Therapielexikon der Kleintierpraxis
kann je nach Fall mit einem gleichbleibenden, einem erniedrigten oder einem erhöhten extrazellulären Volumen (ECV) einhergehen.
Ätiologie und Pathogenese
Die Hyperosmolalität des Extrazellulärraums kann verursacht sein durch:
•Reinen Wasserverlust. In diesem Fall bleibt das ECV unverändert.
•Hypotone Flüssigkeitsverluste. In diesem Fall nimmt das ECV ab.
•Massive und schnelle Zufuhr von Osmolen. In diesem Fall ist das ECV erhöht.
Tab. 1.27 gibt einen Überblick über die jeweiligen Hauptursachen.
Tab. 1.27 Hauptursachen für eine Hyperosmolalität des Extrazellulärraums
Klinische Symptome und Laborwerte
Durst ist das auffälligste Symptom eines intrazellulären Flüssigkeitsverlusts (bei vorhandenem Bewusstsein). Kann das Tier trinken, ist die Störung schnell zu beheben (vorbehaltlich der ätiologischen ursprünglichen Korrektur).
Erfolgt keine Durstlöschung, treten folgende klinische Symptome auf: Gewichtsverlust, Hyperthermie, Muskelsteife, Zittern und Konvulsionen, Starre und Koma.
Bei den Blutwerten ist eine Hypernatriämie am auffälligsten (> 156 mmol/l beim Hund; > 160 mmol/l bei der Katze), die der Auslöser einer erhöhten Plasmaosmolalität ist. Plasmaprotein und Hämatokrit sind je nach Ausdehnung des Extrazellulärraums unterschiedlich.
Therapie
Unabhängig von der ätiologischen Therapie ist eine unspezifische Therapie nur einzuleiten
•Bei Tieren, die nicht in der Lage sind, spontan zu trinken, oder die keine Flüssigkeit bei sich behalten.
•Wenn die Hypernatriämie > 170 mmol/l liegt.
In der Praxis folgt die Rehydrierung ätiologischen Überlegungen. Die Hypernatriämie wird regelmäßig kontrolliert.
Intrazellulärer Flüssigkeitsverlust durch reinen Wasserverlust
Zur Kompensation bei Normoglykämie wird isotonische Glukoselösung, bei Hyperglykämie(selten) hypotone Glukoselösung (2,5 %) verwendet. Die theoretisch zu verabreichende Menge kann anhand der Formel bestimmt werden:
Um ein Gehirnödem zu vermeiden, wird dieses theoretische Volumen in der Praxis nicht sofort verabreicht. Vorsichtshalber erfolgt die Gabe der halben errechneten Menge innerhalb der ersten 24 Stunden und eine Kontrolle der Werte sowie deren Korrektur nach derselben Methode.
Die Störungen normalisieren sich schneller, sobald die Wasseraufnahme wieder spontan begonnen wird.
Intrazellulärer Flüssigkeitsverlust durch hypotonen Flüssigkeitsverlust
Der Verlust wird mittels einer hypotonen Lösung aus Wasser und Elektrolyten kompensiert. In der Praxis ist der Einsatz einer 0,45 %igen Natriumchloridlösung ein klassischer Behandlungsansatz.
Intrazellulärer Flüssigkeitsverlust durch Osmolenzunahme
Die Kompensation erfolgt nicht mittels Injektion einer Lösung, wenn das ECV bereits erhöht ist oder ein hohes Lungenödemrisiko besteht. In der Praxis besteht die Kompensation in der vorsichtigen Gabe von Furosemid (5 mg/kg/d, 3 Injektionen) zur vermehrten Natriurese und somit zur Reduzierung der Hypernatriämie, die aufmerksam überwacht werden muss. Parallel dazu wird der Flüssigkeitsverlust durch Injektion isotonischer Glukoselösung kompensiert.
Demodikose (canine)
Definition
Parasitäre Dermatose, hauptsächlich infolge Proliferation und massiver Besiedelung der Haarfollikel und Talgdrüsen durch einen hautspezifischen Kommensalen, die Haarbalgmilbe:
Demodex canis
.
Die in ihrem Schweregrad ausgesprochen variable Demodikose kann in verschiedenen klinischen Formen auftreten, die stark von der Rasse abhängen und häufig unterdiagnostiziert werden. Obwohl bei generalisierter Demodikose die Prognosestellung immer zurückhaltend ist, hat sich die Prognose durch neuartige systemische Therapien beträchtlich verbessert.
Pathogenese
Die besonders komplexe Pathogenese sollte in groben Umrissen bekannt sein, da sie die Verschiedenartigkeit der beobachteten Verlaufs- und klinischen Formen, die Durchführung der Therapie und die vorgeschlagenen Prophylaxemaßnahmen erklärt.
Die Kontamination mit dem Parasiten findet i. d. R. sehr früh statt, während der Laktationsphase. Es konnte nachgewiesen werden, dass Welpen niemals bei der Geburt infiziert sind. Man kann jedoch bereits nach den ersten 24 Lebens stunden Parasiten in den Haarbälgen an der Schnauze feststellen, ohne dass hierdurch Symptome ausgelöst werden. In der Folge sind gesunde Träger von
Demodex
besonders häufig zu finden (85 %), und lediglich ein geringer Prozentsatz der infizierten Tieren entwickelt eine „Demodikose“
Weitere Kostenlose Bücher