Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
des Verbrechens zu sammeln, hatte Thomas seine Entscheidungen hundertmal in seinem Kopf durchgespielt. Hätte er diese Tragödie verhindern können?
Er trat auf den Bürgersteig und atmete die kühle Nachtluft ein. Die Bar auf der anderen Straßenseite war nun geschlossen und nur sein sowie Eddies Motorrad waren noch dort geparkt. Schritte neben sich hörend, drehte er den Kopf und sah, wie Cain zu ihm stieß.
„Sie hätten es so oder so getan“, meinte Cain.
„Was?“
„Diese vier Vampire. Wenn nicht heute, dann hätten sie es bei einer anderen Gelegenheit erledigt. Es sah geplant aus. Und wir können nicht überall zur gleichen Zeit sein. Auch wenn ich die Beschreibungen früher gelesen hätte, ist das keine Garantie, dass Oliver und ich sie hätten aufhalten können oder überhaupt nahe genug rangekommen wären, um herauszufinden, was sie taten, bis es zu spät war.“
Cain legte seine Hand auf Thomas‘ Schulter und drückte sie.
Thomas lachte bitter. „Deshalb fühle ich mich auch nicht besser.“ Denn das änderte immer noch nichts an der Tatsache, dass das Verbrechen Kaspers Handschrift trug. Wollten ihm dessen Anhänger eine Nachricht schicken? War dies eine direkte Drohung?
„Du und Maya, ihr habt das Kind gerettet. Zählt das nicht?“
Langsam nickte er. Zumindest hatte ein Unschuldiger überlebt. „Doch. Gute Nacht, Cain.“
„Nacht, Thomas.“
Mit schwerem Herzen überquerte Thomas die Straße und näherte sich seinem Motorrad. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und schwang sich auf den Sitz, als er bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Er blickte zu den Reifen hinunter.
„Scheiße!“
Thomas sprang vom Motorrad und inspizierte den Schaden. Beide Reifen waren aufgeschlitzt worden und vollkommen platt. Wütend stieß er seinen Stiefel gegen das Hinterrad. Wer hatte das getan und warum? War das eine weitere Nachricht?
„Stimmt etwas nicht?“, kam Eddies Stimme von hinter ihm.
„Irgendein Arschloch hat meine Reifen aufgeschlitzt.“
Eddie trat in seinen Blickwinkel und sah sich das Motorrad an. „So ein Mist!“
Thomas fuhr mit einer Hand durch sein Haar und schloss die Augen für einen Moment. Dann blickte er zu Eddie. „Kannst du mich nach Hause fahren, damit ich den Van holen kann?“
Eddies Augen blitzen in der Dunkelheit auf. Sein kurzes Zögern bestätigte Thomas, dass Eddie besorgt war, ihm körperlich nahe zu kommen. Thomas wollte gerade sagen, dass er sich ein Taxi nehmen würde, als Eddie plötzlich nickte.
„Klar, kein Problem. Spring auf.“
Eddie bestieg sein Motorrad und fegte den Ständer mit dem linken Fuß weg, bevor er es in Richtung Straße wandte und den Schlüssel im Schloss drehte. Thomas schwang sich hinter ihm hinauf und legte seine Arme um Eddies Taille. Als Eddie das Motorrad beschleunigte und in die Straße einbog, wurde Thomas zurückgezogen und er festigte seinen Griff um Eddies Oberkörper. Er bemerkte, dass Eddie wie so oft keinen Helm trug. Genau wie er fuhr auch Thomas lieber ohne Helm. Und heute Abend war die kühle Luft, die um seine Ohren blies, genau das, was Thomas brauchte.
Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal als Sozius auf einem Motorrad mitgefahren war, doch er erinnerte sich, dass es ihm nie besonders gefallen hatte. Heute Abend war er allerdings froh, sich nicht auf den Verkehr konzentrieren zu müssen und stattdessen seinen Gedanken nachhängen zu können.
Sich an Eddie festzuhalten gab ihm ein seltsames Gefühl von Ruhe und Frieden. Sich sicher zu fühlen, wenn er doch wusste, dass er nie wirklich in Sicherheit war, weder vor den externen Bedrohungen, die von Kaspers Anhängern ausgingen, noch vor der Bedrohung, die von der dunklen Macht in ihm kam. Doch die Wärme von Eddies Körper, die sich in seiner Brust ausbreitete, gab ihm ein Gefühl von Zuhause, das er lange Zeit nicht mehr verspürt hatte. Denn Eddie war sein Zuhause.
Thomas seufzte und lehnte seinen Kopf näher zu Eddie, atmete den männlichen Duft seiner Haut und seiner Haare ein. Unwillkürlich drückte er seine Schenkel fester gegen Eddies Oberschenkel, und es fühlte sich an, als würde Eddie den Druck erwidern. An jeder Stelle, wo ihre Körper sich berührten, glaubte Thomas in Brand zu stehen. Wenn er nicht bald von diesem Motorrad stieg und sich von Eddies verlockendem Körper entfernte, würde er verbrennen. Oder er würde etwas Dummes anstellen, wie Eddie an der nächsten Ampel von der Maschine zu ziehen und ihn wie ein Tier
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