Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Kräftigste vom Dorf stellt, sich ihm in den Weg.
„Sie wissen es nicht“, erwidert Atila, bleibt stehen und legt Tinius seine Hände auf die Schultern. „Etwas, das ich nicht verstehe und nicht begreife. Ich fühle etwas in mir, das mich sehr beschäftigt.“
„Wir müssen das Baby töten“, erwidert Tinius. „Es gehört nicht in unser Dorf!“
„Töten“, flüstert Atila, löst sich von Tinius und verschwindet in der Dunkelheit.
Mitternacht ist vorüber, als sich das Dorf endlich in Schweigen hüllt und nichts mehr an die plötzliche Geburt zu erinnern scheint.
Der Morgen beginnt zu grauen, die ersten Vögel zwitschern, die Strahlen der Sonne blitzen durch die Blätter und beginnen das Nass in frühmorgendlichen Nebel zu wandeln. Nichts erinnert an das seltsame Erlebte – plötzlich zerreißt ein markerschütternder Schrei die friedliche Stille.
„Nein, nein, nein!“ Atilas Weib rennt durch das Dorf und kreischt aus Leibeskräften. „Atila ist tot! Atila ist tot…“
Vor der Hütte ihres Schwagers schreckt sie zurück. Unmittelbar vor dem Eingang liegen zwei tote Schafe – als seien sie in der Nacht von Wölfen gerissen worden.
Die Schreie haben das gesamte Dorf aufgeschreckt, nach und nach kommen sie aus ihren Behausungen, bewaffnet mit Speeren und Wurfschleudern.
Tinius eilt herbei und stellt sich breitbeinig vor Hidera, Atilas Weib.
„Wo ist Atila?“, fragt er aufgebracht, ohne sich um die Kadaver zu kümmern.
„TOT!“, schreit sie aus vollem Hals. „Er liegt – da drüben.“ Ihre Hand deutet auf einen bewaldeten Hügel. Tinius zögert nicht und rennt in die angegebene Richtung. Minuten später steht er vor dem leblosen Körper Atilas, durch dessen Kehle ein Speer getrieben war. Für Tinius steht fest: der Dorfälteste hat sich selbst das Leben genommen.
„Das Baby muss sterben“, zischt Tinius wütend, kniet sich zu Atila nieder um seine Körpertemperatur zu fühlen. Der Leichnam ist noch warm.
Erschütterung, Schock und Empörung machen sich im Dorf breit. Binnen einer Stunde haben sich die Dorfältesten zusammen mit Tinius in dessen Hütte versammelt um zu beraten.
„Das Kind muss sterben“, wiederholt sich Tinius zum tausendsten Mal. „Und zwar heute noch! Es bringt Unheil über unser Dorf. Es ist schuld an Atilas Tod.“
„Wir sind uns einig“, stimmen die Ältesten nach einigem Zögern zu. „Töte es heute Nacht! Morgen früh beerdigen wir Atila. Er soll in Würde das Reich der Toten betreten.“
„So schnell wie möglich muss wieder Ruhe im Dorf einkehren“, meldet sich der neue Dorfälteste. „Die Kadaver der gerissenen Schafe müssen verschwinden und das Kind – ertränke es im See, sodass niemand es sieht. Das Mädchen muss lernen, es zu verkraften. Nun geh!“
Tinius kommt seiner Aufgabe gehorsam nach. Mit einer Leichtigkeit hievt er die Kadaver über seine Schultern und trägt sie weit außerhalb des Dorfes in den Wald. Sein Blick späht hierbei aufmerksam nach allen Richtungen, da außerhalb des Dorfes hungrige Wölfe und Bären lauern, die ihn als Beute betrachten könnten.
Medi sitzt in der Hütte und streichelt das Baby. Sie ist allein.
„Nur ich kenne deinen Vater“, flüstert sie dem Baby zu. „Ich werde dich beschützen und ich werde dich lieben.“
Ihre Mutter betritt die Hütte. Entsetzten steht in ihrem Gesicht geschrieben. „Atila ist tot“, sagt sie tonlos. Tränen lösen sich und kullern über die schmutzigen Wangen.
Medi starrt ihre Mutter an. „Sie geben ihm die Schuld“, flüstert sie.
Es ist später Abend. Tinius nähert sich der Hütte, um das Kind zu holen. Medi aber ist schon weg. Das Kind geschickt an ihre Brust gebunden und eine Felltasche mit Proviant beginnt für sie eine Reise ins Ungewisse. Medi flieht und rettet ihrem Kind, das ein ganz Besonderes ist, das Leben.
1
S chweißgebadet erwachte Chrissie aus einem unruhigen Schlaf. Zwei Monate waren seit dem grausamen Ereignis vergangen, die Schreckensnachrichten gehörten zwischenzeitlich der Vergangenheit an. Für die meisten Menschen war wieder der Alltag eingekehrt.
Helen und Bill Tanner haben Chrissie zu sich aufgenommen. Ihr Vater hatte ein ehrwürdiges Begräbnis erhalten, der Schmerz über den Verlust saß noch sehr tief. Sie wollte nie wieder in das elterliche Haus zurückkehren und sie versuchte die Vergangenheit abzuschließen.
Die dunklen Ringe, unter ihren Augen rührten von den schlaflosen Nächten her, die für Chrissie seither zu einer einzigen
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