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Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Titel: Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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dampfendem schwarzem Kaffee vor Leeper auf den Tisch. Da das Gebräu aussah, als wäre es zu heiß, um es zu trinken, starrte Leeper den Becher nur an.
    »Uns liegen Kopien von fünf Briefen vor, die April Ihnen ins Gefängnis geschrieben hat«, fuhr Slater nach einer kurzen Pause fort. »Ein liebes Kind. Sie taten ihr leid, und sie wollte Ihre Brieffreundin werden. Haben Sie zurückgeschrieben?«
    »Ja.«
    »Wie oft?«
    »Weiß ich nicht. Ein paar Mal eben.«
    »Sind Sie nach Strattenburg zurückgekehrt, um April zu sehen?«
    Leeper griff nun doch nach dem Becher und trank einen Schluck Kaffee. »Ich weiß nicht, ob ich das beantworten will«, meinte er bedächtig.
    Zum ersten Mal wirkte Detective Slater gereizt. »Was stört Sie an dieser Frage, Mr. Leeper?«
    »Ich muss nicht antworten. Das steht auf dem Merkblatt. Ich kann jederzeit gehen. Ich kenne meine Rechte.«
    »Sind Sie hergekommen, um April zu sehen?«
    Leeper trank noch einen Schluck. Lange Zeit herrschte Schweigen. Die vier Beamten sahen ihn an. Er sah den Pappbecher an.
    »Hören Sie, die Sache ist so«, sagte er schließlich. »Sie wollen etwas. Ich will etwas. Sie wollen das Mädchen. Ich will einen Deal.«
    »Was für einen Deal, Leeper?«, fuhr Slater ihn an.
    »Eben war ich noch Mr. Leeper. Jetzt nur noch Leeper. Gehe ich Ihnen auf die Nerven, Detective? Das täte mir wirklich leid. Ich werde Ihnen sagen, was ich mir vorstelle. Ich weiß, dass ich wieder in den Knast komme, aber von Kalifornien habe ich die Nase voll. Die Gefängnisse sind grauenhaft: überfüllt, jede Menge Gangs, Gewalt, mieses Essen. Sie verstehen doch, was ich meine, Detective Slater?«
    Slater hatte noch nie ein Gefängnis von innen gesehen, aber er wollte den Gesprächsfluss nicht stören. »Natürlich«, sagte er daher.
    »Ich will meine Strafe hier absitzen, wo der Knast halbwegs zivilisiert ist. Das weiß ich aus Erfahrung.«
    »Wo ist das Mädchen, Leeper?«, fragte Slater. »Wenn Sie die Kleine entführt haben, gibt es noch mal lebenslänglich. Falls sie stirbt, droht Ihnen die Todesstrafe.«
    »Warum sollte ich meinem Cousinchen was tun?«
    »Wo ist sie, Leeper?«
    Leeper gönnte sich einen kräftigen Schluck Kaffee, verschränkte die Arme vor der Brust und grinste Detective Slater an. Die Sekunden vergingen.
    »Sie treiben Spielchen mit uns, Leeper«, sagte Detective Capshaw.
    »Vielleicht ja, vielleicht nein. Ist eine Belohnung ausgesetzt?«
    »Nicht für Sie.«
    »Wieso nicht? Sie geben mir Geld, ich bringe Sie zu dem Mädchen.«
    »So läuft das nicht.«
    »Fünfzigtausend Dollar, dann können Sie sie haben.«
    »Was wollen Sie mit fünfzigtausend Dollar, Leeper?«, fragte Slater. »Sie verbringen den Rest Ihres Lebens im Gefängnis.«
    »Oh, Geld kann im Gefängnis sehr nützlich sein. Sie besorgen mir das Geld und kümmern sich darum, dass ich meine Strafe hier absitzen kann, dann werden wir uns einig.«
    »Sie sind dümmer, als ich dachte«, verkündete Slater frustriert.
    »Und wir fanden Sie schon vor dem Gespräch ziemlich dumm«, setzte Capshaw eilig hinzu.
    »Nun seien Sie doch nicht so. Das bringt doch nichts. Sind wir uns einig?«
    »Sind wir nicht, Leeper«, erklärte Slater.
    »Sehr schade.«
    »Dafür kann ich Ihnen etwas versprechen: Wenn dem Mädchen etwas zustößt, jage ich Sie bis an Ihr Lebensende.«
    Leeper lachte laut. »Das mag ich, wenn die Cops einem mit Drohungen kommen. Es ist vorbei, Leute. Ich sage kein Wort mehr.«
    »Wo ist das Mädchen, Leeper?«, fragte Capshaw.
    Leeper grinste nur und schüttelte den Kopf.

Acht
    Theo blieb nur ungern nach dem Unterricht in der Schule, um den Mädchen beim Fußballspielen zuzusehen. Er war selbst kein Fußballer, weil er sich als Asthmatiker nicht überanstrengen durfte. Selbst ohne dieses Handicap wäre es aber vermutlich nichts mit diesem Sport geworden. Er hatte es mit sechs probiert, bevor er Asthma bekam, aber das Spiel nie so richtig durchschaut. Als er neun war, war er beim Baseball nach einem Triple an der Third Base zusammengebrochen. Damit war seine kurze Karriere im Mannschaftssport beendet. Golf war ihm lieber.
    Dagegen war Mr. Mount Fußballfan und am College sogar selbst aktiv gewesen. Für die Schüler, die nach dem Unterricht dablieben und sich das Spiel ansahen, gab es Extrapunkte. Außerdem herrschte an der Strattenburg Middleschool ein ungeschriebenes Gesetz, dem zufolge die Mädchen die Jungen anfeuerten und umgekehrt. An jedem anderen Tag hätte Theo ganz zufrieden auf der

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