Theopolis - Heimat meines Herzens
und sie hatte geglaubt, sie wäre mit den Kastros fertig, nachdem sie den Anwälten geschrieben hatte. Sie wollte Constantines Vermächtnis nicht. Auch wenn sie es vielleicht irgendwann einmal bereuen würde, wollte sie nicht in ihrer Schuld stehen. Insbesondere nicht jetzt.
Sie schloss kurz die Augen, bevor sie ihr Äußeres einer kritischen Prüfung unterzog. Bequeme Jeans, ein Baumwollpullover mit aufgerollten Ärmeln, Turnschuhe. Mit dem zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haar bot sie nicht gerade das Bild, das sie sich für eine Unterredung mit Demetri gewünscht hätte, aber vielleicht war es besser so. Zumindest konnte er ihr später nicht vorwerfen, sie habe versucht, ihn durch ihr Outfit zu verführen.
Sie zog den Pulli über den Hosenbund, der ihr allmählich zu eng wurde. Dann atmete sie tief durch, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und öffnete die Tür.
“Demetri.” Es gelang ihr, ihrer Stimme einen kühlen Unterton zu verleihen. “Was tust du hier?”
Sein Lächeln wirkte gezwungen. “Darf ich hereinkommen?”
Nein!
“Warum nicht.” Sie trat einen Schritt beiseite, um ihn einzulassen. “Aber ich warne dich. Falls du hier bist, um mich zu überreden, das Geld deines Vaters anzunehmen, verschwendest du nur deine Zeit.”
“Ich werde daran denken”, meinte er trocken und schaute sich um. “Es ist nett hier.”
“Danke.” Joanna schloss die Tür und lehnte sich dagegen. “Finde ich auch.”
Demetri drehte sich um und schob die Hände in die Manteltaschen. Er sieht blass aus, dachte sie unwillkürlich und ignorierte den Anflug von Sorge, den sie dabei empfand. Blass und erschöpft, aber so attraktiv wie je.
“Wie geht es dir?”, erkundigte er sich.
Da sie sich nicht ewig im Stehen unterhalten konnten, deutete sie auf das Sofa hinter ihm. “Bitte.” Es war vermutlich seiner Müdigkeit zuzuschreiben, dass er sofort auf die weichen Polster sank und nicht wartete, bis sie Platz genommen hatte. “Mir geht es gut”, fügte sie hinzu. “Du bist wahrscheinlich recht beschäftigt.”
Er zuckte die Schultern. “Wir kommen zurecht.” Die Untertreibung des Jahres, wie Joanna fand. Seinem Aussehen nach zu urteilen, schuftete er sich zu Tode. “Es ist schwer, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten.”
Wenn es jemand kann, dann du, überlegte sie, äußerte sich jedoch nicht dazu. Stattdessen fragte sie: “Kann ich dir etwas bringen? Tee? Kaffee? Bier?”
“Bier?”, wiederholte Demetri stirnrunzelnd. “Du trinkst Bier?”
Sie hätte verneinen und erklären können, dass sie es für Constantines seltene Besuche gekauft hatte, aber sie hatte keine Lust, sich zu rechtfertigen. “Manchmal”, behauptete sie nicht ganz wahrheitsgemäß. “Leider habe ich nichts Stärkeres.”
Er blickte sie eindringlich an, bevor er leicht den Kopf neigte. “Danke.”
Mit weichen Knien ging sie in die Küche. Was war nur in sie gefahren, dass sie ihm auch noch Erfrischungen anbot, statt zu versuchen, ihn loszuwerden?
Aber jetzt war es zu spät. Sie nahm ein Bier aus dem Kühlschrank und ein Glas aus dem Regal und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Demetri hatte sich auf der Couch zurückgelehnt und die Augen geschlossen.
Schlief er? Bevor sie allerdings entscheiden konnte, wie sie sich verhalten sollte, öffnete er wieder die Augen und richtete sich auf. “Entschuldige. Es war ein langer Tag.”
Mehr als nur einer, dachte sie und ärgerte sich sofort über ihre Anteilnahme. Es ging sie schließlich nichts an, wenn er seine Gesundheit ruinierte. Er war ein junger Mann und würde es überleben.
Nachdem sie ihm Glas und Flasche gereicht hatte, setzte sie sich in einen Sessel ihm gegenüber. “Warum bist du hier? Hast du geschäftlich in London zu tun?”
Statt einer Antwort betrachtete er versonnen die Flasche. “Das war die Lieblingsmarke meines Vaters”, stellte er lächelnd fest. “Du trinkst sie auch?”
Joanna seufzte. “Ich habe sie für ihn gekauft. Er war gelegentlich hier. Einmal habe ich für ihn gekocht.” Sie verzog das Gesicht. “Es war kein Gourmetmenü, aber er schien es zu genießen.”
“Davon bin ich überzeugt.” Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie nichts trank. “Willst du mir nicht Gesellschaft leisten?”
Sie schüttelte den Kopf. “Ich mag kein Bier. Du hast mir noch immer nicht verraten, warum du mich sehen wolltest.”
Demetri stellte das Glas auf den Tisch und hob die Flasche an die Lippen. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und
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