Therapielexikon der Kleintierpraxis
zur Sauerstoffversorgung des Gewebes zur Folge hat“ (Rapin). In der Ätiologie und der Pathogenese unterscheidet man zwischen hypovolämischem und isovolämischem Schock, der wiederum in kardiogenen, septischen, neurogenen und anaphylaktischen Schock unterschieden wird.
• Der hypovolämische Schock entsteht durch einen Flüssigkeitsverlust, wenn die Menge des in den Gefäßen zirkulierenden Bluts um 20 – 30% abnimmt. Dieser Verlust kann sehr unterschiedliche pathologische Ursachen haben: apparente oder innere Blutungen, aber auch längeres und reichliches Erbrechen, Durchfall, Polyurie oder, bei chirurgischen Eingriffen, die Gewebeverdunstung bei Operationswunden und vor allem der Luft ausgesetzten inneren Organen.
• Der isovolämische Schock ist bei Karnivoren selten. Er wird bei metabolisch bedingter Herzinsuffizienz beobachtet, als Folge einer Azidose oder Anoxie. Der septische Schock ist beim Hund und bei der Katze die große Ausnahme, wohingegen er bei Primaten häufig auftritt. Er entsteht während einer Septikämie als Folge eines Austritts plasmatischer Blutbestandteile aufgrund erhöhter Kapillarpermeabilität. Der neurogene Schock ist die Folge starker Traumata der Zerebrospinalachse. Er entsteht aufgrund eines Ausfalls des Vasotonus infolge einer verringerten Aktivität des Sympathikus. Der anaphylaktische Schock, der durch eine Antigen-Antikörper-Reaktion ausgelöst wird, ist verbunden mit einer venösen Vasoplegie und dem Austritt plasmatischer Blutbestandteilen.
Kreislaufversagen
Kreislaufversagen zieht Funktionsstörungen durch Isch ämie der großen Organe nach sich.
Nierenversagen
Nierenversagen ist auf die Verringerung der glomerulären Filtration zurückzuführen. Das Einsetzen des Schocks führt zur Organschädigung aufgrund akuter tubulointerstitieller Nephropathie.
Lungenversagen
Frühes Anzeichen einer nachlassenden Lungenfunktion ist die mangelnde Durchblutung der Alveolen. Die Lungenleistung nimmt ab und führt zu einer Kompensationsreaktion in Form verstärkter ventilatorischer Bewegungen. Die erhöhte Arbeit der Atemmuskeln verstärkt den Erschöpfungszustand des erkrankten Tieres.
Verminderte Durchblutung des Mesenteriums
Sie ruft eine Anoxie im Gastrointestinaltrakt hervor, die zu diffusen Darmnekrosen führen kann, die wiederum Hämorrhagien auslösen. Der Abfall des Blutsauerstoffs begünstigt die Vermehrung anaerober Bakterien und die Diffusion ihrer Toxine in den Pfortaderkreislauf.
Verminderte Durchblutung der Leber
Sie hat die Nekrose der Leberläppchen zur Folge. Anzumerken ist, dass die Stoffwechselfunktionen der Leber (Glykogenese, Proteinsynthese, Entgiftung) einer Anoxie lange widerstehen. Es scheint, dass die Toxine der Darmbakterien eine große Rolle beim Zusammenbruch dieser Funktionen spielen.
Koronarkreislauf
Der Koronarkreislauf hält sich während des Schocks lange aufrecht. In einem späteren Stadium tritt eine Herzinsuffizienz metabolischen Ursprungs auf, die die Kreislaufdepression noch verstärkt und zum Tod führt.
Diffuse Verbrauchskoagulopathie (disseminierte intravasale Koagulation)
Der Schock wird von einer diffusen Verbrauchskoagulopathie aufgrund des Fibrinogenverbrauchs bei der intravasalen Agglomeration der Erythrozyten (Sludge-Phänomen) begleitet. Mikrothromben hemmen die Kapillarzirkulation hauptsächlich der Leber. Dies erklärt auch die petechialen Hämorrhagien der großen Organe und der Serosa. Der Eintritt der intravasalen Hämagglutination scheint die Grenze der therapeutischen Reversibilität von Schockzuständen darzustellen.
Durch Schock verursachte Stoffwechselzustände
Erschöpfung der Energiereserven der Zellen: Fehlen von Glykogen und von Metaboliten mit energiehaltigen Phosphaten (ATP, Phosphagen) aufgrund einer metabolischen Azidose durch anaeroben Stoffwechsel. Dieser produziert organische Säuren, die nicht mehr von der Leber metabolisiert werden können, während akutes Nierenversagen deren Ausscheidung sowie die des Ions H + verhindert.
Schocksymptome
•Blasse Schleimhäute.
•Kapilläre Rückfüllungszeit (CRF) > 2 Sekunden.
•Schwacher Puls.
•Tachykardie.
•Hypothermie.
•Nachlassende Ansprechbarkeit (Bewusstseinstrübung).
Prophylaxe bei Kreislaufversagen
Die Prophylaxe bei Schock infolge von Traumata, chirurgischen Eingriffen, Magen-Darm-Erkrankungen oder während einer bakteriellen Infektionserkrankung besteht darin, das Eintreten eines Kreislaufversagens zu verhindern. Dazu müssen der
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