Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
Bett aus und klopfte auf die Stelle neben sich. Darauf hatte Judge nur gewartet: Er sprang auf das Bett, was Mrs. Boone nie zugelassen hätte. Aber die Tür war abgeschlossen, und Theo war in Sicherheit– zumindest für den Augenblick. Die Geräusche im Garten verrieten ihm, dass der Suchtrupp am Geräteschuppen zugange war. Er wartete, versuchte, sich zu entspannen und das Gefühl abzuschütteln, dass die Polizei seine Privatsphäre verletzt hatte.
Die Minuten vergingen, und draußen wurden keine aufgeregten Rufe laut. Im Geräteschuppen wurde nichts Ungewöhnliches gefunden, und nach zwei Stunden war die Durchsuchung beendet. Die Polizei bedankte sich bei Mr. und Mrs. Boone für ihre Unterstützung– als hätten sie eine Wahl gehabt– und zog ab.
Mrs. Boone klopfte an Theos Tür, und er öffnete.
» Sie sind weg«, sagte sie und nahm ihn in die Arme. » Geht’s dir gut?«
» Nein, nicht so besonders.«
» Mir auch nicht. Weißt du, Theo, ich bin eine ziemlich gute Anwältin. Und dein Vater hat auch was drauf. Wir sind fest entschlossen, dich zu schützen und dafür zu sorgen, dass dir nichts passiert. Die Beamten sind anständige Leute, die nur ihre Arbeit erledigen. Letztendlich werden sie die Wahrheit herausfinden, und dann ist dieser Albtraum zu Ende. Ich verspreche dir, dass es ein Happy End gibt.«
» Wenn du das sagst, Mom.«
» Dein Vater hat eine tolle Idee. Nachdem du morgen keine Schule hast, könnten wir zu Santo fahren und Pizza essen.«
Theo rang sich ein Lächeln ab.
» Habt ihr jemals von einem spuckenden Lama gehört?«, fragte er vom Rücksitz, als sie losfuhren.
» Nein«, erwiderten seine Eltern einstimmig.
» Dann habe ich eine tolle Geschichte für euch.«
Sechzehn
Am sp a äten Freitagvormittag, wo er sonst Sozialkunde hatte, hatte Theo endgültig genug von der Suspendierung und gestand sich ein, dass er die Schule vermisste. Seine Mutter war im Gericht. Sein Vater hatte sich in die Papierberge auf seinem Schreibtisch vergraben. Da niemand in der Kanzlei Zeit für ihn hatte, ging er zu Elsa und sagte, er wolle Ike besuchen. Sie umarmte ihn und sah wieder aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen. Theo hatte das ganze Mitleid gründlich satt.
Judge lief hinter ihm her, als er durch Strattenburg radelte, wobei er sich von den großen Straßen fernhielt, weil er auf keinen Fall von der Polizei oder Beamten des Ordnungsamts aufgehalten werden wollte. Immer wieder wurden Schüler erwischt, die blaumachten, und notorische Schulschwänzer landeten vor dem Jugendgericht. Theo hatte das Gefühl, das Jugendgericht bald besser kennenzulernen, als er sich je hätte träumen lassen. Bei dem Glück, das er im Augenblick hatte, rechnete er fast damit, von der Polizei aufgehalten zu werden.
Wider Erwarten erreichte er unbehelligt Ikes Büro und lief die Treppe zu dem unglaublich chaotischen Raum hinauf, in dem sein Onkel gerade genug Geld verdiente, um zu überleben. Trotz seines übervollen Schreibtischs und seiner für die Familie Boone typischen Arbeitswut, ließ Ike es im Grunde entspannt angehen. Er lebte allein in einer kleinen Wohnung. Er fuhr einen alten Spitfire, der eine Million Kilometer auf dem Buckel hatte. Er brauchte nicht viel, also arbeitete er nicht viel. Schon gar nicht am Freitag. Theo wusste aus Erfahrung, dass vielen Juristen gegen Freitagmittag die Puste ausging. Am Gericht wurde es dann deutlich ruhiger. Freitagnachmittags war es nicht einfach, überhaupt einen Richter aufzutreiben. Die Justizangestellten gönnten sich eine ausgiebige Mittagspause und setzten sich so schnell wie möglich ins Wochenende ab.
Ike war zwar kein richtiger Anwalt mehr, aber dieser Tradition war er treu geblieben. Er schlief aus– wie praktisch jeden Tag–, kramte ein bisschen in seinem Büro herum, bis es zwölf schlug, und ging dann zum Mittagessen nach unten in den griechischen Imbiss. Um das Wochenende ordnungsgemäß einzuläuten, gönnte er sich freitags zwei Glas Wein zum Essen.
Theo und Judge trafen gegen halb elf ein, und Ike war nach drei Tassen Kaffee aufgedreht und extrem gesprächig.
» Ich habe einen Verdächtigen, Theo, noch keine reale Person, noch keinen Namen, aber ich weiß, wonach wir suchen müssen. Kannst du mir folgen?«
» Natürlich, Ike.«
» Aber zuerst will ich alles über die Rauferei hören. Jede Einzelheit. Jeden Tritt, jeden Hieb, jede blutige Nase. Sag mir, dass du so eine kleine Ratte grün und blau geschlagen hast.«
Ike hatte die Füße–
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