Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
offizielle Aussage machen kann«, erwiderte Detective Hamilton. » Das ist reine Routine. Dann möchten wir die anderen Schüler befragen.«
Theo hatte genügend Fernsehserien gesehen, um zu wissen, dass eine solche Fahrt meistens in Handschellen auf dem Rücksitz eines Streifenwagens stattfand. Für den Bruchteil einer Sekunde fand er den Gedanken amüsant. Er hatte noch nie Handschellen getragen oder im Fond eines Polizeiwagens gesessen. Das war ein Abenteuer, das später– lange, nachdem seine Unschuld erwiesen war– reichlich Gesprächsstoff bieten würde. Aber dann wurde ihm klar, dass sich das Gerücht in der Schule und der ganzen Stadt wie ein Lauffeuer verbreiten würde. Innerhalb kürzester Zeit würde die ganze Welt wissen, dass Theo der Hauptverdächtige war.
» Die Schule ist um halb vier aus, stimmt’s?«, fragte Ike Mrs. Gladwell.
» Das ist richtig.«
» Gut. Wenn es Ihnen recht ist, bringe ich Theo heute Nachmittag um vier zu Ihnen. Ich bin sicher, seine Eltern werden dabei sein wollen.«
Die Beamten wechselten einen Blick. Es war klar, dass sie sich auf keinen Fall mit Ike anlegen wollten.
» Wann können wir mit den anderen Schülern reden?«, fragte Vorman.
» Am besten um halb vier«, erwiderte Mrs. Gladwell.
» Welche Schließfächer sind in der Nähe von deinem, Theo?«, fragte Hamilton.
» Die von Woody, Chase, Joey, Ricardo und den meisten anderen aus meiner Klasse«, erwiderte Theo. » Das von Darren ist direkt unter meinem.«
Vorman sah Hamilton. » Wir brauchen die Spurensicherung. Vielleicht können wir Fingerabdrücke sicherstellen.«
» Richtig«, stimmte Hamilton zu. » Und deine Fingerabdrücke brauchen wir auch, Theo. Die können wir abnehmen, wenn du heute Nachmittag kommst.«
» Sie wollen meine Fingerabdrücke?«, fragte Theo.
» Selbstverständlich.«
» Das muss ich erst mit seinen Eltern besprechen«, sagte Ike.
» Von mir aus können Sie die ruhig haben«, erklärte Theo. » Auf den Tablets werden Sie keine Abdrücke von mir finden, weil ich sie nämlich überhaupt nicht angefasst habe. Und falls Sie mich einem Lügendetektortest unterziehen wollen– nur zu. Ich habe nichts zu verbergen.«
» Das sehen wir noch«, erwiderte Vorman. Die Beamten hatten es plötzlich sehr eilig. Hamilton klappte sein Notizbuch zu und ließ es in der Jackentasche verschwinden. » Danke für Ihre Unterstützung, Mrs. Gladwell. Danke für deine Kooperation, Theo. Es war mir ein Vergnügen, Mr. Boone.«
Als sie weg waren, ließ sich Theo auf den Stuhl fallen, auf dem Hamilton gesessen hatte. » Ich muss was erzählen.«
Ike nahm den anderen Stuhl, und Mrs. Gladwell hörte aufmerksam zu, als Theo von den beiden aufgeschlitzten Reifen berichtete, von denen einer auf dem Schulgelände beschädigt worden war.
» Da hat es jemand auf dich abgesehen«, stellte Ike fest, als Theo von dem Stein erzählte, der am Vortag in seinem Büro gelandet war.
» Was du nicht sagst«, meinte Theo.
Neun
Als Theos Mutter eintraf, veränderte das die Situation erwartungsgemäß von Grund auf.
Theo rief sie in der Mittagspause an, und fünfzehn Minuten später stand sie in Mrs. Gladwells Büro und wollte wissen, wieso Theo ohne Beisein seiner Eltern von der Polizei verhört worden war. Sie war darüber sehr aufgebracht, aber Mrs. Gladwell versicherte ihr, dass Theo sich gut gehalten hätte. Er habe sich bedeckt gehalten und den Beamten nicht mehr gesagt als unbedingt nötig. Die Durchsuchung des Spinds sei unvermeidlich gewesen, weil die Schule die Schränke aus berechtigtem Grund jederzeit öffnen konnte. Die Schulordnung verpflichte Mrs. Gladwell, wie alle anderen Schulleiter, jederzeit zur vorbehaltlosen Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden.
Mrs. Boone wollte Theo ursprünglich aus dem Unterricht holen, mit in die Kanzlei nehmen und von dort zur Polizeistation fahren. Mrs. Gladwell hielt es jedoch für klüger, das Unterrichtsende abzuwarten. Theo sei an diesem Tag bereits einmal aus dem Unterricht gerufen worden. Wenn sich das wiederhole, würde das nur unnötiges Aufsehen erregen. Am besten sei es, den normalen Ablauf so weit wie möglich einzuhalten. Dann kam die Direktorin auf Theos Erlebnisse in den vergangenen Tagen zu sprechen. Von den aufgeschlitzten Reifen und dem ersten Einbruch in seinen Spind hatte Theo seinen Eltern noch nichts erzählt, und seine Mutter war entsprechend schockiert. Sie war ziemlich verärgert, dass Theo das für sich behalten hatte.
Als sie ging, bat
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