Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
zieht. Es wäre überzogen, von meiner Mandantin zu verlangen, Lucy zu Hause zu lassen.«
» Mag sein, aber so geht das nicht weiter, Mr. Boone«, wandte Richter Yeck ein. » Wir können nicht zulassen, dass ein Tier einfach Leute anspuckt. Mr. Boland hat das Recht, seine Arbeit zu tun, ohne den Angriff eines Lamas fürchten zu müssen. Sind wir uns darüber einig?«
» Ja, das sind wir, und ich entschuldige mich im Namen meiner Mandantin bei Mr. Boland für Lucys Verhalten.«
Richter Yeck legte großen Wert auf Entschuldigungen, und Theo hatte darauf bestanden. Miss Petunia war dagegen gewesen, aber Theo hatte sich durchgesetzt.
Boland nickte, war aber noch nicht zufrieden.
» Haben Sie einen Vorschlag, Mr. Boone?«, fragte Richter Yeck.
Theo erhob sich. » Ich schlage vor, wir unternehmen einen Versuch. Am nächsten Samstag tauscht Mr. Boland mit Frankie, dem anderen Wachmann, und Frankie hält sich von Lucy fern, soweit seine Arbeit das zulässt. Falls Lucy Frankie ebenfalls attackiert, sind wir mit drastischeren Maßnahmen einverstanden.«
» Und die wären?«
» Lucy war noch nie an der Leine, aber meine Mandantin würde es versuchen. Miss Petunia ist davon überzeugt, dass sie mit Lucy sprechen und sie davon abbringen kann, dicke Männer in Uniform anzugreifen.«
» Wie ist Frankie gebaut?«, wollte Richter Yeck von Boland wissen.
» An dem ist gar nichts dran.«
» Miss Petunia spricht mit Lucy?«, erkundigte Richter Yeck sich bei Theo.
Miss Petunia erhob sich. » Aber ja doch! Wir unterhalten uns die ganze Zeit. Lucy ist hochintelligent. Ich glaube, ich kann ihr das Spucken ausreden.«
» Mr. Boland, was halten Sie von dieser Idee?«
Boland war klar geworden, dass er nicht bekommen würde, was er wollte, zumindest nicht in dieser Sitzung. Er zuckte die Achseln. » Wir können es versuchen. Ich bin nicht auf Ärger aus. Aber die Sache ist extrem peinlich.«
» Kann ich mir vorstellen. Wir halten uns an den Plan, und wenn er nicht funktioniert, sehen wir uns nächste Woche hier wieder. Einverstanden?«
Alle nickten.
» Das Tiergericht vertagt sich«, sagte Richter Yeck.
Fünfzehn
Kaum hatte Theo das Gerichtsgebäude verlassen, da holte ihn die Realität ein. Für eine Weile hatte er seine Probleme vergessen und war in die irrwitzige Welt eines spuckenden Lamas eingetaucht. Miss Petunia war entzückt gewesen. May Finnemore hatte ihn umarmt, was Theo eher peinlich fand. Vor allem aber war April von seinem gelungenen Auftritt im Gerichtssaal beeindruckt gewesen.
Aber dann war der Spaß plötzlich vorbei, und Theo sah sich mit einer furchtbaren Demütigung konfrontiert. Er wurde fälschlich beschuldigt, verfolgt und schikaniert, und nun wurde auch noch seine Familie mit hineingezogen. Allein der Gedanke, dass sich eine ganze Horde Polizisten jeden Raum des Hauses der Boones vornahm, war furchteinflößend. Was sollten die Nachbarn denken?
Dann stieg eine Befürchtung in Theo auf, die so entsetzlich war, dass er anhalten und tief durchatmen musste. Er setzte sich auf eine leere Bank an einer Bushaltestelle und starrte auf den Asphalt. Wenn jemand so hinterhältig und rücksichtlos war, Diebesgut in seinem Spind zu verstecken, warum nicht auch bei ihm zu Hause? Die Garage stand normalerweise offen. Der Geräteschuppen hinten im Garten war nie abgesperrt. Jemand, der Böses im Schilde führte, konnte problemlos irgendwo am Haus noch ein paar Tablets, Handys oder sogar Laptops verstecken, ohne dass es auffiel.
Wenn die Polizei nun doch etwas fand? Schon wieder auf frischer Tat ertappt! Allmählich fragte sich Theo, wann seine eigenen Eltern anfangen würden, ihn zu verdächtigen.
Schließlich schwang er sich wieder aufs Rad und fuhr zur Kanzlei, wo er durch die Hintertür schlüpfte und Judge schlafend unter dem Schreibtisch fand. Auf Zehenspitzen schlich er durch den Gang, ohne jemandem über den Weg zu laufen. Elsa räumte gerade ihren Schreibtisch auf und war bereits auf dem Sprung. Sie war gedrückter Stimmung und sorgte sich um Theo. Nachdem er mit ihr geredet hatte, fühlte er sich noch schlechter.
Der Zeiger der Uhr rückte unaufhaltsam auf fünf Uhr vor.
Die Polizei wartete am Straßenrand vor der Mallard Lane 886, dem Heim von Woods und Marcella Boone und ihrem einzigen Sohn Theo, der sein ganzes Leben dort verbracht hatte. Die Beamten waren mit zwei Zivilfahrzeugen gekommen, wofür die Boones dankbar waren. Streifenwagen mit Sirene und Blaulicht hätten die Nachbarn angezogen wie ein
Weitere Kostenlose Bücher