Therapielexikon der Kleintierpraxis
schwer diagnostiziert werden, da die Lidränder physiologisch bedingt dieerste Zeit zugewachsen sind, damit das muskulonervöse und das lakrimale Sys tem ausreifen können.
Der Defekt kann kongenital (= Blepharophimose) sein mit einer Rasseprädisposition bei Chow-Chow, Bullterrier, Collie und Sheltie. Häufiger jedoch ist er die Folge einer neonatalen Augeninfektion, i. d. R. durch Staphylokokken, manchmal auch durch Chlamydien beim Kätzchen.
Die Lider erscheinen geschwollen, und man kann ein mukopurulentes Exsudat im nasalen Kanthus beobachten. Hornhautläsionen sind möglich, aber nur schwer erkennbar.
Diagnostik
Die Diagnosestellung erfolgt anhand des persistierenden Verschlusses der Lidspalten nach dem 15. Lebenstag und der objektiven Symptome einer Augeninfektion (Mukopus).
Therapie
Die Behandlung umfasst sowohl chirurgische als auch medikamentöse Maßnahmen.
• Die chirurgische Behandlung besteht in der Trennung der Augenlider mithilfe einer weichen Schere (z. B. Sevrin-Stevens-Schere), wobei äußerste Sorgfalt darauf verwendet werden muss, ganz exakt der Verwachsungslinie zu folgen.
• Die medikamentöse Behandlung besteht in der Reinigung der Region und der Bekämpfung der Infektion mit:
•großzügigen Spülungen der Bindehautsäcke und des Augapfels mit anti septischen Lösungen, um das mukopurulente Exsudat wegzuspülen,
•einer topischen Antibiotikatherapie mit geeigneten antibiotischen Augen tropfen (ggf. nach Isolierung des ursächlichen Erregers und Antibiogramm) sowie mit antibiotischen Augensalben für die Nacht.
Hinweis: Bei der Katze kann das partielle oder totale Ankyloblepharon von einem
Symblepharon
oder Verklebungen, i. d. R. entzündlicher Natur, zwischen Bindehaut und Vorderseite der Hornhaut begleitet sein. Diese Anomalie wird manchmal bei Kätzchen festgestellt, die bei der Geburt mit Viren respiratorischer Infektionserreger infiziert wurden (
Herpeskeratitis
,
Katzenschnupfen
).
Ankylosierende Panarthritis der Katze
Hypervitaminose A
.
Anorexie
Definition
Starke Verminderung der Futteraufnahme bzw. vollständiger Appetitverlust. Ein bei zahlreichen Erkrankungen auftretendes Symptom.
Ätiologie
Die Diagnostik kann vereinfacht werden, indem man einer ätiologischen Einordnung folgt, die folgende Formen unterscheidet:
• Primäre Anorexie, bei der der pathologische Prozess direkt das Appetitzentrum im Hypothalamus betrifft.
• Sekundäre Anorexie, deren nicht im Gehirn lokalisierte Ursache die nervöse und endokrine Steuerung des Hungers betrifft.
• Pseudoanorexie, bei der das Tier seinen Hunger nicht stillen kann aufgrund von Erkrankungen, die die Mechanismen des Ergreifens, Kauens und Abschluckens des Futters betreffen.
I Primäre Anorexie
A. Neurogen:
1.Erhöhung des intrakraniellen Drucks:
a)Gehirnödem.
b)Hydrozephalus.
2.Intrakranieller Schmerz.
3.Störungen des Hypothalamus:
a)Neoplasien.
b)Infektionen.
c)Traumata.
B. Psychogen:
1.Mentale Anorexie (Mensch).
2.Wenig bis nicht appetitanregendes Futter.
3.Stress.
4.Veränderungen der Lebensweise.
C. Geschmacksverlust.
II Sekundäre Anorexie
A. Schmerzen:
1.Abdominal.
2.Thorakal.
3.An Muskeln oder Skelett.
4.Urogenital.
B. Abdominale Erkrankungen:
1.Dehnung der Serosa.
2.Entzündung (Peritonitis etc.).
3.Darmobstruktion oder -verschluss.
4.Neoplasie.
C. Toxische Substanzen:
1.Exogene Substanzen:
a)Medikamente.
b)Gifte.
2.Endogene Substanzen:
a)Mit Organstörungen verbunden (Leber-, Niereninsuffizienz).
b)Endotoxine.
c)Pyrogene Substanzen? Persistierendes Fieber.
D. Endokrine Störungen:
1.Hyperadrenokortizismus.
2.Hyperkalzämie.
E. Neoplastischer Zustand.
F. Infektionskrankheit.
G. Verschiedene:
1.Herzinsuffizienz.
2.Azetose.
3.Reisekrankheit.
4.Zu heiße Umgebung.
5.Autoimmunerkrankung.
III Pseudoanorexie
A. Erkrankungen der Mundhöhle:
1.Abszedierende oder abgebrochene Zähne.
2.Fremdkörper.
3.Stomatitis, Pharyngitis, Tonsillitis.
B. Paralyse des N. hypoglossus.
C. Paralyse der Mandibula.
D. Fraktur oder Luxation der Mandibula oder des Kiefers.
E. Retrobulbäre Erkrankung:
1.Abszess.
2.Entzündung.
3.Neoplasie.
F. Blindheit.
G. Ösophagitis.
H. Tetanus.
I. Temporomandibuläre Myositis.
Therapie
•Entscheidend ist die Behandlung der Ursache.
•Symptomatische Behandlung.
• Hoch schmackhaftes Futter verabreichen, von hohem Energiegehalt undbester Verdaulichkeit, das den Bedarf an Fettsäuren, Mineralstoffen und Vitaminen abdecken
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