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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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erinnerte ich mich. „Ich glaube, er hat es dort in der Garage eingesperrt.“
    Tetra öffnete das Tor und führte den Gaul heraus. „Kannst du reiten?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Zu gefährlich, fand mein Vater.“
    Tetra schnaubte nur missbilligend. Sie nahm dem Pferd Sattel und Zaumzeug ab und entließ es mit einem sanften Klaps auf die Flanke in die Freiheit.
    „Was wird jetzt mit ihm?“, fragte ich und zeigte auf Lenno. „Lassen wir ihn hier liegen?“ Es war nicht so, dass ich Mitleid hatte, aber es erschien mir grausam und eklig, ihn hier einfach … verrotten zu lassen.
    „Die Tiere werden sich darum kümmern“, sagte Tetra schlicht und wandte sich zum Gehen. „Komm mit.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde tauchte ein schräges Bild vor meinem geistigen Auge auf. Eines, das eine Handvoll Eichhörnchen mit Schaufeln, sargtragendes Rotwild und einen Kauz zeigte, der eine Trauerrede hielt. Dann erst verstand ich, was Tetra meinte. Ich schluckte und folgte ihr um das Haus herum, wo uns eine nachtschwarze Stute mit leisem Wiehern begrüßte.
    „Das ist Hekate“, stellte Tetra vor und streichelte zärtlich die Stirn des Tiers. „Hoch mit dir.“
    Ich zögerte. Das ist ein sehr großes Pferd.
    „Nur Mut.“ Sie sah mich freundlich, aber bestimmt an und ich wusste, dass sie sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen würde. Was soll's.
    Sie half mir, aufzusteigen, was bedeutete, dass ich mit der Grazie eines Mehlsacks am Sattelknauf hing und sie mich auf den Sattel schob. Dann schwang sie sich selbst höchst elegant hinter mich.
    „Halt dich gut fest!“, rief sie und los ging es.
    Ich bin ziemlich sportlich. Der Sportunterricht in der Schule war ein Klacks für mich gewesen. Ich konnte schneller laufen als meine Klassenkameraden, höher springen und – obwohl ich ein Mädchen bin – weiter werfen. Ich hatte mich durch sämtliche Abzeichen geschwommen, Einrad fahren, Tennis und Slacklining gelernt und schon als kleines Mädchen die schwierigsten Skiabfahrten gemeistert, ohne, dass ich je besonders ehrgeizig gewesen wäre oder viel Zeit in den Sport investiert hätte. Es ging einfach. Aber mit Pferden hatte ich es nie besonders gehabt.
    Mein Trauma basierte auf meiner einzigen bisherigen Reiterfahrung: Als Kind hatte ich meinen Vater auf einem Volksfest so lange genervt, bis er mir unwillig erlaubt hatte, zu einem horrenden Preis auf dem Rücken eines armen Gauls drei Minuten lang im Kreis hinter anderen Kindern herzuzockeln. Doch während die anderen Kinder das Erlebnis anscheinend genossen, souverän im Sattel saßen und ihren Eltern begeistert zuwinkten, wurde mir immer mulmiger, weil ich auf dem Ungetüm einfach keinen richtigen Halt fand und nur zu kämpfen hatte, nicht abzurutschen und zwischen den Hufen der mir nachfolgenden Pferde zermalmt zu werden – so zumindest meine Vorstellung. Ich war unsäglich dankbar, als mich mein Vater wieder vom Sattel herunterhob, und schwor mir, mich zukünftig von diesen Tieren fernzuhalten. Daran hatte ich mich gehalten – bis jetzt.
    Als ich nun auf dem Rücken von Hekate im leichten Trab durchgeschüttelt wurde, traten die Bilder und Empfindungen von damals nur allzu deutlich hervor. Der Wind pfiff mir um die Ohren, Bäume und Büsche rasten an mir vorbei. Mit verkrampften Fingern klammerte ich mich so gut es ging fest. Tetra bemerkte meine Anspannung und legte einen Arm um mich, um mich festzuhalten.
    „Hast du Angst?“, fragte sie.
    „Na klar!“, rief ich, fast wütend. „Geht es vielleicht ein bisschen langsamer?“
    „Der Weg ist ziemlich lang und ich möchte die gut beleuchteten Stellen ausnützen, um ein bisschen flotter voranzukommen“, gab Tetra zurück.
    „Okay.“ Ich seufzte. „Wo geht’s denn hin?“
    „Das wirst du schon sehen. Aber keine Panik, es wird dir gefallen“, versicherte sie mir.
    „Und wie lang ist der lange Weg genau?“, fragte ich sicherheitshalber nach.
    „Etwa vier Stunden“, erwiderte sie und ich glaubte, mich verhört zu haben.
    Wie soll ich denn bitte vier Stunden hier oben überleben? Unmöglich. Ich schüttelte den Kopf. „Vergiss es . “
    Sie lachte laut auf. „Das schaffst du schon. Ich halte dich fest. Du kannst gar nicht herunterfallen. Und Hekate ist eine lammfromme Aspahi.“
    „Aspa-was?“ Das Wort klang fremd in meinen Ohren, auch wenn Tetra ansonsten völlig akzentfrei sprach.
    „Sie ist eine brave Stute. Du musst dir keine Sorgen machen.“
    Tetras Argumente überzeugten mich ganz und gar

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