Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)
folgte ein übergewichtiger Koch, der aus Pilzen eine Pyramide baute und fast in Tränen ausbrach, als sie einstürzte.
Mrs. Gladwell stellte sich vor den Fernseher und warf Theo einen giftigen Blick zu. »Ihr müsst wieder in den Unterricht«, verkündete sie.
In diesem Augenblick unterbrach Channel 28 das Programm und kündigte eine aktuelle Meldung an. Ein Hausmeister schaltete den Ton ein, und Mrs. Gladwell ging aus dem Bild. Theo holte tief Luft und dankte Gott für das Wunder.
Der Polizeipräsident stand an einem Pult, hinter ihm hatten sich uniformierte Beamte aufgebaut. Ganz rechts entdeckte Theo Detective Slater, der Jackett und Krawatte trug. Alle wirkten erschöpft.
Der Polizeipräsident las von einem Blatt Papier ab– dieselben Informationen, die Theo zwei Stunden zuvor von Ike gehört hatte. Die Bestätigung durch DNA -Tests stehe noch aus, aber die Polizei sei so gut wie sicher, dass die Leiche aus dem Fluss nicht die von April Finnemore war. Größe und Zustand des Toten wurden eingehend beschrieben. Es hieß, die Polizei arbeite intensiv an der Identifizierung und komme dabei gut voran. Im Hinblick auf April gehe die Polizei verschiedenen Spuren nach. Die Reporter bombardierten den Polizeipräsidenten mit Fragen und er redete viel, sagte aber wenig.
Nach dem Ende der Pressekonferenz waren die Achtklässler erleichtert, aber immer noch nicht ganz beruhigt. Die Polizei hatte keine Ahnung, wo April war und wer sie entführt haben könnte. Jack Leeper war nach wie vor Hauptverdächtiger. Zumindest war sie nicht tot– oder die Polizei wusste nichts davon.
Als sie die Aula verließen und in die Klassenzimmer zurückkehrten, schwor sich Theo, beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein. Um ein Haar hätte er sich in der Schule ein für alle Mal lächerlich gemacht.
In der Mittagspause aßen Theo, Woody, Chase, Aaron und ein paar andere Mitschüler gemeinsam Sandwiches und überlegten dabei, ob sie ihre Suche nach der Schule fortsetzen sollten. Das Wetter war allerdings nicht sehr gemütlich und für den Nachmittag und Abend waren heftige Regenfälle angekündigt. Es war so viel Zeit vergangen, dass immer weniger von ihnen daran glaubten, dass sich April noch in Strattenburg befand. Warum sollten sie die Straßen nach ihr absuchen, wenn sie sie doch nicht finden würden?
Doch Theo war fest entschlossen weiterzumachen, Regen hin oder her.
Dreizehn
In der Chemiestunde versuchte Theo gerade angestrengt, Mr. Tubcheck zuzuhören, während der Wind den Regen gegen die Scheiben prasseln ließ, als er zu seiner Überraschung seinen eigenen Namen hörte.
Wieder drang Mrs. Gladwells Stimme aus dem Lautsprecher. »Mr. Tubcheck«, kreischte sie, »ist Theodore Boone in Ihrem Unterricht?«
Mr. Tubcheck war ebenso aufgeschreckt wie die Schüler.
Theos Herz setzte einen Augenblick aus, und er fuhr senkrecht hoch. Hatte er irgendeinen Termin vergessen?
»Der ist hier«, erwiderte Mr. Tubcheck über die Gegensprechanlage.
»Bitte schicken Sie ihn in mein Büro.«
Als Theo langsam durch den Gang schlich, überlegte er fieberhaft, was die Direktorin wohl von ihm wollte. Es war Freitag und fast zwei Uhr nachmittags. Die Woche war so gut wie vorbei, und was für eine trostlose Woche war es gewesen! Vielleicht war Mrs. Gladwell immer noch sauer wegen der verspäteten Pressekonferenz vom Morgen, aber das konnte sich Theo nicht recht vorstellen, weil am Ende alles gut ausgegangen war. Er hatte sich die ganze Woche über ordentlich benommen, gegen keine Vorschriften verstoßen, niemanden beleidigt, fast alle Hausaufgaben gemacht und so weiter. Er gab auf. Im Grunde machte er sich keine großen Sorgen. Vor zwei Jahren hatte sich Mrs. Gladwells älteste Tochter von ihrem Mann getrennt. Die Scheidung war sehr unerfreulich gewesen– und Marcella Boone die Anwältin der Tochter.
Miss Gloria, die neugierige Sekretärin, war gerade am Telefon und winkte ihn durch. Mrs. Gladwell empfing ihn an der Tür und führte ihn ins Büro.
»Theo, das ist Anton«, sagte sie, als sie die Tür hinter sich schloss. Anton war ein dünner Junge mit extrem dunkler Haut. »Er ist bei Miss Spence in der sechsten Klasse.«
Theo schüttelte ihm die Hand. »Freut mich, dich kennenzulernen.«
Anton sagte nichts. Sein Händedruck war kraftlos. Theo merkte sofort, dass er in großen Schwierigkeiten steckte und völlig verängstigt war.
»Setz dich, Theo«, sagte Mrs. Gladwell. »Anton kommt aus Haiti. Er wohnt seit ein paar Jahren bei Verwandten
Weitere Kostenlose Bücher