Therapielexikon der Kleintierpraxis
innerer Rand der Augenlider, Anus, Präputium oder Vulva.
• Die Diagnosestellung beruht auf dem klinischen Erscheinungsbild im Zusammenhang mit den histopathologischen Veränderungen: hydropische Degeneration der Basalmembran, Pigmentinkontinenz und lymphoide Infiltrate der Dermis.
• Die Prognose ist gut. Die Behandlung muss individuell auf den Patienten abgestimmt und dem jeweiligen Bedarf periodisch angepasst werden („Behandlung je nach Bedarf“).
•Leichte Verlaufsformen können kontrolliert werden durch lokale Behandlung mit Sonnenschutz (mechanischer Schutz wird von den Tieren unterschiedlich gut toleriert) möglichst geringe Sonnenexposition und ggf. zusätzlich lokale Kortisonsalben (Clobetasol [div. H. M.]).
•Vitamin-E-Dauergaben
(Bela-Monovit E
®) in einer Dosis von 50 mg/kg/d bei leichten Fällen oder beginnender Symptomatik sowie versuchsweise zur Vermeidung einer Kortikoidtherapie. Der Wirkungseintritt erfolgt erst nach mehreren Wochen und erfordert zusätzlich eine reduzierte Sonnenexposition. Auch essentielle Fettsäuren in Kombination mit Vitamin E können eingesetzt werden.
•Die Kombination von Nicotinamid und Tetracyclin scheint in 50 – 75 % der Fälle wirksam zu sein (je 250 mg/d bei Tieren < 25 kg; je 500 mg/d bei Tieren > 25 kg). Ihre Verträglichkeit ist gut, und sie ist zur lebenslangen Anwendung geeignet. Eine reduzierte Sonnenexposition ist aufgrund der Photosensibilisierung durch Tetracyclin unverzichtbar.
•Als Alternative zur lokalen Kortikoidapplikation können lokale Immunmodulatoren wie Tacrolimus
(Protopic
® [H. M.] 0,1 %: über 2 Wochen anfangs 2 × tgl., dann 1 × tgl.) oder Pimecrolimus
(Elidel
® [H. M.] in gleicher Dosierung) versucht werden. Aufgrund lokaler Unverträglichkeitenmuss die Behandlung in manchen Fällen abgesetzt werden.
•Eine systemische Glukokortikoidtherapie kann erforderlich sein, wenn die anderen Behandlungsalternativen nicht die erwünschte Wirkung zeigen.
Therapiekonzepte bei Autoimmundermatosen
Ziel der Behandlung ist es, die Bildung von Autoantikörpern durch Veränderung oder Anpassung der Immunantwort zu unterdrücken.
Die Therapie muss auf jeden Patienten individuell abgestimmt werden. Konsequentes diagnostisches Vorgehen ist ebenso unverzichtbar wie eine strenge Überwachung des Gesundheitszustands vor und während der Therapie.
Bei gesicherter Diagnose muss der Patientenbesitzer darüber aufgeklärt werden, dass nur durch gute und konsequente Zusammenarbeit ein gutes Behandlungsergebnis zu erzielen ist.
Kortikoidtherapie
Glukokortikoide stellen die Grundlage der Behandlung in der Mehrzahl der Fälle dar. Sie werden in immunsuppressiver Dosis und manchmal über einen langen Zeitraum gegeben.
Wahl des Kortikoids
Bei einer langfristigen Behandlung muss unbedingt die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse beachtet werden, daher kommen Kortikoide mit kurzer Halbwertszeit zum Einsatz. Man verwendet Prednison (div. H. M.), Prednisolon und Methylprednisolon (div. H. M).
Dosierung beim Hund
• Einleitung der Immunsuppression: 2 – 4 mg/kg/d, auf 2 Dosen (morgens und abends) verteilt, über einen Zeitraum von 10 – 21 d (mittlere Dosis: 3 mg/kg/d über 12 d).
• Erhalt der Immunsuppression: Nach Abklingen der Symptome wird die Kortikoidtherapie schrittweise reduziert. Bis zum Erhalt eines befriedigenden Zustands wird die Dosis jede Woche um die Hälfte reduziert.
Eine minimale Kortikoidtherapie muss selbst nach Verschwinden der Symptome noch über 2 – 3 Monate aufrechterhalten werden.
Dosierung bei der Katze
•2 – 6 mg/kg/d auf 2 Dosen.
•Einige Fälle des Pemphigus foliaceus und über 50 % der Fälle des Pemphigus vulgaris und des bullösen Pemphigoids sprechen auf eine Kortisonmonotherapie ungenügend an oder zeigen unter dieser zu starke Neben wirkungen. In diesen Fällen kommen antimitotisch wirkende Medikamenteals Immunmodulatoren allein, meistens jedoch in Kombination mit einer Kortikoidtherapie zum Einsatz (Kombinationstherapie).
Antimitotisch wirkende Immunmodulatoren
•Alkylanzien (Cyclophosphamid und Chlorambucil), Thiopurine (Azathioprin und 6-Mercaptopurin) und Goldsalze. Bei Katzen kommt ausschließlich Chlorambucil zum Einsatz, da sie äußerst sensibel auf die toxischen Effekte der zuvor genannten Substanzen reagieren. Beim Hund: Azathioprin (div. H. M.).
•Die Grunddosis liegt bei 50 mg/m 2 /d (1 – 2 mg/kg/d, wenn möglich auf 2 Dosen verteilt).
•Der Wirkungseintritt erfolgt
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