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Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Begegnung (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dani Aquitaine
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waren. Löckchen, die sich daraus gelöst hatten, glänzten im Mondlicht und umgaben ihr Gesicht wie eine Aureole. Aufmunternd lächelte sie mir zu, ein Lächeln, das ich nicht erwidern konnte. Noch nicht.
    „Warum hast du das getan?“, stammelte ich und sah kurz zu Lennos Leiche, nur um mich gleich wieder schaudernd abzuwenden. Sie folgte meinem Blick und runzelte die Stirn.
    „Er hat geraubt, er hat gelogen und er wollte vergewaltigen. Reicht das nicht?“, fragte sie. „Bedauerst du seinen Tod?“
    Als ich daran dachte, was mir widerfahren wäre, wenn sie nicht eingegriffen hätte, spürte ich, wie sich mein Magen zusammenkrampfte. Ich schluckte hart, um meine aufsteigende Übelkeit zu bekämpfen und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich wünschte nur, ich wäre nicht so unmittelbar beteiligt gewesen.“ Dann atmete ich tief durch. „Das war ganz schön knapp, oder? Etwas tiefer gezielt und du hättest mich getroffen …“
    Sie zog einen Mundwinkel leicht lächelnd in die Höhe. „Unwahrscheinlich.“ Ein weiteres Mal hielt sie mir ihre Hand und ich ergriff sie. „Mein Name ist Tetra.“
    „Ell“, stellte ich mich vor. „Danke. Vielen Dank. Wenn du nicht gewesen wärst …“
    Sie schüttelte den Kopf „Denk nicht darüber nach. Geht es dir gut? Hat er dich verletzt?“ Besorgt musterte sie mein Gesicht.
    „Passt schon“, sagte ich und betastete meine wunde Haut dort, wo Lenno mich mit der Faust getroffen hatte. Es schmerzte und die Haut fühlte sich geschwollen an, aber ich würde keine bleibenden Schäden davontragen. Zumindest keine äußerlichen. Ich erinnerte mich daran, wie gehetzt Lenno gewesen war, als er ankam. „Warst du hinter ihm her?“, wollte ich mit einem Seitenblick auf die Leiche wissen. „Oder kamst du zufällig hier vorbei?“
    „Ich bin seinen Spuren bis hierher gefolgt. Er war ein Dieb, der von unseren Feldern gestohlen und vermutlich auch andere beraubt hat.“
    Ich konnte ihren Zorn nachvollziehen. Um vom Schwarzmarkt unabhängiger zu werden, hatte ich vor ein paar Wochen angefangen, in unserem Garten verschiedene Gemüsesorten zu ziehen, fest verschlossen im Glashaus, damit mir niemand das Grünzeug stehlen konnte. Wenn sich jemand über meine m ühsam gezüchteten Möhrchen und Salatköpfe hergemacht hätte, wäre ich wahrscheinlich auch Amok gelaufen.
    „Bist du ganz alleine hier?“, fragte meine Retterin.
    Ich nickte. „Ich komme aus Citey, aber ich musste …“, ich zögerte, „… ich musste da weg.“
    Sie sah mich fragend an, aber ich schüttelte den Kopf. Ihr Blick fiel auf meinen zerrissenen T-Shirt-Ausschnitt und schien sich nicht davon lösen zu können. Ich sah an mir herab. Das Amulett, das ich unter meinem Oberteil getragen hatte, war jetzt sichtbar. Es glänzte im Mondschein und Tetra betrachtete es mit geweiteten Augen.
    „Was ist?“, wollte ich wissen.
    „Woher hast du das?“, fragte sie atemlos und berührte sacht den Anhänger.
    „Von meinem Vater“, erwiderte ich.
    „Wer ist deine Mutter?
    „Sie ist schon lange tot.“
    „Wie alt bist du?“
    „Sechzehn.“ Ich schüttelte den Kopf, inzwischen völlig verwirrt und erschöpft. „Was ist denn damit?“
    Sie atmete tief durch. „Das werden wir herausfinden. Jetzt müssen wir erst mal nach Hause.“
    „Warte mal, du musst mich nicht mitnehmen“, stellte ich klar.
    Sie sah mich fast liebevoll an und strich mit der Hand sanft über meine Wange. „Doch“, erwiderte sie. „Ich muss .“
    Ich verstand überhaupt nichts, aber ich hatte nicht die Kraft, zu widersprechen. Abgesehen davon fühlte ich mich hier nun auch nicht mehr sicher, egal, wie idyllisch der Ort erschien, und war dankbar, dass sich jemand meiner annahm. Dass dieser jemand noch dazu eine Frau war, kam mir umso gelegener, dann musste ich mich zumindest nicht wieder mit irgendwelchen triebgesteuerten Typen herumschlagen.
    „Hast du noch was da drin?“, fragte sie mit einer Kopfbewegung in Richtung Haus und ich bejahte. „Dann hol deine Sachen. Ich warte hier auf dich.“
    Rasch packte ich meine Habe und nach kurzem Zögern auch Lennos Vorräte zusammen und goss Wasser in die Grillschale, um die Glut zu löschen. Trotz allem wäre es schade, wenn die Mühle wegen einer Unachtsamkeit in Flammen aufgehen würde.
    „Das hier hatte der Typ bei sich“, sagte ich, als ich wieder bei Tetra ankam, und gab ihr die Tüten mit den Vorräten.
    „Danke“, erwiderte sie, ohne einen Blick hineinzuwerfen.
    „Er hatte ein Pferd dabei“,

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