Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)
gehöre zu den, äh, Haltern des Tiers.«
»Ah, hallo, Theo. Wie geht’s denn so?«
»Danke, bestens.«
»Du warst ja schon bestimmt einen Monat nicht mehr hier.«
»Ja, ich war beschäftigt. Schule und so.«
»Wie geht’s deinen Eltern?«
»Danke, auch gut.«
Theos erster Auftritt vor dem Tiergericht lag zwei Jahre zurück. Damals hatte er mit seinem Plädoyer in letzter Minute einem Mischling das Leben gerettet, den keiner wollte. Den Hund hatte er mit nach Hause genommen und Judge getauft.
»Bitte kommen Sie nach vorne«, sagte Richter Yeck. Theo führte die drei Regniers durch ein kleines Tor zu einem Tisch auf der rechten Seite.
»Die Klage wurde von Kate Spangler und Judy Cross, den Eigentümerinnen des Reitstalls SC Stables, eingereicht«, begann der Richter, als alle saßen.
Ein gut gekleideter junger Mann sprang auf. »Ja, Euer Ehren. Ich vertrete Ms. Spangler und Ms. Cross.«
»Und wer sind Sie?«
»Kevin Blaze von der Kanzlei Macklin.« Blaze marschierte mit einer funkelnagelneuen Aktentasche in der Hand zum Richtertisch und legte dem Richter eine Visitenkarte hin. Macklin war eine Kanzlei mit etwa zwanzig Anwälten und bestand seit vielen Jahren. Theo hatte jedoch nie von Mr. Blaze gehört. Und Richter Yeck offenbar auch nicht. Zumindest Theo merkte sofort, dass der Richter das übermäßige Selbstvertrauen des jungen Anwalts nicht sonderlich schätzte.
Trotzdem fühlte er plötzlich einen Stich in der Magengrube. Sein Gegner war ein echter Jurist!
Blaze setzte seine Mandantinnen, wie es sich gehörte, an den Tisch links im Saal.
Dann wandte sich Richter Yeck an Theo. »Hör mal, du hast nicht zufällig Anteile an diesem Papagei?«
»Nein.«
»Und warum bist du dann hier?«
Theo blieb sitzen. Am Tiergericht hielt man sich nicht mit Formalitäten auf. Die Anwälte mussten sich nicht erheben. Es gab keinen Zeugenstand, keinen Eid, keine Beweisführung und schon gar keine Geschworenen. Richter Yeck führte schnelle Anhörungen durch und entschied auf der Stelle. Obwohl er beruflich in der Sackgasse steckte, galt er als fair.
»Na ja«, stotterte Theo. Kein guter Anfang. »Wissen Sie, Euer Ehren, Anton geht auf meine Schule. Seine Familie ist aus Haiti und versteht unser System nicht.«
»Wer tut das schon?«, murmelte Yeck.
»Es handelt sich sozusagen um einen Freundschaftsdienst.«
»Schon klar, Theo, aber normalerweise vertritt sich der Halter des Tiers selbst oder er engagiert einen Anwalt. Du bist nicht der Halter und auch noch kein Anwalt.«
»Ja, das stimmt.«
Kevin Blaze sprang auf. »Ich erhebe Einspruch gegen seine Anwesenheit, Euer Ehren.«
Richter Yeck wandte sich langsam von Theo ab und richtete den Blick auf das eifrige Gesicht des jungen Kevin Blaze. Eine lange Pause trat ein, eine angespannte Stille. Niemand sprach, alle schienen die Luft anzuhalten.
»Setzen Sie sich«, sagte Richter Yeck schließlich. »Und bleiben Sie auf Ihrem Platz«, fuhr er fort, als Blaze wieder saß. »Sie stehen nur auf, wenn ich Sie dazu auffordere. Sie sehen doch, dass ich mich gerade mit Theodore Boones Anwesenheit in dieser Sache befasse. Oder haben Sie das nicht gemerkt? Ich kann auf Ihre Unterstützung verzichten. Ihr Einspruch ist überflüssig. Er wird weder abgelehnt noch wird ihm stattgegeben. Er wird einfach ignoriert.«
Es folgte eine weitere ausgiebige Pause, während Richter Yeck die Frauen musterte, die hinter dem linken Tisch saßen.
Er deutete auf die Gruppe. »Was sind das für Leute?«
Blaze hielt sich an den Armlehnen seines Stuhls fest, um nicht unwillkürlich aufzuspringen. »Das sind Zeuginnen, Euer Ehren.«
Die Antwort missfiel Richter Yeck offenkundig. »Jetzt will ich Ihnen mal erklären, wie das hier läuft, Mr. Blaze. Mir sind kurze Anhörungen am liebsten. Überflüssige Zeugen sind mir zuwider. Und für Zeugen, die nur das wiederholen, was bereits andere Zeugen gesagt haben, habe ich rein gar nichts übrig. Haben wir uns verstanden, Mr. Blaze?«
»Ja, Euer Ehren.«
Dann wandte sich der Richter Theo zu. »Danke für Ihr Interesse an diesem Fall, Mr. Boone.«
»Sehr gern, Euer Ehren.«
Der Richter warf einen Blick auf ein Blatt Papier. »Schön. Jetzt werden wir uns wohl Pete ansehen müssen.«
Er nickte seinem betagten Protokollführer zu, der kurz verschwand und dann mit einem uniformierten Gerichtsdiener zurückkehrte. Dieser brachte einen billigen Drahtkäfig herein, den er auf eine Ecke des Richtertischs stellte. Im Käfig saß Pete, ein
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