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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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Geruch herum zu atmen. Mit Mühe überwand ich meinen Ekel und lehnte meine Wange an seine Schulter. Mein Plan ging auf und er ließ etwas locker. Den Moment nutzte ich aus, riss mich mit aller Kraft los und schubste ihn dabei mit Schwung von mir weg, sodass er mit einem überraschten Ausruf gegen das Treppengeländer hinter sich stieß.
    „Ich habe dir gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst! Was hast du daran nicht verstanden?“, schrie ich ihn an, als ich mich ein paar Schritte von ihm entfernt hatte. Ich weiß nicht, wieso ich nicht gleich abgehauen bin. Vielleicht, weil ich meinen Schlafplatz nicht einfach aufgeben wollte, vielleicht, weil ich dachte, dass ich eine, irgendeine Chance hatte, die Situation noch zu retten.
    Eine Fehleinschätzung. Mit meiner Gegenwehr war die Stimmung komplett gekippt. Lennos Blick wurde eiskalt und er wirkte mit einem Mal sehr viel bedrohlicher. Viel zu schnell hatte er sich von meinem kleinen Angriff erholt und näherte sich mir Schritt für Schritt.
    „Ich habe dich sehr wohl verstanden. Ich wollte dir nur die Möglichkeit geben, die richtige Entscheidung zu treffen. Verschwendete Zeit, wie es scheint.“
    Meine Beine begannen zu zittern. Anscheinend hatten auch sie inzwischen begriffen, dass sie lieber hätten laufen sollen, als sie noch konnten. Hektisch sah ich mich um. Meine Tasche und somit auch mein Messer waren viel zu weit weg – um dorthin zu gelangen hätte ich an Lenno vorbeigemusst – und Pfeffer war auch weit und breit keiner in Sicht. Langsam wich ich in Richtung Eingangstür zurück, ohne Lenno aus den Augen zu lassen. Wir waren fast am Hauseingang angelangt. Ohne hinzusehen tastete ich nach der Klinke und als ich sie endlich in der Hand hatte, riss ich die Tür auf, wirbelte herum und rannte los. Weg, weg, weg.
    Der Mond schien, ich konnte also gut sehen, wohin ich meine Füße setzte, aber ich hatte keine Chance. Es dauerte keine drei Schritte und er hatte mich eingeholt. Er packte mich und ich schrie auf, er versetzte mir einen Schlag ins Gesicht und ich fiel hin. Keine Sekunde später war er über mir und drückte mich mit seinem Gewicht auf den kalten, steinigen Boden. Obwohl ich von dem Schlag noch benommen war, kämpfte ich mit all meiner Kraft, versuchte meine Beine frei zu bekommen, um ihm einen gezielten Kniestoß zwischen die Beine zu verpassen, aber ich schaffte es nicht. Verzweifelt suchte ich nach einem Ausweg, einer List, irgendeiner Idee, aber mein Gehirn hing in einer Endlosschleife der Fassungslosigkeit fest.
    Lennos Gesicht war über meinem und ich roch seinen von monatelang ungeputzten Zähnen und Alkohol stinkenden Atem. Mit einer Hand hielt er meine Handgelenke fest, mit der anderen riss er mir mein T-Shirt vom Hals abwärts auf. Mit den Knien drängte er meine Beine auseinander. „Halt endlich still, sonst –“
    Plötzlich hörte ich ein Sirren und einen leisen Aufschlag, fühlte gleichzeitig einen leichten Ruck – und Lenno brach mit einem Pfeil in der Schläfe tot über mir zusammen. Jetzt war ich wirklich panisch. Schreiend hievte ich den schweren Körper von mir herunter und krabbelte rückwärts auf allen Vieren weg. Was war nur geschehen? Jemand, der meinen Feind tötete, war nicht zwangsläufig mein Freund, noch dazu, wenn die Tat auf so ungewöhnliche Weise geschah. Indianer? Hier? Oder gehörte das Haus doch noch jemandem und der Besitzer rechnete auf die Art und Weise mit Einbrechern ab? Ich versuchte, auf die Beine zu kommen, aber ich zitterte so, dass sie mir unter dem Körper wegknickten.
    Ein Schatten fiel über mich. Mit rasendem Herzen sah ich auf. Gegen das Mondlicht erkannte ich nur eine hochgewachsene Silhouette, die einen dunklen Umhang mit Kapuze und Lederstiefel trug. In der Hand hielt die Gestalt einen Bogen und hinter einer Schulter sah ich die dazugehörigen Pfeile aus einem Köcher hervorragen. Sie kam einen Schritt näher, beugte sich zu mir herab und hielt mir eine kräftige, sehnige Hand hin. Es war eine Männerhand. Aber die Stimme, die erklang, war die einer Frau. „Keine Angst. Jetzt bist du in Sicherheit.“
     
    Zögernd ergriff ich die Hand und ließ mir aufhelfen. Als die bogenbewehrte Erscheinung sich überzeugt hatte, dass ich sicher stand, bemerkte sie meinen misstrauischen Blick und nahm ihre Kapuze ab. Ich erkannte, dass tatsächlich eine Frau meine Retterin war. Sie schien Mitte bis Ende Dreißig zu sein, hatte helle, blaue Augen und rotblonde Haare, die zu einem dicken Zopf gebunden

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