arejaiti, die andere Frau, die ein Kind erwartete und auf ein Mädchen hoffte. Amazonen, deren Töchter, Schwestern oder Mütter in Gemeinschaften in der Ferne lebten und um deren Sicherheit ich Artemis bitten sollte. Atalante, die von mir verlangte, dass ich Tetra in meine Gebete mit aufnahm, die immer noch im Koma lag.
    Ich tat, was ich konnte. Allerdings beschränkten sich meine Möglichkeiten darauf, mich in einen angenehm benebelten Zustand zu versetzen und Artemis meine Bitten vorzutragen. Ich fand es albern und seltsam, dass meine Schwestern gerade mich als Hiery akzeptierten, dass sie Hoffnung in mich setzten und mir soviel Vertrauen entgegenbrachten. Aber es verschaffte mir Beschäftigung – und Befriedigung, wenn ich mit meinen Gebeten Erfolg hatte, auch wenn ich tief in meinem Herzen davon überzeugt war, dass das purer Zufall war.
    Sogar Areto tauchte bei mir auf.
    „Aella, ich bin wirklich … erstaunt. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich freiwillig einer solchen Aufgabe widmen würdest, die soviel Selbstbeherrschung und Disziplin verlangt.“
    Freiwillig, hm?
    „Ich habe mich wohl in dir getäuscht.“
    Hast du nicht. Du bist die Einzige, die mich von Anfang an durchschaut hat. Und ich dich.
    „Bist du da?“
    „Ja“, beeilte ich mich zu antworten und räusperte mich.
    „Und ich finde es sehr erfreulich, dass du dich auf deine amazonischen Tugenden besonnen hast.“
    „Jep.“
    „Das wollte ich dir nur sagen.“
    Warum?
    „Kein Gebet, das ich für dich auf die Reise schicken soll?“, fragte ich sicherheitshalber nach.
    „Nein. Diesmal nicht.“
    Ich wunderte mich, was das Theater sollte, bis ich begriff, dass sie versuchte, sich mit mir gut zu stellen. Sie schien wie Padmini und die anderen zu denken, dass ich tatsächlich in Verbindung mit Artemis stand und gewisse Einflussmöglichkeiten hatte. Vielleicht befürchtete sie, ich würde ihr aus Rache für ihre frühere Unausstehlichkeit bei Artemis Zahnfäule oder Haarausfall erbitten.
    Die Gläubigen waren nicht meine einzigen Besucher. Neben Polly kamen auch Corazon und Victoria zu meiner Futterklappe, versorgten mich mit Unterhaltungsliteratur, den neuesten Informationen und ab und zu einer raren Süßigkeit, aber sie mussten aufpassen, dass Atalante sie nicht erwischte, die nur Bittstellerinnen vor meiner Durchreiche gestattete. Am Abend des Lichterfests nutzten sie die Gelegenheit, sich von den punschseligen Blicken der anderen Amazonen unbemerkt zu mir nach oben zu stehlen. Ich war ihnen so dankbar, dass mir fast die Tränen kamen. Von unten waren den ganzen Tag lang fröhliche Rufe und Gesänge zu mir emporgeschallt und ich hatte mich wie eine Aussätzige gefühlt.
    „Ell, wir haben unsere Epors verliehen bekommen!“, rief Polly, nachdem ich allen dreien durch den Wandschlitz die Hände gedrückt hatte.
    „Wirklich?“ Ich wusste, wie stolz sie das machen musste, und verdrängte schnell, durch welche Handlungen sie sich ihren Beinamen hatte verdienen müssen.
    „Ja!“
    „Und?“
    „Rat mal.“
    „Hmm, ich tippe auf die Aufräumfaule . Oder die Eselsstörrische . Oder …“
    Das Gelächter der beiden anderen Mädchen tönte durch die Durchreiche, während Polly nur schnaubte.
    „Die Adleräugige , du Sumpfhuhn.“
    „Echt?“ Dass meine Idee tatsächlich angenommen worden war, machte mich auch ein bisschen stolz und ich überging Pollys Beleidigung mit Großmut. „Und ihr beiden?“
    „Das hier ist die Seelentiefe Victoria“, stellte Corazon vor.
    „Und die Sternenwache Corazon“, ergänzte Victoria.
    „Und … ich?“, fragte ich schließlich zögernd. Ich war nicht stolz auf meine Taten, aber etwas in mir gierte danach, auch so einen überflüssigen Beinamen zu erhalten. Andererseits fürchtete ich, was sich Atalante in ihrer Enttäuschung über mich ausgedacht haben mochte …
    „Du hast keinen bekommen“, teilte mir Corazon mit.
    „Noch nicht“, präzisierte Victoria, als habe sie meine Beklemmung durch die Wand hindurch gespürt. „Du musst dazu anwesend sein und du hast auch

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