Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Qual geworden sind.
Immer wieder träumte sie denselben Traum und mit jedem Traum erfuhr sie mehr von einer Zeit, die Tausende von Jahren zurücklag.
Ein junges Mädchen gebar einen Sohn und musste aus dem heimatlichen Dorf fliehen, um das Leben dieses Jungen vor der sicheren Ermordung zu retten.
Unweigerlich fasste Chrissie sich an den Bauch. Sie spürte die körperliche Veränderung und sie fühlte, dass dieser immer wiederkehrende Traum etwas mit ihrem Baby zu tun hatte.
Das Zimmer, in dem sie untergebracht war, glich einem kleinen Apartment, das ebenerdig zur Gartenseite durch die Terrassentür einen eigenen Eingang hatte. Chrissie war sehr froh darüber, bei Bill und Helen wohnen zu dürfen. In ihnen sah sie eine Art Familienersatz, wenn auch ihr Vater und ihre davor verstorbene Mutter nicht zu ersetzen waren, sie achtete und respektierte Bill und Helen. Die Frage nach dem Warum stellte sie sich nicht mehr. Die vielen Gespräche mit dem Polizeipsychologen und die Diskussionen mit dem geistlichen Oberhaupt der Stadt halfen ihr ein wenig darüber hinweg.
Von Henriece hat sie seither nichts mehr gehört. Sein Amulett trug sie um ihren Hals. Sie behütete es wie einen Schatz und manchmal war ihr, als würde sie ihn in ihrer Nähe spüren.
Der Morgen dämmerte, als sie aus diesem Traum erwachte, der sie seit Wochen Nacht für Nacht plagte.
Der erste Schnee war gefallen und es war sehr kalt geworden. Trotzdem öffnete sie die Terrassentür, nachdem sie sich einen Morgenmantel umgelegt hatte. Der sternenklare Himmel begann sich zu lichten, der Schein des Mondes, der seine volle Größe gerade überschritten hatte, reflektierte sich im Schnee.
Bill Tanners Garten glich einem kleinen Park. Das herrschaftliche, von niedrigen Tannen eingewachsene Anwesen am Rande der Stadt Melbourn hatte er als einziges Kind von seinem Vater geerbt.
Bills Mutter war bei seiner Geburt verstorben und somit wuchs er unter der Obhut seiner Großeltern auf, die das Anwesen erbaut hatten. Sein Vater war ebenfalls Kriminalbeamter und vor zwei Jahren eines natürlichen Todes verstorben. Seine Großeltern lebten seit vielen Jahren nicht mehr und somit war Bill der einzige Nachkömmling der Familie Tanner und er freute sich auf das Kind, das Helen unter ihrem Herzen trug. Denn nicht nur Chrissie war schwanger, auch in Helen wuchs ein Kind heran.
Bill war felsenfest überzeugt davon, dass das Kind von ihm gezeugt wurde und nicht von diesem Bastard Harry Bansly, der Harbourn in Angst und Schrecken versetzt hatte.
Mehrmals sog Chrissie die kalte Luft tief in sich ein.
„Wer bist du?“, flüsterte sie zu sich und strich sanft über ihren Bauch.
Ein plötzlicher Windstoß wehte ihr ins Gesicht, als sei das eine Reaktion auf ihre Frage. Gleichzeitig vernahm sie ein entferntes Rascheln und ihr war, als würde sie sich entfernende Schritte vernehmen. Chrissie achtete nicht darauf. Seit sie sich entschlossen hatte, mit der jüngsten Vergangenheit abzuschließen, wog sie sich in Sicherheit. Sie spürte, nein sie wusste, dass sie unter einem besonderen Schutz stand und sie keine Gefahr fürchten musste. Nicht solange, bis dass das Kind geboren war.
Nachdem Chrissie die Tür wieder verschlossen hatte, setzte sie sich an den kleinen Schreibtisch, knipste die Tischlampe an und nahm ein kleines Büchlein aus der Lade hervor.
Ein Tagebuch.
Seit einer Woche schrieb sie täglich daran. Begonnen hatte sie damit, die Erlebnisse und Eindrücke aus Harbourn festzuhalten. So gut sie sich daran erinnern konnte, schrieb sie auch die Träume auf, die sie während dieser Zeit verfolgten. Für Chrissie war es wichtig, die Träume festzuhalten, die sie Nacht für Nacht heimsuchten. Chrissie wollte mehr wissen und nichts dem Zufall oder der Spekulation überlassen.
Aus Chrissie war in den letzten Wochen ein anderer Mensch geworden. Sie war nicht mehr das junge schüchterne Mädchen mit den goldblonden gelockten Haaren. Sie hatte sich zu einer stattlichen Persönlichkeit entwickelt, die kritisch hinterfragt.
Das Tagebuch war für sie das Wertvollste, das sie besaß und sie achtete darauf, dass niemand von diesen Aufschrieben erfahren konnte.
Mit Gefühl und Sorgfalt begann sie, das Datum und den Zeitpunkt festzuhalten. Ihr Schriftbild wirkte klar und deutlich, ihre Ausdrucksweise, wie sie Gegenstände oder Situationen beschrieb oder schilderte, war gewählt und treffend.
Chrissie hatte sich angewöhnt, jeden Morgen zu meditieren. Auch das gehörte zu ihrer
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