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Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Titel: Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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afrikanischer Graupapagei, der vom Schnabel bis zum Schwanz fünfunddreißig Zentimeter maß. Pete sah sich in dem eigenartigen Raum um, wobei er nur den Kopf bewegte.
    »Du bist also Pete«, stellte Richter Yeck fest.
    »Ich bin Pete«, bestätigte Pete mit hoher, klarer Stimme.
    »Sehr erfreut. Ich bin Richter Yeck.«
    »Yeck, Yeck, Yeck«, kreischte Pete. Alles lachte– bis auf die Damen in den schwarzen Stiefeln. Sie wirkten jetzt noch verbitterter und schienen Pete nicht im Geringsten komisch zu finden.
    Richter Yeck holte tief Luft. Vielleicht ließ sich die Sache doch nicht so schnell klären, wie er gehofft hatte. »Rufen Sie Ihre erste Zeugin auf«, sagte er zu Kevin Blaze.
    »Ja, Euer Ehren. Am besten beginnen wir wohl mit Kate Spangler.« Blaze rutschte auf seinem Stuhl herum und drehte sich nach seiner Mandantin um. Es war nicht zu übersehen, dass er eigentlich aufstehen und im Gerichtssaal auf und ab tigern wollte. Auf seinem Stuhl konnte er sich nicht richtig entfalten. Er griff nach einem vollgeschriebenen Notizblock und stellte seine erste Frage.
    »Sie sind Miteigentümerin von SC Stables, richtig?«
    »Ja.« Ms. Spangler war eine kleine, dünne Frau Mitte vierzig.
    »Seit wann?«
    »Was spielt das denn für eine Rolle?«, fuhr Richter Yeck ihn an. »Würden Sie mir bitte verraten, welche Bedeutung das für die heutige Verhandlung haben soll?«
    Blaze versuchte eine Erklärung. »Euer Ehren, wir müssen doch beweisen…«
    »So, Mr. Blaze, dann zeige ich Ihnen mal, wie das bei uns am Tiergericht läuft. Ms. Spangler, erzählen Sie mir, was vorgefallen ist. Vergessen Sie, was Ihnen Ihr Anwalt eingetrichtert hat. Was hat Pete angestellt?«
    »Ich bin Pete«, sagte Pete.
    »Ja, das wissen wir.«
    »Yeck, Yeck, Yeck.«
    »Danke, Pete.« Eine lange Pause, um sicherzustellen, dass Pete für den Augenblick genug gesagt hatte, dann gab der Richter Ms. Spangler ein Zeichen.
    »Also«, begann sie, »es fing Dienstag letzte Woche an. Wir waren mitten in der Stunde. Ich stand auf dem Reitplatz und gab vier Schülerinnen Unterricht, als plötzlich aus dem Nichts dieser Vogel auftauchte und knapp über unseren Köpfen alle möglichen kreischenden Geräusche von sich gab. Die Pferde gingen durch und rannten in Richtung Stall. Ich wurde fast zertrampelt. Betty Slocum fiel vom Pferd und brach sich den Arm.«
    Betty Slocum erhob sich eilig, damit jeder den dicken weißen Gips an ihrem linken Arm sehen konnte.
    »Dann stürzte sich das Vieh wieder auf uns wie ein Kamikazeflieger und jagte die Pferde, die…«
    »Kamikaze, Kamikaze, Kamikaze«, trötete Pete.
    »Halt den Mund!«, fuhr Ms. Spangler ihn an.
    »Hören Sie mal, das ist doch nur ein Vogel«, wies Richter Yeck sie zurecht.
    Pete fing an, etwas zu reden, das keiner verstand. Anton beugte sich vor. »Er spricht Kreolisch«, flüsterte er Theo zu.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Richter Yeck.
    »Er spricht französisches Kreolisch, Euer Ehren«, erklärte Theo. »Das ist seine Muttersprache.«
    »Und was sagt er?«
    Theo tuschelte mit Anton, der ebenfalls im Flüsterton antwortete.
    »Das sage ich Ihnen besser nicht, Euer Ehren«, meldete Theo.
    Pete verstummte und alle warteten einen Augenblick.
    Richter Yeck sah Anton an. »Hält er auf Kommando den Schnabel?«
    Anton schüttelte den Kopf. »Leider nein.«
    Eine weitere Pause. »Fahren Sie fort«, sagte Richter Yeck.
    Judy Cross übernahm. »Am nächsten Tag gab ich etwa um dieselbe Zeit fünf Schülerinnen Unterricht, denen ich Anweisungen wie ›Schritt‹, ›Halt‹ oder ›Galopp‹ zurief. Ich hatte keine Ahnung, dass uns dieser Vogel beobachtete, aber er hatte sich in einer Eiche am Reitplatz versteckt und brüllte plötzlich ›Halt! Halt!‹«
    »Halt! Halt! Halt!«, kreischte Pete auf dieses Stichwort.
    »Da hören Sie es! Die Pferde blieben wie angewurzelt stehen. Ich versuchte, ihn zu ignorieren. Meinen Schülerinnen sagte ich, sie sollten Ruhe bewahren und sich nicht um ihn kümmern. Auf mein Kommando setzten sich die Pferde wieder in Bewegung– bis er wieder ›Halt! Halt!‹ brüllte.«
    Richter Yeck hob Einhalt gebietend beide Hände. Die Sekunden verstrichen. »Bitte sprechen Sie weiter«, sagte er dann.
    »Ein paar Minuten lang herrschte Ruhe«, berichtete Judy Cross. »Wir ignorierten ihn. Die Schülerinnen waren konzentriert, die Pferde ruhig. Sie gingen in gemächlichem Schritt, als dieser Vogel plötzlich »Galopp! Galopp!« kreischte. Die Pferde gingen erneut durch und rannten

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