Therapielexikon der Kleintierpraxis
Verabreichung systemischer Antibiotika. Diese für alle Rassen geltende Regel ist speziell beim Shar Pei absolut unverzichtbar.
• Unterschiedliche Formen: Die große klinische Polymorphie der Demodikose ist die Ursache für zahlreiche Fehldiagnosen. Der Verdacht auf eine Demodikose besteht grundsätzlich bei Vorhandensein von:
•Zahlreichen Komedonen (prädisponiert, jedoch nicht ausschließlich betroffen, sind Pyrenäenschäferhund, Mops und Yorkshire Terrier).
•Starker Schuppenbildung (West Highland White, Scottish Terrier).
•Schädigung zahlreicher Haarfollikel (prädisponiert, jedoch nicht ausschließlich betroffen, sind Bobtail und Afghane).
• Unter den verantwortlichen Bakterien dominieren die Koagulase-positiven Staphylokokken
(S. aureus
und v. a.
S. intermedius
), manchmal auch in Verbindung mit anderen Arten
(Pseudomonas
etc.).
• Die Epidermis weist eine Hyperkeratose auf, nässt, ist mit Krusten bedeckt. Das Tier erscheint abgemagert, dehydriert, durch die Parasitenund Bakterieninfektion vergiftet. Da die Haut nicht mehr ihre Funktion als Ausscheidungsorgan ausüben kann, treten Symptome einer Niereninsuffizienz auf. Unbehandelt kann innerhalb weniger Wochen der Tod eintreten.
Diagnostik
•Die wesentliche und simple Diagnostik beruht auf der mikroskopischen Untersuchung von Hautgeschabseln: Man sucht sich eine Stelle aus, an der die Läsionen deutlich erkennbar sind. Dann quetscht man die Haut so, dass möglichst viel Talg, die Lebensgrundlage von Demodex, mit dem Inhalt der Haarfollikel nach oben gebracht wird. Dann schabt man mit einem zuvor in Paraffinöl getauchten stumpfen Skalpell die Haut in Wuchsrichtung der Haare, bis kapilläres Blut austritt, verbringt das Material auf den Objektträger und vermischt es mit einem Tropfen Paraffinöl. Das gewonnene Präparat wird abgedeckt und kann unter dem Mikroskop untersucht werden. Dort sind die Parasiten zu erkennen (in der Vergrößerung von 40 – 100), erwachsene Milben (vier Beinpaare), Eier, Larven (drei Beinpaare) und Nymphen. Üblich ist es, zur Therapiekontrolle zwei bis drei Areale auszusuchen, an denen man im Lauf der Behandlung in regelmäßigen Abständen Kontrollgeschabsel entnimmt, um den erwarteten Rückgang der Parasitenzahl pro Areal zu kontrollieren.
• Andere Techniken: Seltener wird die Diagnose aufgrund der mikroskopischen Untersuchung von ausgezupften Haaren (nur im positiven Fall beweisend) oder einer histopathologischen Untersuchung von Biopsien gestellt.
Therapie
Hinweis
Die Therapie besteht aus zwei sich sinnvoll ergänzenden Einheiten:
•Die hygienische Therapie zielt darauf ab, die seborrhoische Reaktion einzugrenzen:Mit Benzoylperoxid-Shampoo (Benzoylperoxid), einem Bakterizid und Antiseborrhoikum, kann die Haut gewaschen und dadurch die verschiedenen Hautabsonderungen entfernt und die Follikelostien freigemacht werden.
•Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, die Haarbalgmilben abzutöten bzw. ihre Vermehrung zu begrenzen. Hierfür ist zwischen topisch oder systemisch wirkenden Präparaten zu unterscheiden. Bei topisch anzuwendenden Präparaten muss besonders bei ausgedehnten Läsionen das Fell zuvor geschoren werden. Diese Notwendigkeit erklärt die wachsende Bedeutung systemisch anwendbarer Präparate.
Verfügbare Präparate
• Amitraz: Amitraz ist das einzige äußerlich anzuwendende Präparat gegen Demodikose, das in der Praxis eingesetzt wird und zugelassen ist. Bei seiner Applikation muss sehr sorgfältig vorgegangen werden.
•Amitraz zählt zur Gruppe der Amidine und wirkt mittels Hemmung der Monoaminoxidase auf das Nervensystem der Parasiten. Im Handel ist es unter dem Namen
Ectodex
® (5 %ige Amitraz-Emulsion) erhältlich.
•Üblicherweise wendet man
Ectodex
® in einer Verdünnung von 1 Teil des Wirkstoffs auf 100 Teile lauwarmes Wasser an (= Waschlösung mit 0,05 % Amitraz). Die Lösung ist nicht stabil (Abbau durch Oxidation und UV-Strahlung) und muss daher vor jeder Applikation neu angemischt werden. Die Waschlösung wird sorgfältig einige Minuten lang mit einem Schwamm auf dem ganzen Körper, sowohl auf den Läsionen als auch auf den gesunden Körperstellen, aufgetragen. Langhaarige Hunde werden zuvor geschoren. Beim Auftragen sind die Augen des Tiers zu schützen (Auflegen einer Kompresse mit Vaseline). Die Lösung wird nach dem Auftragen nicht abgespült. Das Tier sollte man ggf. mit einem Fön trocknen, wenn die Haut nicht zu sehr gereizt ist.
•Je nach Autor und in
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