Therapielexikon der Kleintierpraxis
Die Anästhesie kann auch mittels Inhalation mit Maske erfolgen. Während des gesamten Eingriffs besteht das Einatmungsgemisch aus ⅓ Sauerstoff, ⅔ Distickstoffmonoxid (Lachgas) und 1 % Isofluran. Einige Augenblicke (30 Sekunden – 1 Minute) vor dem Einsetzen von Schmerzen oder bei Notwendigkeit einer starken Muskelrelaxation wird die Isoflurankonzentration allmählich auf 3 % gesteigert. Bei Erreichen der kritischen chirurgischen Phase wird die Grundkonzentration von 1 % Isofluran erneut angepasst.
Vorteile
Diese Technik begrenzt die Intoxikation des Organismus auf ein absolutes Minimum.
Alopezie (feline selbstinduzierte)
Das Syndrom der felinen selbstinduzierten Alopezie ist eine spezifische Reaktion auf unterschiedliche ätiologische Faktoren. Es äußert sich in exzessivem und wiederholtem Putzverhalten der Körperbereiche, die von der Katze durch Lecken erreicht werden können.
Symptome
Meist ist die Alopezie bilateral symmetrisch und betrifft den Bauch, die Flanken, die Hintergliedmaßen (Innenflächen und Kaudalflächen der Oberschenkel), die Anogenitalregion und den Schwanz. Da die Haare an der Haarbasis abgebrochen sind, fühlen sich die betroffenen Hautbereiche rau an. Ist der Juckreiz nur mäßig, lecken sich die Katzen weniger exzessiv, aber länger. Die betroffenen Hautbereiche fühlen sich dann weich und samtig an. Gelegentlich hinzukommende primäre (Papeln, Pusteln) und sekundäre (Erosionen, Krusten) Hautläsionen können für die Diagnostik von Bedeutung sein.
Manchmal können eine Onychophagie und eine starke Schweißabsonderung der Ballen beobachtet werden (psychogene Ursache möglich). Der Juckreiz äußert sich in Lecken, Knabbern oder auch Kratzen und kann bei gestressten Katzen sowie bei Katzen, die längere Zeit allein sind, schwer nachzuweisen sein. Oft werden diese Patienten von ihren Besitzern für besonders sauber gehalten.
Abb. 1.2 Diagnostik der Alopezie.
Ätiologie
Im Allgemeinen sind weder eine Rassedisposition noch eine Alters- oder Geschlechts disposition zu beobachten.
Die häufigsten Ursachen einer Alopezie sind:
•Verhaltensstörungen (Psychodermatose), überwiegend aufgrund ständiger Angstzustände.
•Allergien (Flohallergie, Atopie, Futtermittelallergie).
•Ektoparasitosen (Cheyletiellose, Otodektose, Phtiriose, Demodikose).
•Dermatophyt osen.
Diagnostik
Eine ausführliche und genaue Anamnese sowie eine komplette klinische Unter suchung sind erforderlich, um die Ursachen der Erkrankung einzugrenzen.
Das Trichogramm (mikroskopische Untersuchung eines Haarbüschels) zeigt ausgefranste Haarschaftspitzen, die durch Lecken und Knabbern infolge des Juckreizes abgebrochen sind. In seltenen Fällen bleiben die Haarspitzen intakt, es finden sich jedoch bei der Untersuchung der Haarwurzeln zahlreiche telogene Wachstumsstadien, die durch Endokrinopathien oder metabolische Störungen der Pilogenese hervorgerufen werden.
Je nach klinischem Bild werden weitere Untersuchungen durchgeführt (Untersuchung auf Flöhe und deren Exkremente, Hautgeschabsel, mykologische Untersuchungen, Intrakutantest, histopathologische Untersuchungen, Hormonstatus etc.).
Die Fortschritte der Verhaltenstherapie, vor allem der Angsttherapie, erlauben einen diagnostischen Therapieversuch.
Therapie
Die Therapie ist abhängig von der Krankheitsursache. Liegt tatsächlich eine Verhaltensstörung vor, können Psychopharmaka zum Einsatz kommen. Man sollte versuchen, die Lebensumstände des Tiers dahingehend zu verändern, dass Angstzustände vermieden werden. Entzündungshemmende Medikamente (Kortison, Medroxyprogesteronacetat) zeigen keine Wirkung. Auch das Tragen eines Halskragens bewirkt keine Besserung, kann jedoch zu einer depressiven Stimmungslage führen.
Wirksam sind unter anderem:
•Amitriptylin (div. H. M.) 5 – 10 mg/Katze p. o. alle 12 – 24 h.
•Buspiron (div. H. M.) 1,25 – 5 mg/Katze p. o. alle 12 h.
•Phenobarbital (div. H. M.) 4 – 8 mg/Katze alle 12 h.
•Naloxon (div. H. M.) 1 mg/kg s. c. alle paar Wochen nach Bedarf.
•Bei stark entzündlichen Hautveränderungen können Benzodiazepine versucht werden, bis die Entzündungsreaktion unter Kontrolle gebracht ist: Bromazepam (div. H. M.) 1 – 2 mg/kg KGW täglich (Auftreten von Heißhunger), Diazepam 1 – 2 mg/Katze p. o. alle 12 – 24 h.
•Bei stereotyp gewordenen Verhaltensweisen: Beeinflussung des dopaminergen Systems durch Selegilin
(Selgian®):
0,5 mg/Katze als einzelne morgendliche Dosis über 2 –
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