Therapielexikon der Kleintierpraxis
Blinddarms.
•Ketose: Die verminderte Glykämie führt zu hepatischer Lipolyse → Bildung von flüchtigen Fettsäuren → Oxidation → Ketoazidose → Niedergeschlagenheit, Anorexie und Tod.
Ursachen für Anorexie
Alle Faktoren, die Stress oder Schmerzen hervorrufen.
•Bukkodentale Erkrankungen:
•Fortgeschrittene Malokklusion der Schneidezähne.
•Hochgradige Malokklusion der Backenzähne mit Verletzung der Zunge oder Backe.
•Bukkodentaler Abszess mit Darmstase.
•Gastrointestinale Hypomotilität (Darmstase, Ileus) infolge von Schmerzen oder Stress.
•Magendilatation durch Aufnahme von Haaren bei der Fellpflege (Trichobezoare) oder von Fremdkörpern (Karton, Gips, Pflanzenfasern etc.).
•Blinddarmparese in Verbindung mit mukoider Enteritis.
•Darmobstruktion durch Fremdkörper.
•Mukoide Enteritis: Dysautonomie mit Diarrhö, dann Schleim.
•Clostridienenterotoxämie.
•Akute oder chronische Nierenerkrankung.
•Ketose bei adipösen Kaninchen.
•Akuter Schnupfen (Pasteurellose) mit Hyperthermie.
•Neoplasie.
•Systemische Infektion: Myxomatose, RHD (VHD).
•Intoxikation.
Vorgehensweise bei Anorexie
• Vorbericht: Alter, Kaufdatum, Haltungsbedingungen, Erscheinungsbild, Dauer der Anorexie.
• Klinische Untersuchung des Patienten:
•Gewicht, Abschätzen des Gewichtsverlusts: kritischer Zustand ab ⅓ des Körpergewichts.
•Rektale Temperatur: Hypo- oder Hyperthermie sind bedenklich.
•Beurteilung des Allgemeinbefindens: sternaler oder lateraler Dekubitus, Benommenheit, Immobilität, starrer Blick.
•Vorhandener oder fehlender Verdauungstransit: Tageskot normal, klein und trocken oder fehlend. Zäkotrophe am Anus verklebt bzw. im Käfig liegend oder nicht.
•Beurteilung der Aufblähung des Abdomens.
•Dehydratationsgrad ermitteln durch Ziehen einer Hautfalte (Dehydration > 7 % erfordert sofortige Behandlung).
• Stationäre Aufnahme bei schlechtem Zustand des Patienten.
• Ergänzende Untersuchungen:
• Grunduntersuchungen:
–Röntgen der Maulhöhle.
–Abdominale Röntgenuntersuchung: Suche nach Magenstase (Magendilatation oder -retention), zäkaler Stase (Gas oder zäkale Retention), Darmstase.
–Harnuntersuchung: pH, Proteine, Dichte, Ketonkörper, Zucker. Diese einfache Untersuchung ermöglicht es, eine eventuelle Ketose festzustellen.
–Notfall-Blutuntersuchung: Glukose, Harnstoff, Hämatokrit, Gesamtprotein.
• Weitergehende Untersuchungen:
–Magenfibroskopie.
–Bariumsulfat-Transit.
–Ultraschall von Abdomen und Thorax.
–Vollständige Blutuntersuchung.
• Prognose:
•Ketose und hochgradige Niereninsuffizienz bedeuten eine sehr schlech te Prognose.
•Eine fortgeschrittene Ketose ist irreversibel.
•Je län ger ein Stillstand des Verdauungstransits andauert, desto schlechter ist die Prognose.
• Behandlung der Ursache:
•Bukkodentale Behandlung:
Zahn- und Maulhöhlenerkrankungen
.
• Behandlung der Stase im Verdauungstrakt:
Magenstase,
Tab. 2.6 .
•Prävention oder Behandlung der Clostridienvermehrung.
Tab. 2.6 Medikamentöse Behandlung der Magenstase und von Trichobezoaren beim Hauskaninchen
Zu diesem Zweck sind folgende Maßnahmen nützlich oder sogar unverzichtbar:
•Eine Nasen-Schlund-Sonde legen, um Wasser, flüssiges Futter und Medikamente p. o. zuzuführen.
•Einen venösen, osseären oder intraperitonealen Zugang legen, um den Patienten zu rehydrieren.
Anorexie beim Meerschweinchen
Verdauungsphysiologie
Meerschweinchen sind strikt herbivor und betreiben echte Koprophagie (des Blinddarmkots), wodurch sie ihren Bedarf an B-Vitaminen decken und ihre Darmflora mehr oder weniger konstant halten. Die Magenkapazität beträgt 15 – 25 ml. Das voluminöse Zäkum hat ein 8- bis 10-fach höheres Fassungsvermögen als der Magen. Wegen der Darmlänge (2,5 m) und der sehr langsamen Verdauung (die Darmpassage kann 1 Woche dauern, der Nahrungsbrei schoppt sich an und überlagert sich sukzessive), sind Meerschweinchen sehr anfällig für Magen-Darm-Erkrankungen. Für eine ungestörte Darmpassage ist ein ausreichend hoher Zelluloseanteil in der Futterration notwendig. Die Zelluloseverdauung findet im Bereich des Verbindungspunkts von Ileum, Zäkum und Kolon mithilfe der Verdauungssäfte des Ileums und der Galle statt. Jedes Ungleichgewicht der Darmflora führt zu einer starken Vermehrung der koliformen Keime.
Die Darmflora besteht aus folgenden Komponenten:
•Überwiegend aus Laktobazillen (Aerobier, grampositiv)
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