Therapielexikon der Kleintierpraxis
Bilirubins), Bestimmung des Haptoglobins (Rückgang bei Hämolyse), Harnuntersuchung (Hämoglobinurie, Nachweis von Gallenpigment).
Ätiologische Diagnostik
Je nach Lokalisation oder Mechanismus der Hämolyse werden unterschieden:
• Intravaskuläre Hämolysen:
• Parasiten:
Babesia canis
(Blutausstrich).
• Immunvermittelt (autoimmunhämolytische Anämie: AIHA): Autoanti körper IgM oder IgG (direkter Coombs-Test) (s. u. sekundäre AIHA). Die Bestimmung der IgG und IgM ist wichtig für die Prognose: AIHA unter Beteiligung von IgG sind wesentlich einfacher zu behandeln.
• Toxisch (häufig Heinz-Körperchen-Nachweis) oder toxämisch: Chlorate, Kupfersalze, Blei, oxidierend wirkende Stoffe (Methylenblau beim Hund und v. a. bei der Katze), Acetaminophen (Paracetamol, Katze), Zwiebeln (Hund), Injektion von Vitamin K 1 oder K 3 in hohen Dosen, Injektion von hypotonischen Lösungen oder destilliertem Wasser, Schlangengifte.
• Extravaskuläre Hämolysen:
• Immunvermittelt (AIHA): hauptsächlich IgG (direkter Coombs-Test). Beim Hund sind 70 % der AIHA idiopathisch (bei der Katze 40 %). Bei AIHA sollte auf Tumoren (Leukämie, Hämangiosarkom, Karzinom), systemischen Lupus erythematodes, rheumatische Polyarthritis, Parasiteninfektion (Dirofilariose, Babesiose, Leishmaniose) und Infektionskrankheiten (FeLV, FIP, Bronchopneumonie, Hämoplasmose) untersucht werden.
• Membrananomalien (Akanthozytose, hereditäre Stomatozytose).
• Infektionserreger:
Mycoplasma haemofelis
(häufig in Zusammenhang mit dem felinen Leukämie-Virus, wobei die Anämie nicht ausschließlich hämolytisch ist).
Ehrlichia canis
(die Anämie ist nicht ausschließlichhämolytisch, trotz positiver Coombs-Reaktion, sondern gleichermaßen auf eine verminderte Hämatopoese zurückzuführen).
• Pyruvatkinase-Defizienz der Erythrozyten (Basenji, Beagle).
• Hämolysen infolge mechanischer Schädigung der Erythrozyten.
• Disseminierte intravasale Koagulopathie.
•Hämolytische Anämie mit neoplastischen Mikroangiopathien (Hämangiosarkome), Anämie bei Niereninsuffizienz (Schädigung der Nieren arteriolen).
•Hämolytische Anämien durch Schädigungen der Herzklappen aufgrund von
Dirofilaria immitis
.
Therapie
• Ätiologische Behandlung:
• Antiprotozoika bei Babesiose (
Babesiose des Hundes, Piroplasmose des Hundes
).
• Kortikoidtherapie (bei AIHA): Prednisolon (2 – 4 mg/kg/d p. o.) auf zwei Tagesdosen bis zum Rückgang der Anämie (Retikulozytenzahl und Hämoglobin eine Woche nach Behandlungsbeginn kontrollieren). Danach die Dosis halbieren und über einen Monat beibehalten. Zwei bis vier Monate nach Ende der klinischen Remission allmählich wieder ausschleichen.
Rezidive sind häufig: Die Behandlung wird nach obigem Schema wieder aufgenommen.
• Immunsuppressiva außer Kortikoiden: bei fehlendem Behandlungserfolg nach dem vorgenannten Schema kann man das Immun suppressivum Cyclophosphamid
(Endoxan
® [H. M.]) in einer Dosis von 2 mg/kg 1 × tgl. p. o. vier Tage/Woche verabreichen oder Azathioprin (div. H. M.) in einer Dosis von 2 mg/kg 1 × tgl. p. o. Die Toxizität dieser Präparate sollte man kennen und die genannten Dosierungen eventuell modifizieren.
Jeder der genannten Wirkstoffe wirkt myelotoxisch und kann Alopezien auslösen. Cyclophosphamid kann zudem schwere Hämaturien hervorrufen.
Ciclosporin
(Atopica®):
bei Therapieresistenz (10 mg/kg p. o. über zehn Tage).
Die Behandlungsdauer mit Immunsuppressiva beträgt ein bis zwei Monate. Regelmäßige hämatologische Kontrollen sind unabdingbar. Im Einzelfall kann eine zusätzliche Gabe von Breitspektrumantibiotika aufgrund der durch die Präparate hervorgerufenen Immunsuppression erwogen werden.
•Eine Splenektomie kann bei AIHA mit Wärme-Autoantikörpern und AIHA mit Autoagglutininen (IgG-AIHA) oder Splenomegalie in Erwägung gezogen werden, wenn die Behandlung mit Kortikoiden oder Immunsuppressivafehlschlägt. Die Ergebnisse der Splenektomie variieren: Bei IgM-AIHA ist sie wirkungslos.
• Spezifische Behandlung bei Intoxikation und Schlangengiften.
• Symptomatische Behandlung: Bei schwerwiegender Hypovolämie (Hämatokrit < 20 %) ist eine Bluttransfusion indiziert. Bei Vorliegen einer AIHA ist Vorsicht geboten, da ein erhöhtes Risiko einer Hämolyse der transfundierten Erythrozyten besteht, die einen Schockzustand, eine disseminierte intravaskuläre Koagulation oder eine akute Niereninsuffizienz induzieren kann. In solchen Fällen muss eine
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